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Ein Stück Geschichte für den Ringfinger

Von Lothar Gens 08.01.2006, 18:06

Roßlau/MZ. - Als absolut originalgetreues Duplikat des Ringes, der Ende September des Vorjahres an der Roßlauer Wasserburg gefunden worden war und kurz darauf als vermutlich ins 14. Jahrhundert gehörig datiert worden ist. Zuerst war die Idee, dieses schöne Stück mittelalterlicher Goldschmiedekunst auch Otto Normalverbraucher zugänglich zu machen. Die kam von Bernd Stieler, dem Vater des heutigen Produzenten - ebenfalls Goldschmied, jedoch schon im Ruhestand. Sein Sohn Guido nahm die sofort auf, in der Stadt Roßlau und im Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau, das die damaligen Grabungen unter seinen Fittichen hatte, fand er Partner, mit denen eine Vereinbarung über die Herstellung von Duplikaten getroffen wurde. Schließlich erhielt er vom Land Sachsen-Anhalt die Rechte dafür.

Seither schmiedet er fleißig an seinen Ringen, von denen bereits einige einen Besitzer gefunden haben (u. a. die Stadt Roßlau, die Nummer 001 erhielt; die MZ berichtete). Und es liegen auch schon erklecklich Bestellungen vor. Der Goldschmied: "Zur Zeit haben wir rund zehn Ringe gefertigt und mehr Bestellungen als Rohlinge."

Ehe ein solches Stück entstehen kann, bedarf es einiger Vorbereitungen. Zuerst muss ein Abguss des Originals in einer Silikonform angefertigt werden. In dieses Silikon-Negativ wird eine Kunststoffmasse eingebettet, aus dem ein Positiv entsteht. Da dieses Positiv aus einem Kunststoff ist, den man zu 100 Prozent verbrennen kann, wird die künftige Form des Ringes - sozusagen drumherum- gegossen, die Kunststoff-Vorlage darin ausgebrannt. Fertig ist die Form für die Guss-Rohlinge.

Nun beginnt die eigentliche Arbeit des Goldschmieds. Der muss den Gusskopf vom Rohling abtrennen, die innere Schiene des Ringes rund feilen, dann die äußere Schiene des Ringes bearbeiten: den unteren Teil absolut rund glätten und auf dem oberen Teil die Ornamente, die einen Handschlag symbolisieren, mit Feilen, Sägen und Schmirgelpapier sowie einem Fräser filigran nacharbeiten. Und schließlich das Ganze ganz fein schmirgeln, auf Hochglanz polieren. Letztlich auch noch stempeln (ein "S" und ein "T" für Stieler und den Feingehalt des Goldes) sowie die laufende Nummer des Stücks eingravieren.

Bestellungen in 585er Gold (230 Euro, wovon je zehn an Naturkundemuseum und Burgverein gehen) oder 750er Gold oder aber 925er Silber (49 Euro, fünf davon an Museum und Verein) bei Goldschmiedemeister Guido Stieler, Dessauer Straße 86 in Roßlau, Tel. 034901 / 5 37 83