Eintracht Frankfurt Eintracht Frankfurt: Strohhalm Gnadengesuch

Frankfurt/Main/dpa. - Eintracht Frankfurt klammert sich an den letzten Strohhalm im Kampf um die Lizenz für die 2. Bundesliga. EinGnadengesuch beim «Ständigen Schiedsgericht» der Deutschen Fußball-Liga (DFL) scheint der letzte Ausweg aus der größten Krise des 103 Jahre alten Traditionsvereins. Finanzielle Hilfe ist nicht in Sicht.
Mit dem Ludwigsburger Rechtsanwalt Christoph Schickhardt habensich die Hessen nach dem Lizenzentzug am Mittwoch durch die DFL einen Experten an die Seite geholt, der in ähnlicher Situation Hertha BSC Berlin und dem VfL Wolfsburg in allerletzter Instanz das Spielrecht im Profigeschäft sichern konnte.
Seit den Jahren des Niedergangs spaltet die «Launische Diva vomMain» mit ihrer schillernden Vergangenheit und nun wohlhoffnungslosen Zukunft im Amateurlager die Stadt und die RegionRhein-Main in Pro und Kontra. Die Lizenzverweigerung reißt nicht nurdas von jahrelanger Misswirtschaft und amateurhafter Führung geprägteGründungsmitglied der Fußball-Bundesliga in den Abgrund. Auf demSpiel steht nicht nur der Traditionsverein mit 6000 Mitgliedern und14 Amateur-Abteilungen, die mit in den Strudel gezogen werden.
Im Sog der anstehenden Insolvenz müssen auch die Millionen teurenGroßprojekte mit dem Stadion-Neubau zur Fußball-WM 2006 für 150Millionen Euro und die nationale Bewerbung für die Olympische Spiele2012 neu bewertet werden. Die Eintracht AG mit dem Profi-Fußball warimmer Basis zur Berechnung und Kalkulation für die zu prüfendeWirtschaftlichkeit des reinen Fußball-Stadions für 50 000 Zuschauer.
Fällt die AG als Nutzer mit dem bisherigen Mietvolumen von 800 000Euro im Stadion weg, bliebe nur noch das Football-Team der FrankfurtGalaxy mit fünf Heimspielen pro Jahr als beachtlichen Nutzer. Da fürdie Stadion Gmbh als derzeitigem Betreiber des im Abbruchbefindlichen Waldstadions noch kein Nachfolger gefunden worden ist,bleibt ein großer Unsicherheitsfaktor in den Kalkulationen.
Bis zum Spatenstich am 17. Juni auf den Trümmern für den Umbau desmaroden Waldstadions sind bisher schon Verpflichtungen in Höhe vonrund 57 Millionen Euro entstanden. Das teilte der Geschäftsführer der«Frankfurter Waldstadion Betreibergesellschaft», Klaus Kröll, amDonnerstag mit. Würde das Stadion nicht gebaut, wären 15 Prozent derBausumme von 150 Millionen Euro aus Vertragsstrafen an den Bauträger«Max Göbl GmbH» fällig.
«Es wäre eine Katastrophe für die Olympia-Bewerbung, wenn dasStadion nicht gebaut werden würde», sagte Geschäftsführer Hans-JürgenWeiss von der Frankfurter Olympiagesellschaft. FrankfurtsBürgermeister und Sportdezernent Achim Vandreike (SPD) sichert nocham Mittwochabend zu: «Das Stadion wird gebaut.»
Ungeachtet der kontroversen Diskussionen setzte sich am Donnerstagder AG Aufsichtsrat mit Rechtsanwalt Schickhardt zum ersten Malzusammen. «Wegen des schwebenden Verfahrens geben wir ab sofort keineAuskunft mehr», sagte der Rechtsanwalt, der spätestens bis Montag dieBeschwerde beim bei dem dreiköpfigen Schiedsgericht-Gremium mitVorsitz von Wolfgang Grunsky (Bielefeld) einreichen will.
Scheitert das Gesuch, bleibt nur noch eine Privatklage beimLandgericht Frankfurt. Dem Verein Eintracht Frankfurt, an den dieLizenz bei Insolvenz der AG zurückfallen würde, wird dann eine Fristvon 14 Tagen gewährt, um die Wirtschaftlichkeit für die Regionalliga-Lizenz beim DFB nachzuweisen. 1,7 Millionen Euro soll der Etatbetragen. Davon sollte die AG eine Million Euro beisteuern.
Doch auf Hilfe von Außen, von Sponsoren, die den Hessen unter dieArme greifen könnten, ist nach einer Umfrage der «FrankfurterAllgemeine Zeitung» in der Banken- und Wirtschaftsmetropole nichts zusehen. Die «Marke Eintracht» sei negativ besetzt, heißt es. Die AGbrauche «von Unternehmen aus der Region keine Hilfe zu erwarten». DerClub sei «an seinem Schicksal selbst schuld». Auch die Geldinstituteder Stadt gäben sich «extrem zurückhaltend».