Dressurreiten Dressurreiten: Ulla Salzgeber nach verpasstem Gold verbittert

Athen/dpa. - Ulla Salzgeber gab bei ihrem finalen Ritt mit Rustyalles, doch nach der erneuten Niederlage im deutsch-niederländischenDressur-Duell fühlte sie sich von den Punktrichtern verschaukelt. Alsihre große Rivalin Anky van Grunsven am Mittwoch in Athen nach ihremGold-Ritt mit Salinero die Wiederholung des Olympiasieges von Sydney2000 bejubeln konnte, ließ die auf den Silber-Rang zurückgefalleneMannschafts-Olympiasiegerin Salzgeber ihrer Verbitterung freien Lauf.
«Gegen solch eine Richterei kann man nicht anreiten», sagte sieund klagte namentlich den polnischen Punktrichter Wojciech Markowskian, der sie zwei Tage zuvor im Grand Prix Spezial ihrer Meinung nachzu schlecht bewertet hatte. Das hatte sie am Ende den Triumphgekostet. Platz zwei war nach Gold mit der Mannschaft für sie imersten Moment kein Grund zur Freude: «Silber ist ja auch nicht garnichts», meinte sie.
Van Grunsven siegte nach der besten Kür mit insgesamt 79,253Punkten vor der 46-Jährigen aus Bad Wörishofen, die auf 78,833 Zählerkam. Das Damen-Trio auf dem Treppchen machte die Spanierin BeatrizFerrer-Salat komplett, die mit Beauvalais auf 76,667 Punkte kam undDritte wurde. Hervorragender Fünfter wurde als bester Mann HubertusSchmidt mit Wansuela Suerte aus Borchen-Etteln (74,899).
«Ich glaube, Rusty ist sehr gut gegangen. Aber wenn es so seinsoll, soll es so sein», kommentierte Salzgeber enttäuscht, nachdemdas für sie deprimierende Ergebnis auf der Anzeigetafel erschien. FürRusty war es der letzte internationale Einsatz: «Gut, dass es vorbeiist», sagte Salkzgeber. Unmittelbar nach ihrer gelungenen Kür zurMusik Carmina Burana von Carl Orff hatte sich noch ein Lächeln aufihrem Gesicht gezeigt, das nach der Wertung zur Maske erstarrte.
Van Grunsven, die unmittelbar vor ihr geritten war, gewann dasDuell um Gold mit Salzgeber ebenso wie vor vier Jahren in Sydney mitihrem damaligen Pferd Bonfire gegen Isabell Werth (Rheinberg) mitGigolo. Van Grunsven hatte mit ihrer erfolgreichen Aufholjagd kaumnoch gerechnet: «Am Sonntag hatte ich noch gedacht, dass ich da niemehr rankomme.»
Ihre klare Führung hatte Salzgeber am Montag eingebüßt. Nach demGrand Prix war der Abstand von knapp vier Prozentpunkten nachungewohnten Patzern im Spezial auf etwa einen halbenzusammengeschmolzen. «So spannend wollte ich es nicht», hatte sieanschließend gesagt und angekündigt: «Jeder, der mich kennt, weiß,dass ich kämpfen kann. Und das werde ich tun.» Es reichte aber nicht.
In die Phalanx der Reiterinnen drang als einziger Mann HubertusSchmidt mit Wansuela Suerte (74,899) ein. Bei seinem Olympia-Debütüberzeugte der Westfale mit seiner elfjährigen Stute in allen dreiTeilprüfungen und wurde Fünfter. «Ich wollte eigentlich nureinstellig bleiben», erklärte Schmidt, der «erst auf den letztenDrücker auf den Olympiazug gesprungen» war: «Das habe ich jetzt jawohl geschafft».
Der 44-Jährige musste nach den Deutschen Meisterschaften erst vonBundestrainer Holger Schmezer überredet werden, die zweite Olympia-Sichtung in Aachen zu reiten. Jetzt hat er sich mit Team-Gold und alszweitbester deutscher Athen-Starter endgültig in der Weltspitzeetabliert.
Einen völligen Einbruch erlebte am letzten Wettkampftag MartinSchaudt (Albstadt). Sein Weltall verweigerte gleich zu Beginn der mitMusik der Rockgruppe Toto unterlegten Kür den Dienst und stieg hoch.Mit weiteren schweren Patzern und deutlichem Ungehorsam bestätigteder zehnjährige Hengst seinen Ruf, dass Genie und Wahnsinn bei ihmdicht beieinander liegen. Nach dem Grand Prix hatte Schaudt noch aufPlatz vier gelegen und rutschte mit nur 69,656 Prozentpunkten aufRang 15 ab. «Ich kann ihm nicht böse sein», behauptete Schaudt undverwies darauf, dass Weltall seit der Medaillen-Zeremonie amvergangenen Samstag verspannt gewesen sei: «Da kann man nichtsmachen,schließlich soll er nicht nur gehorsam sein, sondern sich auchwohlfühlen.»