Einmaliges Spektakel Einmaliges Spektakel: 12 421 Zuschauer bei Elftliga-Spiel in Leipzig

Leipzig/dpa. - «Wir sind die Größten der Welt», riefen 12 421Zuschauer im Leipziger Zentralstadion - und das bei einem Fußball-Spiel in der elften Liga. Für 90 Minuten kehrte der ehemaligeEuropapokalfinalist 1. FC Lokomotive Leipzig, der nach zweiInsolvenzen in der untersten Liga kickt, an die Stätte der größtenErfolge zurück. Zum Spektakel in der 3. Kreisklasse empfingen dieLeipziger am Samstag in der einzigen ostdeutschen Spielstätte für dieWeltmeisterschaft 2006 den SC Eintracht 09 Großdeuben II.
Beim Kreisklassen-Kick gab sogar der ehemalige NationalspielerHeiko Scholz ein 65-minütiges Gastspiel bei seinem früheren Verein.Vor 16 Jahren spielte der heute 38-Jährige beim letzten Lok-Auftrittim Zentralstadion gegen den SSC Neapel (1:1) im Europapokal. Damalswirbelte Diego Armando Maradona bei den Gegnern, diesmal hieß seinGegenspieler Andreas Wolf. «Es ist mir eine Ehre, etwas von demzurück zu geben, was der Verein mir gegeben hat», sagte Scholz, derfür Dynamo Dresden, Bayer Leverkusen und Werder Bremen elf Treffer in159 Bundesliga-Spielen erzielte. Am Samstag kam ein Treffer in derelften Liga dazu: Scholz erzielte das 1:0.
Die Leipziger gewannen mit 8:0 und sorgten damit auch für Freudebeim neuen Lok-Führer Steffen Kubald. Der 42-Jährige lenkt nach derInsolvenz des Vorgängervereins VfB Leipzig die Geschicke. «Wir machenehrliche Arbeit. Und das honorieren die Zuschauer», sagte Kubald.«Wir machen kein Kasperle-Theater. Das Gastspiel im Zentralstadionist ein einmaliges Ereignis.» Die mehr als 12 000 Zuschauer spültenbei Eintrittspreisen zwischen 3 und 5 Euro jedenfalls eineerkleckliche Summe in die Vereinskasse, die einen Etat von 400 000Euro decken muss.
Nach seiner Ansicht von Kubald muss der ehemalige Bundesligist(1993/94) einen Fusionspartner finden muss, um den mühevollen Weg inhöhere Ligen zu umgehen und nicht nur jedes Jahr eine Klasse zuüberwinden. «Wir haben bis zum 31. Mai nächsten Jahres Zeit. Bisdahin werden wir etwas finden», erklärte Kubald. Vor mehreren Wochenverhandelten die Messestädter mit dem Landesligisten Hausdorfer SV(5. Liga), der sich im letzten Moment gegen eine gemeinsame Zukunftmit den Leipziger entschied.
Noch hält die Euphorie an - auch zur Freude vom früheren LeipzigerErfolgstrainer Hans-Ulrich Thomale. «Die Stimmung ist wie zu bestenEuropapokalzeiten», meinte Thomale, der 1987 die Leipziger bis insEuropapokalfinale der Pokalsieger führte. Gegen Ajax Amsterdam verlorLok damals mit 0:1 durch ein Tor von Marco van Basten. Der Fußball-Lehrer hofft wieder auf bessere Zeiten: «Behütet mir dieses kleinegrüne Pflänzchen, damit in Jahren ein Baum wachsen kann und wir dieErfolge ernten. Vielleicht in der Bundesliga oder im Europapokal.»
Kubald hat die Ziele für diese Saison klar definiert: «Wir wollenin die 2. Kreisklasse aufsteigen und das Finale im Stadtpokalerreichen.» Möglicherweise spielt dann der ehemaligen Bundesliga-Profi Bernd Hobsch mit. Der Stürmer signalisierte Bereitschaft, nocheinmal das blau-gelbe Dress überzustreifen. Damit würde die «Loksche»eine weitere Schlagzeile schreiben, nachdem vor drei Wochen derehemalige DDR-Nationalspieler Henning Frenzel mit 62 Jahren seinComeback in der 1. Mannschaft gegeben hatte und dabei sogar ein Torerzielte.