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Doping im Radsport Doping im Radsport: «Jahrelang habe ich mit einer großen Lüge gelebt»

21.11.2006, 13:31
Das Archiv-Foto vom 3. Juli 1995 zeigt den dänischen Radprofi Jesper Skibby vom Team TVM nach der 2. Etappe der Tour de France in Vitre. (Foto: dpa)
Das Archiv-Foto vom 3. Juli 1995 zeigt den dänischen Radprofi Jesper Skibby vom Team TVM nach der 2. Etappe der Tour de France in Vitre. (Foto: dpa) Polfoto

Kopenhagen/Berlin/dpa. - Der frühere dänische Radprofi Jesper Skibby hat in seiner an diesem Mittwoch erscheinenden Biografie eine umfassende Doping-Beichte abgelegt. Der 42-Jährige gibt darin zu, seit 1993 gedopt und dabei kein schlechtes Gewissen gehabt zu haben. «Jahrelang habe ich mit einer großen Lüge gelebt. Die ganze Zeit habe ich eine Komödie vorgespielt, mich hinter einer Maske versteckt. Aber so kann ich nicht mehr leben», schreibt der Profi in dem Buch «Skibby - Verstehen Sie mich richtig», aus dem mehrere dänische Zeitungen am Dienstag vorab Auszüge veröffentlichten.

Der frühere Etappensieger der Tour de France, beim Giro d'Italiaund der Vuelta schildert in seiner Biografie seinen systematischenDoping-Missbrauch. «Ich habe immer mit der Angst gelebt, entdeckt zuwerden. Jahrelang habe ich die Medien angelogen. Jetzt will ich nichtmehr der Sklave meiner großen Lüge sein. Die Reaktionen aus demRadsport-Milieu fürchte ich nicht», betonte Skibby.

In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz nahm er inKopenhagen Stellung zu seiner Dopingbeichte. «Es ist eine verdammtschwere Situation. Es ist ein Thema, das ich immer verheimlichthabe», erklärte Skibby mit Tränen in den Augen vor der versammeltendänischen Presse. Und ergänzte: «Ich war Teil eines Theaterstücks undhabe mein Gesicht hinter mehreren Masken verborgen. Jetzt lasse ichdie Masken fallen.»

In einem Interview mit der TV-Station DR erläuterte er, dass ihndie schlechte Saison 1990 nach anderen Optionen suchen ließ, um imRadsport weiter voranzukommen. «Das Doping hat meinen Körper auflebenlassen», sagte er. Als Grund dafür, jetzt an die Öffentlichkeit zugehen, nannte er, dass er seinen beiden Töchtern (13 und acht Monateals) wieder ehrlich gegenüber treten wolle.

Der Däne beschuldigt in seiner Biografie keine Hintermänner undauch keine anderen Profis. «Ich wollte nur über mich schreiben, nichtüber andere. Ich hoffe aber, dass das Buch der Jugend hilft, Dopingzu vermeiden und die Selbstachtung nicht zu verlieren.»

Andere frühere Radprofis seines Landes wollten sich zu demGeständnis nicht äußern. «Ich habe weder etwas über das Buch gehörtnoch es gesehen. Ich bin nicht dazu im Stande, das zu kommentieren.Das wäre fehl am Platze», sagte CSC-Direktor Bjarne Riis. BoHamburger, der zunächst des Dopings überführt, später aber wiederfreigesprochen wurde, wollte den Fall Skibby ebenfalls nichtkommentieren: «Das muss Jesper auf seine eigene Kappe nehmen.» Skibbywar von 1986 bis 2000 Profi und feierte in dieser Zeit 24 Siege.Unter anderem fuhr er auch für das niederländische TVM-Team.