DFB-Pokal DFB-Pokal: Verbal-Attacken nach Schalker Final-Einzug
Gelsenkirchen/dpa. - Glückliche Sieger, schlechte Verlierer: Während die Spieler von Cup-Verteidiger Schalke gemeinsam mit ihren Fans den abermaligen Einzug ins Pokal-Finale feierten, suchten die frustrierten Bayern-Profis fluchtartig das Weite. 39 Tage nach dem bitteren 1:5 in der Bundesliga nagte die verpasste Revanche beim 0:2 nach Verlängerung im emotionsgeladenenHalbfinale «AufSchalke» offenbar an der angeknacksten Bayern-Seele. Es entzündete sich ein verbaler Streit zwischen Rekordmeister und Vizemeister wegen der Roten Karte für Samuel Kuffour, der in der 90. Minute von Schiedsrichter Fandel wegen groben Foulspiels an Böhme vom Platz geschickt wurde.
«Wenn wir mit elf Spielern zu Ende gespielt hätten, wären wir als Sieger vom Platz gegangen», sagte Manager Hoeneß am Donnerstag in München. Und auch für den Vorstandsvorsitzenden Rummenigge war der Platzverweis «spielentscheidend», weil van Hoogdalem (100.) und Böhme (115.) erst danach den Schalker Sieg herausschossen.
Rummenigge wetterte zudem über die «idiotische Regel», dass Rote Karten im Pokal auch für die Meisterschaft gelten. «Das sind doch zwei verschiedene Wettbewerbe», meinte Rummenigge, der wie Torhüter Kahn den Schalker Möller als Mit-Schuldigen ausmachte. «Der Schiedsrichter hat gut gepfiffen bis zu dieser Szene. Dann hat er sich provozieren lassen, ausgerechnet von einem Spieler wie Möller. Es ist nicht okay, wenn ein Spieler einer anderen Mannschaft Rot fordert. Das ist unkollegial», so Rummenigge.
Der Konter kam prompt. «Die sollten lieber vor der eigenen Haustür kehren», wies Möller die Unterstellung brüsk zurück. «Ich habe keine Karte gefordert. Und was Kahn angeht, sollte er aufpassen, was ersagt. Ich glaube, ihm ist der Erfolg zu Kopf gestiegen.» Und Manager Assauer kritisierte Kuffour vor allem für dessen anschließenden Kopfstoß: «Das macht man einfach nicht.»
Gemäßigt reagierte dagegen Trainer Hitzfeld, der seinem nicht zum ersten Mal übereifrigen Abwehrspieler einen Vorwurf nicht ersparen konnte. «Ich konnte es zwar nicht genau sehen, aber es war ein dummes Foul und ein taktischer Fehler», kommentierte Hitzfeld Kuffours überflüssige Attacke nahe der Mittellinie.
Darüber hinaus fand Hitzfeld «gar keine Zeit», sich lange mit dem Spiel zu beschäftigen. Die Konzentration müsse nun dem Titelrennen gelten. «Wir müssen das schnell abhaken, denn am Samstag haben wir mit dem Derby gegen 1860 München schon das nächste schwere Spiel», sagte der Coach, der seiner Elf trotz des Scheiterns nach 120-minütigem Pokalfight mit vielen Nickeligkeiten eine gute Leistung bescheinigte: «Wir haben auch mit zehn Mann alles gegeben. Aber Schalke hat in der 2. Hälfte das Tempo erhöht und verdient gewonnen.»
Der Ausfall von Kuffour verschärft Bayerns ohnehin große Personalprobleme vor dem wichtigen Stadtderby. Denn mit Robert Kovac, Lizarazu und Effenberg (alle Gelbsperre) sowie den verletzten Thiam, Niko Kovac, Salihamidzic und Scholl fällt ohnehin die halbe Mannschaft aus. Zudem sind Sagnol und Tarnat angeschlagen. «Ich habe zu Ottmar gesagt, er soll schon mal den Rotationscomputer anwerfen», sagte Hoeneß.
Unterdessen freuten sich die «Königsblauen» über den ersten Pokalsieg der Club-Geschichte gegen die Bayern, die Aussicht auf ein spannendes Finale gegen Bayer Leverkusen am 11. Mai in Berlin und die (fast) sichere Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb. Selbst im Fall einer Endspiel-Niederlage dürfte Schalke im UEFA-Cup starten, falls Spitzenreiter Leverkusen in der Meisterschaft mindestens Platz drei und somit die Champions-League-Qualifikation erreicht. «Das ist eine Super-Geschichte. Wenn alles glatt läuft, war das das Ticket fürs internationale Geschäft», sagte Möller.
Die Mannschaft will in Berlin nicht nur den vierten Pokalsieg feiern, sondern auch dem zum Saisonende scheidenden Trainer Stevens und einigen verdienten Teamkollegen einen schönen Abschied bereiten. Laut Möller wird dies nicht so einfach: «Leverkusen ist ein Spitzenteam. Die Chancen stehen 50:50.»