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Die erste Show mit Jung-Star Cecilia Müller

Von GOTTFRIED SCHALOW 03.06.2012, 20:03

HALLE/MZ. - Man hätte es etwas uncharmant finden können, als Halles Rennbahn-Sprecher Gunther Barth am Sonnabend kurz nach 15.30 Uhr bei der Siegerehrung zum dritten Rennen des Tages von einer "absoluten Briefmarke" sprach.

Es war aber wirklich liebevoll gemeint, weil die nur 1,60 Meter große und erst 17 Jahre alte Cecilia Müller eben mit dem Fliegengewicht von 48,5 Kilo unterwegs gewesen war und mit der sechs Jahre alten Stute Mariquita locker und mit zweieinhalb Längen Vorsprung gewonnen hatte. Es war der zehnte Sieg in ihrer erst fünf Monate alten Karriere auf Deutschlands Galopprennbahnen. Cecilia Müller hat damit das Potenzial zum Jung-Star in einem Sport, in dem junge Frauen nur eine Nebenrolle spielen. Erst recht, seit die attraktive Katharina Werning nach mehreren schweren Stürzen ihre Karriere beenden musste.

Cecilia Müller ist im ersten Jahr ihrer Jockey-Ausbildung und war bislang für Trainer Axel Kleinkorres hauptsächlich auf der Winterbahn in Neuss unterwegs. Nun also beginnt sie, alle anderen Rennbahnen in Deutschland zu erobern.

Am Sonnabend hatte sie ihren ersten Auftritt in Halle. Neben dem Sieg mit Mariquita sprang noch ein zweiter Platz mit der Stute Pink Please heraus, dazu gab es aber - im Hauptrennen des Tages - auch den einzigen Ausrutscher, ausgerechnet mit Mona Mharadona aus dem Rennstall von Halles Trainerin Angelika Glodde. In einem mit 4 800 Euro dotierten Rennen über 1 750 Meter leisteten Mona Mharadona und Cecilia Müller lange die Führungsarbeit, ehe die beiden dann 500 Meter vor dem Ziel bis an das Ende des Feldes durchgereicht wurden.

"So schnell gibt sich ein Pferd eigentlich nicht geschlagen", murrte Halles Trainer-Altmeister Jochen Müller, ehe Cecilia Müller konterte: "Das Pferd läuft nicht ehrlich." Was sie damit meinte: Mona Mharadona habe plötzlich aufgehört zu laufen und zu kämpfen.

Ehrlichkeit und schon erstaunlich ausgeprägte analytische Fähigkeiten - das zeichnet Cecilia Müller schon in ganz jungen Jahren aus. "Das habe ich vom Papa gelernt", sagt sie stolz. Papa, das ist Philipp Müller, der lange Jahre Jockey bei Deutschlands Galopp-Legende Hein Bollow war. "Aber", lenkte Cecilia Müller schnell ein, "ich bin ja noch Lehrling. Ich muss ja nicht unbedingt Recht haben."

Spätestens an dieser Stelle gaben sich dann auch Angelika Glodde und Jochen Müller trotz anfänglicher Zweifel geschlagen, sagten Danke für den Ritt. Ein Dankeschön, das ein baldiges Wiedersehen in Halle förmlich ankündigte. "Dieser Renntag hat mir ausgezeichnet gefallen. Bei nächster Gelegenheit komme ich bestimmt wieder", sagte Cecilia Müller.

Neben ihrem Talent hat sie eben noch den Vorteil ihres "Briefmarkengewichts", mit dem sie Ritte besetzen kann, für die ihre männlichen Kollegen absolut ungeeignet sind. "Ich wiege ja nur 43,5 Kilo", sagt sie mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht.

Cecilia Müller war also der Lichtblick am ersten Galopprenntag 2012 in Halle. Die Stute Titania und Jockey Jozef Bojko sorgten für den zweiten, als sie Angelika Gloddes Mona Mharadona noch abfingen. Auch mit dem hochgewetteten Kalitas hatte Angelika Glodde kein Glück, der Hengst landete mit Jockey René Piechulek gleichfalls im geschlagenen Feld. Der in Dessau aufgewachsene Piechulek hatte dann noch sein Erfolgserlebnis, als er mit Molly Master ein Rennen des Derby-Jahrgangs der Dreijährigen in einem spannenden Finish gewann.

Fast 4 000 Zuschauer sorgten für eine ansprechende Stimmung am Sonnabend auf den Passendorfer Wiesen. Zufrieden waren die Veranstalter auch mit dem Wettumsatz von 96 784 Euro, davon wurden 47 138 Euro direkt auf der Bahn umgesetzt. Der zweite von vier Renntagen 2012 findet in Halle am 8. September statt.