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DFB-Team «stolz» - Verwirrung um Löw-Sperre

17.06.2008, 10:27

Ascona/dpa. - Bei der Rückkehr ins EM-Stammquartier in Ascona hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft immer noch eine grenzenlose Erleichterung über den entgangenen Turnier-K.o verspürt. Verwirrung entstand Tags darauf um eine eventuelle Sperre von Bundestrainer Joachim Löw.

«Es war eine enorme Drucksituation. Die Mannschaft hat sich zu 100 Prozent dem Teamgedanken verschrieben», kommentierte Bundestrainer Joachim Löw nach dem nervenaufreibenden 1:0-Sieg von Wien gegen Österreich, mit dem sich das DFB-Team ins EM-Viertelfinale rettete. «Wir sind sehr stolz auf die Mannschaft», ergänzte Löw-Assistent Hansi Flick. Kapitän Michael Ballack hatte mit einem fulminanten Freistoß-Tor Deutschland erlöst und vor einer erneuten Schmach wie 1978 in Cordoba bewahrt.

Das DFB-Team trifft nun in der Runde der letzten Acht am Donnerstag in Basel auf Portugal. Über die Frage, ob dabei Cheftrainer Löw die Mannschaft coachen darf, herrschte am Tag nach dem Spiel große Verwirrung. Der Bundestrainer war wie sein österreichischer Kollege Josef Hickersberger vom spanischen Schiedsrichter Mejuto Gonzales kurz vor der Pause auf die Tribüne verwiesen worden, weil er sich angeblich mehrfach in der Coaching-Zone nicht an die UEFA-Regeln gehalten und gegen die Anweisung des vierten Referees verstoßen habe.

Entgegen einer ersten Mitteilung der UEFA ist der Bundestrainer nach den Regeln der Europäischen Fußball-Union doch automatisch für das nächste Spiel bei der EM gesperrt. Artikel 9 Absatz 1 der UEFA-Regularien sieht vor, dass ein Trainer wie ein Spieler nach einer Hinausstellung durch den Schiedsrichter eine Partie pausieren muss. Dieses Urteil gilt bis zu einer anderen Entscheidung durch die UEFA-Disziplinarkommission. Dieses Gremium wird am Mittwoch über den Löw-Fall beraten und sich dann festlegen. UEFA-Sprecher William Gaillard hatte zuvor bei einer Pressekonferenz zunächst mitgeteilt, dass für Trainer kein Zwang zu einer automatischen Sperre bestehe. Diese Angabe wurde aber später vom Verband korrigiert.

Bis Mittwochmorgen soll bei dem UEFA-Gremium der Bericht des Schiedsrichters eingehen. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der österreichische Verband sollen noch die Gelegenheit haben, einen schriftlichen Bericht abzugeben. Auf dieser Grundlage wird die Disziplinarkommission ihr Urteil fällen.

Österreichs Co-Trainer Andreas Herzog kritisierte in der offiziellen Pressekonferenz nach dem Spiel die Entscheidung der Unparteiischen scharf. «Es wäre den Schiedsrichtern wohl am liebsten, wenn sie die Hauptdarsteller wären», bemerkte der ehemalige Bundesliga-Profi und sprach von «Selbstdarstellern». Es sei eine überzogene Reaktion gewesen, «da wollen sich die Schiedsrichter in Szene setzen», monierte Herzog.

Torschütze Ballack sieht trotz der wenig berauschenden Leistung gegen den ausgeschiedenen EM-Mitgastgeber Österreich für die deutsche Nationalmannschaft gute Chancen, nun auch ins Halbfinale vorzustoßen. «Wichtig war, dass wir das Spiel gewinnen konnten und gezeigt haben, dass wir ins Viertelfinale gehören, auch wenn wir hier noch nicht so überzeugt haben. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass die Mannschaft einen Schub bekommen und schon gegen Portugal spielerisch eine bessere Leistung bringen wird.» Auch Löw weiß, dass man in der Neuauflage des kleinen WM-Finales von 2006 besser spielen muss: «Es ist klar, dass wir uns im Viertelfinale enorm steigern müssen.»