Doping Doping: Prokop fordert Gefängnisstrafen
Hamburg/dpa. - «Das Doping-Kontrollsystem hatsich als nicht ausreichend abschreckend erwiesen», sagte der TübingerSportsoziologe am Mittwoch in einem Gespräch mit der DeutschenPresse-Agentur dpa. Gefängnisstrafen für dopende Sportler fordertenunterdessen Clemens Prokop, der Präsident des DeutschenLeichtathletik-Verbandes (DLV), und Paul Doyle, der Manager von 100-Meter-Weltrekordler Asafa Powell.
«Wir müssen auch die Athleten einbeziehen und mit investigativenMethoden in die Doping-Netzwerke hineinstoßen», forderte Digel. Nichtnur der dopende Athlet dürfe ins Visier genommen und müsse bestraftwerden - auch die Hintermänner: Trainer, Manager, Betreuer,Pharmakologen, Ärzte, Labors. «Sonst kann das ganze Kontrollsystemunterlaufen werden und bleibt stumpf», meinte der Funktionär desLeichtathletik-Weltverbandes IAAF.
Der Fall Marion Jones zeige einmal mehr, dass man eine hoheProfessionalität brauche, damit saubere Athleten nicht vonDopingsündern «beschissen und betrogen» werden. Digel plädierteerneut für eine Vier-Jahres-Strafe bei Doping-Erstvergehen und eine«intensivere Kooperation mit der Polizei und Staatsanwälten, dieermitteln. Sonst treten wir nur auf der Stelle.»
Eine vierjährige Wettkampfsperre müsse allerdings auch «juristischdurchsetzbar» sein. «Effekthascherische Argumente von Leuten, diespontan empört sind, bringen uns nicht weiter», betonte Digel. DieWelt-Antidoping-Agentur WADA müsse glasklare Regelungen schaffen,«die Bestand haben».
Selbst eine vierjährige Sperre sieht Digel keineswegs als«Berufsverbot» für einen Profi-Sportler. «Heute haben wir Karrierenbis 40. Wer da von Berufsverbot redet, der verkennt dieErwerbszeiten.» Und wenn dann tatsächlich ein Athlet «für vier Jahreaus dem Verkehr gezogen wird, weil er seinem Berufsstand Schadenzugefügt hat, ist das für mich eine angemessene Strafe».
Gefängnis geht dem früheren IAAF-Vizepräsidenten im Gegensatz zuProkop aber zu weit. «Die Angst vor Sportstrafen ist unter Athletennicht besonders ausgeprägt», sagte DLV-Chef Prokop der Zeitung «SportBild» (Mittwoch). «Wer den Kampf gegen Doping kompromisslos führenwill», glaubt der Jurist, «muss auch Gefängnisstrafen in Erwägungziehen.»
Für Athleten-Manager Paul Doyle wäre es das «größte Ding», wenndie geständige und gesperrte Dopingsünderin Marion Jones nuntatsächlich zu einer Gefängnisstrafe verurteilt würde. Dies sei füralle Athleten die schärfste Form der Abschreckung. «Derzeit ist esdoch so, dass saubere Athleten wegen Dopings gesperrte Athletensehen, die nach zwei Jahren zurückkommen und wieder Geld verdienen.Das verstärkt doch nur das Verlangen zu dopen», sagte Doyle der«International Herald Tribune» (Mittwochausgabe).