Doping in der Leichathletik Doping in der Leichathletik: «Das neue Repoxygen ist schwer erhältlich»
Frankfurt/Main/dpa. - Für den Heidelberger Wissenschaftler und Doping-Experten Werner Franke istdie Mail Beleg für den Anbruch eines neuen Zeitalters: «Es geht ganzkonkret um transgenes Doping.»
Die belastenden E-Mails von Springstein, der sich in demMagdeburger Prozess wegen Minderjährigen-Dopings verantworten muss, waren bei einer Razzia in seinem Privathaus gefunden worden. In dem Verfahren hatte das Gericht am 16. Januar diese Mails verlesen. «Das neue Repoxygen ist schwer erhältlich. Bitte gib mir bald neue Instruktionen, so dass ich die Produkte vor Weihnachten bestellen kann», heißt es in einer dieser beschlagnahmten Schriftstücke von Springstein. Die Substanz, die als Medikament nicht zugelassen ist, verankert das EPO-Gen in Muskelzellen. Damit löst es die Produktion von Erythropoetin (EPO) und dann im Knochenmark die Bildung von rotenBlutkörperchen aus. Dies führt zu einer Erhöhung der Ausdauerleistungeines Sportlers.
«Repoxygen ist eine ernsthafte Bedrohung», sagte der amerikanischeDoping-Experte Larry Bowers. Mit bisherigen Nachweisverfahren ist dieWirkung dieses Mittels nicht nachweisbar. Bis zu den OlympischenWinterspielen vom 10. bis 26. Februar in Turin ist ein solchesVerfahren nicht mehr zu entwickeln. Die gesundheitlichen Risiken derEinnahme dieses Präparats werden als sehr hoch eingeschätzt.
Im Internet hat sich Springstein, Lebensgefährte und Trainer dervor Weihnachten zurückgetretenen Welt- und Europameisterin GritBreuer, nach dem «FAZ»-Bericht» unter anderen mit dem Arzt BerendNikkels ausgetauscht. Er hat in einem niederländischen TeamEisschnelllauf-Olympiasieger Gianni Romme und Weltmeister ErbenWennemars betreut. Außerdem hat der Ex-Coach auch Kontakt mit einemDoktor Pareita über Dopingmittel wie Anabolika, EPO, Wachstumshormonund reines Coffein gehabt. Pereita warnt ihn zum Beispiel imZusammenhang mit dem Blutverdünner Perfluorkarbon vor synthetischemHämoglobin, das zu einer lebensgefährlichen Abwehrreaktion führenkönne. Gleichzeitig versprach er zu versuchen, es aus amerikanischenKrankenhäusern zu bekommen.
«Das ist nicht nur Doping, das ist kriminell. Hier geht es umAbsprache zur Körperverletzung», meinte Franke nach Ansicht derMails. «Das ist schlimmer als in der DDR und brutaler als beim Balco-Skandal.» Der Balco-Skandal um das gleichnamige kalifornische Laborerschütterte zuletzt den amerikanischen Sport.
Neben der Nennung der Substanzen sind auch die Hinweise aufdie frühere Weltklasseathletin Grit Breier als mögliche Doping-Anwenderin in den Mails enthalten. «Es gibt nur eine Person, die G.B.sein kann: Grit Breuer», sagte Franke und verweist auf die Daten zuden Olympischen Spielen 2004. «Alles, was sie in den letzten Jahrengelaufen ist, ist demnach Lug und Trug.»
Bei der Hausdurchsuchung bei Springstein im September 2004 fanddie Polizei 20 Wirksubstanzen, die der Ex-Coach und Bodybuilder fürden Eigenbedarf angeschafft haben will.