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Doping Doping: Springstein scheitert mit Befangenheitsantrag

Von Sabrina Gorges 06.02.2006, 15:19
Der Angeklagte Thomas Springstein (li.) sitzt am Montag (06.02.2006) vor Verhandlungsbeginn im Saal des Amtsgerichtes in Magdeburg. (Foto: dpa)
Der Angeklagte Thomas Springstein (li.) sitzt am Montag (06.02.2006) vor Verhandlungsbeginn im Saal des Amtsgerichtes in Magdeburg. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Es lägen keine Gründe für einMisstrauen gegen die Unparteilichkeit des Schöffengerichts vor, hießes vom Magdeburger Amtsgericht zur Begründung. Springsteins AnwaltJohann Schwenn hatte am vergangenen Freitag den Austausch desGerichts gefordert, weil es sich «auf einem Verurteilungskurs»befinde.

Schwenn nahm die Niederlage nicht hin. «Dies ist ein eigenartigesProzedere», sagte der Hamburger Rechtsanwalt. «Wir werden HerrnSpringstein nahe legen, einen erneuten Antrag wegen Besorgnis derBefangenheit zu stellen.» Der Trainer folgte dem Rat. Nach einerVerhandlungspause kam der erneute Antrag, das Schöffengericht zukippen. «Hier werden Verfahrensregeln einfach missachtet», sagte derAnwalt.

So fehlten Schwenns Ausführungen zufolge die vorgegebenendienstlichen Äußerungen der Schöffen. Zudem sei eine so kurzfristigeEntscheidung mehr als fragwürdig. «Die Entscheidung desVizepräsidenten wurde wohl mit heißer Nadel gestrickt», sagteSchwenn. «Ich empfehle angemessene Fristen, um den Antrag ordentlichabzuarbeiten.» Bis zu einer erneuten Entscheidung werden nun zweiWochen vergehen. Am 20. Februar wird der Prozess fortgesetzt.

Staatsanwältin Angelika Lux nutze den vierten Prozesstag, um sichgegen die Vorwürfe der Verteidigung zu wehren, sie hätte einerZeitung brisante E-Mails Springsteins zugespielt und damit eine«existenzgefährdende Medienkampagne» zu verantworten. «Ich habe dieTexte verglichen und 211 Abweichungen gefunden», sagte Lux. «DerAbdruck der Mails beruht also ausschließlich auf akustischenWahrnehmungen.» Schwenn hatte offen den Verdacht geäußert, dieAnklagevertreterin sei eine «Informantin». «Ich überlege, es an dieAnwaltskammer zu geben», sagte Lux. «Die Grenzen der Verteidigungwurden klar überschritten.»

Zeugen wurden auch am vierten Prozesstag nicht gehört. Geladenwaren die deutsche Meisterin über 800 Meter, Ivonne Teichmann, undder Leichtathletik-Bundestrainer Thomas Kremer. Ihm hatte dieHauptbelastungszeugin Anne-Kathrin Elbe im Jahr 2004 die Pillenübergeben, die sie von Springstein bekommen haben soll. Daraufhinerfolgte eine Analyse der Tabletten, bei der der Doping-WirkstoffTestosteron-Undecaonat nachgewiesen wurde.