Ehrung Ehrung: Kanzlerin-Orden für Privatier Klinsmann
Berlin/dpa. - Dabei war der einstigeFußball-Bundestrainer und «Macher» des WM-Sommermärchens am Mittwochvon Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich eingeladen worden, umsich das Bundesverdienstkreuz ans Jacket heften zu lassen. Dochselbst die Regierungschefin machte für Klinsmann, der ganzDeutschland in schwarz-rot-goldene Euphorie versetzt hatte, dieEhrung zu einem «internen Termin» im Kanzleramt. «Das ist natürlicheine außergewöhnliche Auszeichnung, die ich aber der Leistung desganzen Teams zu verdanken habe. Die Ehrung erfüllt mich mit Freudeund Stolz», sagte Klinsmann am Abend der dpa.
Seit Beginn der Woche ist der Ex-Bundestrainer schon inDeutschland, hat sich mit seinem Nachfolger Joachim Löw getroffen,mit Torwart-Coach Andreas Köpke und mit Nationalmannschafts-ManagerOliver Bierhoff. Das anhaltend große Interesse der deutschen Fußball-Gemeinde an seiner Person ignorierte er bewusst: «Das war eine langegeplante Privatreise. Ich habe keinen Drang, in der Öffentlichkeit zusprechen.» Klinsmann sieht sich nicht als öffentlicher Mensch, obwohlihn auch die Öffentlichkeit mit zu dem machte, was er heute ist: Einunabhängiger, begehrter und wohlhabender Mann.
Und so konnten bei seinem ersten Deutschland-Besuch nach der WMauch nur die engsten Vertrauten mit ihm sprechen: Zwei Tage war erbei der Familie in Stuttgart, bei Nationalmannschafts-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ließ er ein Problemchen am Knie behandeln.An eine Teilnahme am Gipfeltreffen des deutschen Fußballs am(morgigen) Donnerstag habe er nie gedacht, berichtete Klinsmann, dermit DFB-Präsident Theo Zwanziger und Medienchef Harald Stengertelefoniert hat. Er habe überhaupt erst nach seiner Ankunft aus LosAngeles von dieser Veranstaltung, bei der nochmals ein offiziellerSchlussstrich unter die WM 2006 gezogen wird, erfahren.
Dem offiziellen Auszeichnungsakt der DFB-Elf am 14. August beiBundespräsident Horst Köhler war Klinsmann fern geblieben, weil«andere im Mittelpunkt stehen» sollten. Auch zur Premiere des WM-Films «Deutschland - ein Sommermärchen» kam der Hauptdarstellernicht. Dass er sich so rar gemacht habe in Deutschland, habe abernichts mit einer angespannten Situation zu seinem Land zu tun: «Nein,nein. Es ist einfach bedingt durch unseren Lebensmittelpunkt inKalifornien.» Sensationell Neues habe er auch jetzt nicht zuverkünden, machte Klinsmann im dpa-Gespräch deutlich.
«Ich beschäftige mich derzeit viel mit Fortbildung, aber früheroder später werde ich in den Trainerbereich zurückkehren. Es mussaber eine optimale Lösung sein», erzählte der Welt- undEuropameister, der am Ende des Vorjahres mit den USA verhandelthatte, den Posten des amerikanischen Nationaltrainers dann aber dochnicht übernahm.
Zahlreiche Anfragen von Medien und Unternehmen aus Deutschlandhatte der Wahl-Amerikaner, der schon als Spieler seine eigenenInteressen eisern durchgesetzt hatte, in den vergangenen Monatenabgelehnt. Dass während der WM und danach auch ein kritisches Bildvon ihm gezeichnet wurde, nahm er in Kauf: «Die Menschen, die mirwichtig sind, kennen das wirkliche Bild.» Er sei «völlig unabhängig»,stellte Klinsmann immer wieder als seinen größten Vorteil heraus.Schon sein vor zwei Jahren gestorbener Vater Siegfried hatte strengdarauf geachtet, dass in der Familie Klinsmann das Private von «dadraußen» getrennt wurde.
Dass Angela Merkel, ein bekennender Klinsmann-Fan, alsÜberbringerin des Verdienstkreuzes auserkoren war, dürfte denSchwaben besonders gefreut haben. Die Umarmung der Kanzlerin hatteKlinsmann schon bei der WM als «Ehrlichkeit pur» genossen: «Siegehört zu denjenigen, die immer zu uns gestanden haben, auch in derschwierigen Zeit vor der WM, als wir in Italien 1:4 verloren haben»,erinnerte sich der 108-malige Nationalstürmer. Am Freitag kehrt derAusgezeichnete zu Frau Debbie sowie den Kinder Yonathan und Lailanach Newport Beach zurück.