Dornburg - drei Schlösser hoch über der Saale
Dornburg/dpa. - Weimar ist jedem ein Begriff. Aber Dornburg? Die drei Schlösser hoch über der Saale zählen zu den weniger bekannten Schätzen Thüringens, die eng mit dem Namen Johann Wolfgang von Goethe verbunden sind.
Den wohl schönsten Blick auf die Dornburger Schlösser bieten die Aussichtsplätze an der südlichen Kante des Muschelkalkfelsens. Rechts liegt das Alte Schloss, links das Renaissance-Schloss und in der Mitte das anmutige Rokokoschlösschen. Gefährlich nah scheinen sie an den Rand des schroffen Kalkplateaus gerückt, zu dessen Füßen sich die Saale schlängelt.
1779 hatte Goethe die damals verwahrlosten Schlösser bei seinen Reisen als Weimarer Minister entdeckt. Ihre malerische Szenerie faszinierte ihn. Künftig wohnte er hier, wann immer er im Amt Dornburg zu tun hatte. In ihren Mauern arbeitete er an Iphigenie, Faust, Egmont und schrieb seine Dornburger Gedichte.
Die Geschichte Dornburgs beginnt allerdings alles andere als romantisch. Im frühen Mittelalter verlief hier die Ostgrenze des deutschen Reiches. Eine wehrhafte Kaiserpfalz auf dem steilen Kalkfelsen diente ab 937 als Bollwerk gegen die Slawen. Im 15. Jahrhundert wurde die Burg zerstört. Auf ihren Grundmauern entstand bis 1521 das Alte Schloss mit dem romanischen Bergfried als Relikt der mittelalterlichen Vergangenheit.
In heiterem Rosa und Gelb prangt das frisch restaurierte Rokokoschlösschen, errichtet von 1736 bis 1747. Mit Festsaal, Herrenappartement und holländisch blauem Speisesaal strahlt es heitere Eleganz aus. Der Rokoko-Garten auf der Bergseite des Schlosses spielt geschickt mit den Höhen des Geländes. Auf der einen Seite nimmt das zierliche Rasenparterre gefangen mit Buchsbaum-Arabesken und Buchsbaum gefassten Beeten. Steinerne Musikanten betonen die Unbeschwertheit der Gartenpartie.
Eine vierflügelige Pergolenanlage mit zentralem Pavillon bestimmt das Parterre gegenüber. Ruhig erhebt sich dahinter die Baumkulisse des kleinen Landschaftsparks, den Carl August nach damals aufkommender Mode rund um das Renaissanceschloss anlegen ließ. Dieses dritte Schloss in der Reihe blickt mit sanft geschwungenen Giebeln ins Tal hinab. 1539 erbaut, wechselte es mehrfach den Besitzer, bis Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar es 1824 erwarb.
Vier Jahre später wurde es zum Zufluchtsort seines Freundes Goethe. Drei Monate lang vergrub der Dichter sich hier nach dem Tode Carl Augusts, um seine Trauer zu verarbeiten. «Bei dem schmerzlichen Zustand des Innern musste ich wenigstens meine äußeren Sinne schonen», schrieb er an seinen Freund Zelter. Wer heute das Schloss betritt, wird durch Möbel, Skizzen und Schriften zurückversetzt in die damalige Zeit. Vom Eckzimmer aus genießt man noch immer den gleichen Ausblick auf Saale, sanfte Hügel und Felder.
Jenseits des Renaissance-Schlosses trennt ein schmiedeeisernes Tor Schlösser und Gärten von der bürgerlichen Welt des Städtchens Dornburg. Rund um den Marktplatz scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Geruhsam lässt sich zwischen niedrigen Häusern, Kirchen und ehemaligem Kammergut schlendern - und fast scheint es, dass gleich die Kutsche des Geheimrats über das Pflaster heranrumpelt.
Informationen: Dornburg-Information, Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 7, 07778 Dornburg (Tel.: 036427/209 34), Dornburger Schlösser, 07778 Dornburg (Tel.: 036427/222 91).