Ein Sommer mit Paul
Hamburg/dpa. - Der Kleinkünstler half dem Künstler. Kabarettist Eckart von Hirschhausen brachte dem Schauspielkollegen Matthias Brandt einige Zaubertricks bei.
Mit ihnen konnte dann Brandt als einst gefeierter Zauberkünstler Raimund Balsam nach Jahren der Stagnation mit viel Depression und Alkohol wieder vors Publikum hintreten und im Berliner Wintergarten sein großes Comeback feiern. So zu sehen an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) in dem ARD-Film «Ein Sommer mit Paul».
In dem Film, der schon vor über zwei Jahren mitten im Berliner WM- Trubel entstand, verliert Balsam seine Frau, eine Fotoreporterin. Sie wird im Kosovo erschossen. Sein Trost bleibt ihr kleiner Sohn. Aber auch der Elfjährige kann den Wahl-Papa nicht vor immer neuen beruflichen und privaten Krisen schützen. Dem Jungen droht schließlich die Überweisung in ein Heim - bis sich Balsam doch noch aufrappelt und zu sich selbst zurückfindet.
Die Geschichte erinnert nicht nur von Ferne an zwei Kino-Oldies aus den 50er Jahren, an «Mein Vater, der Schauspieler» mit O.W. Fischer und «Wenn der Vater mit dem Sohne» mit Heinz Rühmann. In beiden Filmen war der kleine Oliver Grimm das Filmkind, das Millionen Kino-Besucher ans Herz drückten. Hier, nicht ganz so herzig, mehr spröde-jungenhaft, ist es der inzwischen 13-jährige Max Schmuckert. Sein Film-Vater Brandt leugnet die Nähe zu den anderen Filmen gar nicht: «Natürlich kenne ich sie. Das sind ja nun mal wahre Klassiker. Aber zugleich ist das Thema Vater/Sohn eine der zeitlosen, immer wieder zu erzählenden Geschichten, ähnlich wie "Mann liebt Frau". Das lässt sich stets von neuem variieren.»
Die Sorge der Regisseurin Claudia Garde war eher, vom Stoff jede Süßlichkeit fernzuhalten. So darf Raimund Balsam neben rührenden auch etliche herzlich unsympathische Züge zeigen. Sein Grundproblem in Claudia Gardes Augen: «Die Trauer eines anderen um einen geliebten Menschen verlangt Respekt. Übersteigt diese Trauer aber ein bestimmtes Maß, wird der Mensch für seine Umwelt ein Problem.»
Sorgsam abgestimmt ist das übrige Ensemble: Anna Thalbach als Balsams Schwester, Samuel Finzi als Freund und - oft hilfloser - Anwalt, Judy Winter und Ingo Naujoks als Großeltern. Und in einem Kurzauftritt bei einer Eingangsszene im Altenheim die große alte Dame der deutschen Fernsehgeschichte, Gisela Trowe. Eindrucksvoll findet sie dort, mitten in einer Zaubernummer als zersägte Jungfrau, den Tod. Das störte jedoch die 86-Jährige nicht. Eher schon, dass sie an diesem einen Drehtag nicht so heftig Kette rauchen durfte wie sonst. Und dann die anderen Mitwirkenden in dieser Szene: «Die sind ja alle so schrecklich alt.»