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Ehe Ehe: Über Probleme mit dem Partner sprechen

Von Carina Frey 17.10.2008, 13:16

Neuss/Berlin/dpa. - "Ich bin fast erfroren neben diesem Mann", sagt sie. "Ich hatte Angst vor seinen Launen, seinem eisigen Schweigen, wenn etwas nicht so lief, wie er es wollte." Gewalttätig war er nie. "Der muss nicht schlagen, damit man das wie Schläge empfindet." Charlotte war 15 Jahre

verheiratet, aber kaum einem erzählte sie von ihrem Unglück. Was gut gewesen wäre, findet Buchautorin Martina Rellin. Was die Probleme nicht lösen würde, hält Autorin Felicitas Lehnert in ihrem Fachbuch dagegen.

"Frauen denken häufig, dass nur sie selbst Eheprobleme haben", sagt Martina Rellin, die in Berlin lebt. Es sei aber sehr befreiend für sie zu hören, dass es anderen genauso geht. Doch über Eheprobleme wird in den seltensten Fällen geredet. "Gerade Frauen arbeiten hart daran, die harmonische Kulisse immer hübsch instand zu halten, fleißig polieren wir das Bild von der eigenen Ehe auf Hochglanz", schreibt Rellin.

Es gibt eine große Unkenntnis über die Ehe, sagt auch die Paarberaterin Felicitas Lehnert aus Neuss. "Es ist für die Leute oft ein Aha-Erlebnis, wenn ich ihnen erzähle, dass viele andere ähnliche Konflikte in der Ehe haben." Ist es also richtig, die Eheprobleme nach draußen zu tragen und mit Freunden darüber zu sprechen? "Es tut gut, deshalb sollte man es tun", findet Martina Rellin. Allerdings birgt das auch Risiken. Erzählt eine Frau ihrer Freundin von den Eheproblemen, sagt die möglicherweise: "Ich wusste schon lange, dass er nicht gut für dich ist! Da musst du was machen!" Das setzt unter Druck, etwas zu ändern, sagt Rellin.

Ein guter Freund ist üblicherweise parteiisch, sagt Andreas Hänß-gen, Leiter der Hauptstelle für evangelische psychologische Beratung in Hamburg. "Der versteht einen und bestärkt einen in seinem Kummer." Das tut vielleicht gut, helfe allerdings nicht. Das Gespräch müsse in der Ehe geführt werden - denn um die geht es. Doch was ist, wenn der Partner nicht reden will? Charlotte erzählt: "Wenn mein Mann die Praxistür schließt, ist sein Gesprächsbedarf für diesen Tag gedeckt." Entzieht sich ein Partner dem Gespräch, sollte der andere für sich allein überlegen, was er eigentlich will, rät Rellin. Denn oft redeten die Frauen nicht - sie machen Vorwürfe, werden lauter und wiederholen das Gesagte immer wieder. "Es ist kein Wunder, dass der Partner dann dicht macht", sagt Lehnert. Solche Partner müssten lernen, sich wieder zuzuhören. Dafür ist die Freundin nicht die Richtige. "Dann wird professionelle Hilfe notwendig."