Die Zürcher Verlobung
Hamburg/dpa. - Schauspielerinnen sind untereinander gar nicht so gemein, wie es immer heißt. Charlotte Schwab zum Beispiel schrieb einen Brief nach dem anderen an den Produzenten Markus Trebitsch, immer mit dem gleichen Tenor.
Er plane doch die Wiederverfilmung eines der Erfolgsfilme seines vor zwei Jahren gestorbenen Vaters Gyula Trebitsch, «Die Zürcher Verlobung». Da komme für die einst von Liselotte Pulver gespielte Hauptrolle in ihren Augen nur eine infrage. Nicht sie selbst, sondern die Kollegin Lisa Martinek aus der ZDF-Reihe «Das Duo». Trebitsch schmunzelte, hatte er doch schon lange keine andere als die Martinek im Auge!
An diesem Freitag (20.15 Uhr) läuft der Film in der ARD. Und wer sich noch an den alten Helmut-Käutner-Film von 1957 erinnert, kann dann überprüfen, ob sich Trebitschs eiserner Vorsatz erfüllt hat: kein Remake zu liefern, sondern einen ganz anderen, neuen Film. «Wer einen solch virtuosen Regisseur wie Käutner zu kopieren und etwa zu toppen versucht, kommt sowieso ins Schleudern.»
So hat er die Rollen weder bewusst ähnlich noch demonstrativ anders besetzt: Christoph Waltz ist der bärbeißige, aber eigentlich nur einsame Star-Regisseur «Büffel», den Schriftstellerin Juliane in ihrem ersten Fernseh-Opus überdeutlich als wimmernde Memme auf dem Zahnarztstuhl verewigt hat und der nun gerade diesen Film realisieren soll.
Tim Bergmann spielt den Traummann aus der Schweiz, der ein Traum bleibt, Pierre Besson den Ex-Verlobten, der zuweilen zum Alptraum wird. Ihr Reigen dreht sich um die etwas verblüffte junge Frau, die noch einen eigenen Fantasie-Verlobten in petto hält, den Urs Uri. Und der steht, noch immer die komischste Szene im Film damals wie heute, plötzlich leibhaftig vor ihr.
Im alten Film war das Rudolf Platte gewesen. Hier ist es Armin Rohde. Und auch sonst geizt die Besetzungsliste nicht mit großen Namen. In kleinen Rollen zu sehen: Sonja Kirchberger, Monika Peitsch, Jan Fedder und schließlich Hannelore Hoger als martialische TV-Produzentin. Trebitsch mit einem Lächeln: «Das war im Film meines Vaters ein Mann gewesen, aber heute sitzen doch an den meisten TV-Schaltstellen Frauen.»
Ein Hauch 50er-Jahre-Nostalgie ist ganz bewusst als ironisches Zitat eingesetzt, bis hin zum Schlager von damals «Ja, ja, die Liebe in der Schweiz». Und nostalgische Gefühle beschlichen auch den Produzenten: «Wir Kinder, meine Schwester Katharina und ich, durften damals bei den Aufnahmen in St. Moritz dabei sein, und damals wie heute lag nirgendwo der erforderliche Schnee. Mein Vater hatte ihn heranschleppen lassen müssen.» Echten Schnee. Der Sohn orderte nun Lastwagen voll Kunstschnee. Leider kamen die nur sehr schwer zum Drehort durch. Weil in der Nacht Schnee gefallen war.