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DFB-Pokal DFB-Pokal: «Endstation Sehnsucht» für Bayer und Bremen

Von Andreas Schirmer und Michael Rossmann 29.05.2009, 14:30
Trainer Thomas Schaaf und Spieler Frank Baumann vom Bundesliga-Fußballverein Werder Bremen sowie Simon Rolfes und Trainer Bruno Labbadia von Bayer Leverkusen (l-r). (FOTO: DPA)
Trainer Thomas Schaaf und Spieler Frank Baumann vom Bundesliga-Fußballverein Werder Bremen sowie Simon Rolfes und Trainer Bruno Labbadia von Bayer Leverkusen (l-r). (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Nur mit einem Sieg im 66. DFB-Pokalfinale können Bayer 04 Leverkusenund Werder Bremen eine verkorkste Saison retten und den Einzug in dasinternationale Geschäft schaffen. «Für uns steht absolut derTitelgewinn im Vordergrund, der bleibt ewig in Erinnerung», sagteWerder-Clubchef Klaus Allofs einen Tag vor dem Endspiel an diesemSamstag (20.00 Uhr/live ARD und Premiere). Auch für Bayer-SportchefRudi Völler ist das keine Frage: «Wir sind in Leverkusen mit Titelnnicht gesegnet, da steht der Pokalsieg an erster Stelle.» Die EuropaLeague ist für beide ein positiver Nebeneffekt. «Finanziell ist dieEuropa League kein Ruhekissen wie die Champions League», erklärteAllofs. Gute Kasse machen beide Clubs zumindest im nationalen Pokal:3,25 Millionen Euro waren vor dem Finale schon überwiesen, demGewinner winken weitere 2,5 Millionen.

Keinen Zweifel ließ Völler auch an seiner Wertschätzung fürTrainer Bruno Labbadia, dem er demonstrativ den Rücken stärkte. «Wirsind überzeugt, dass er tolle Arbeit macht», erklärte Völler. Diessei ein klares Bekenntnis zu dem durch das enttäuschende Bundesliga-Abschneiden unter Druck geratenen Chefcoach: «Absolut.» Labbadiaselbst gab sich angesichts der geballten Kritik gelassen. «Wir müssendas beiseiteschieben. Das ist nebensächlich und spielt heute keineRolle», sagte der 43-Jährige. «Wir reden jetzt nicht überPersonaldiskussionen. Dies gebietet schon der Respekt vor dem Gegnerund wird an anderer Stelle geschehen.»

Der fünfmalige Pokal-Gewinner aus Bremen (1961, 1991,1994, 1999und 2004) genießt bei Labbadia auch sportlich Hochachtung. «Werderhat alles, was eine Klassemannschaft haben muss. Und ein Club, der inzwei Finals steht, hat Topqualität», sagte der Bayer-Coach, unterdessen Ägide Leverkusen nach dem Pokal-Coup 1993 erstmals wiedereinen Titel gewinnen könnte. Sein Kollege Thomas Schaaf glaubt, dasssein Team die Niederlage im UEFA-Cup-Finale (1:2 gegen Donezk)verarbeitet hat. «Es war eine Enttäuschung, den Pokal nicht hochhebenzu können», sagte Schaaf, «doch wir hatten eine Woche Zeit und diepositive Stimmung ist zurückgekehrt.»

Außerdem kann Werder im mit 72 964 Zuschauern ausverkauftenOlympiastadion noch einmal auf Ballzauberer Diego (zu Juventus Turin)und Frank Baumann (Karriere-Ende) bauen und muss nur auf PerMertesacker und Daniel Jensen verzichten. «Ich hoffe, dass die beidenihren Abschied krönen können», sagte Schaaf über Diego und Baumann.Kapitän Baumann sieht bei dem Duell mit der jungen Bayer-Truppe dieHanseaten in diesem Alles-oder-Nichts-Endspiel im Vorteil. «BeideMannschaften konnten die Erwartungen in dieser Saison nicht erfüllen.Deshalb ist ein gewisser Druck da», meinte er. «Speziell wir habenjedoch gezeigt, dass wir mit solchen Situationen gut umgehen können.»

Die enormen Leistungsschwankungen der beiden Topclubs in dieserSpielzeit hat das Pokal-Finale zur sportlichen Wundertüte gemacht:Keiner weiß, was drin ist. «Bundesliga und Pokal muss man klartrennen. Jetzt sind wir im Finale, und das könnte der Wendepunktsein», meinte Völler und erwartet einen attraktiven Schlagabtausch:«Im DFB-Pokalendspiel stehen die beiden spielstärksten MannschaftenDeutschlands. Dies klingt vielleicht komisch, weil sie Neunter undZehnter in der Bundesliga wurden.» Für ihn habe Bayer den Titelverdient, «weil wir Titelverteidiger FC Bayern rausgeworfen haben».

Doch die Leverkusener zeigten in dieser Saison zwei Gesichter. MitOffensivfußball aus einem Guss avancierte die Werkself am 13.Spieltag zum Tabellenführer. In der Rückrunde stürzte sie brutal ab,gewann nur ein «Heimspiel» im Düsseldorfer Exil und landete auf Platzneun. Die Bremer fuhren mit Rang zehn sogar die schlechtestePlatzierung in der Ära von Schaaf ein, zeigten aber zumindest imPokal einige Male Zauberfußball. Vor allem gegen den Hamburger SV,den sie aus UEFA- und DFB-Pokal warfen. «Wir dürfen nicht soängstlich sein», nannte Bremens Torwart Tim Wiese eine Lehre aus demverlorenen UEFA-Cup-Endspiel. Zumal die Pokal-Bilanz gegen Bayer 04makellos ist: Seit 1976 gab es in vier Begegnungen vier Siege.

Die voraussichtlichen Mannschaften:

Bayer 04 Leverkusen: Adler - Castro, Friedrich, Sinkiewicz, Kadlec- Vidal, Rolfes - Renato Augusto, Barnetta - Kießling, HelmesWerder Bremen: Wiese - Fritz, Prödl, Naldo, Boenisch - Baumann -Frings, Özil - Diego - Hugo Almeida, PizarroSchiedsrichter: Fleischer (Sigmertshausen)