Deutschland Deutschland: Schloss Colditz ist für Briten legendär

Colditz/dpa. - «Auf der Insel kennt uns fast jedesKind», sagt Cornelia Kasten, Geschäftsführerin des Fördervereins fürdas Schloss. Für die Briten ist das Gemäuer über der Mulde ein Symbolfür den Widerstand gegen Nazi-Deutschland. Denn im Zweiten Weltkriegwurden hier zahlreiche alliierte Offiziere gefangen gehalten - ihrespektakulären Fluchtversuche sind Stoff zahlreicher Filme und Romane.
Rund 15 000 Besucher kommen jedes Jahr in das Schloss - mehr alsdie Hälfte davon stammen aus Großbritannien. Colditz hat sich aufseine Gäste eingestellt: Hinweisschilder und Speisekarten in denRestaurants sind zweisprachig. In diesem Jahr hoffen die Colditzerauf einen neuen Schub. Nach rund zweijähriger Bauzeit eröffnet im April eine Jugendherberge für 161 Gäste auf dem Schlossgelände.
Besonders die Erzählungen des englischen Offiziers Pat Reidmachten Colditz in Großbritannien berühmt. In dem Buch «The ColditzStory» schildert er die Ausbruchsversuche. Das Werk wurde in mehr als100 Sprachen übersetzt, mehrfach verfilmt und als Spiel verkauft.
Das Schloss prägt eine wechselhafte Geschichte. Es diente alsJagdschloss, Armenhaus, Verteidigungsanlage für die Stadt, später inDDR-Zeiten als Krankenhaus und eben als Gefängnis: 1939 richteten dieNationalsozialisten hier das Kriegsgefangenenlager «Oflag IVC». Essollte ein «Vorzeigegefängnis» sein, in dem die Bestimmungen derGenfer Konvention weitestgehend eingehalten wurden. Das Rote Kreuzmachte sich regelmäßig ein Bild von der Behandlung der Insassen.Sport und Theaterspiel, Musizieren und Sprachen erlernen gehörten inColditz zu den Alltagsbeschäftigungen. Neben Briten wurden auchOffiziere aus Frankreich, Belgien, Holland und Polen interniert. Zuden Häftlingen zählten auch Mitglieder des britischen Hochadels.
Nach Colditz kam im Zweiten Weltkrieg nur, wer bereits in anderendeutschen Kriegsgefangenenlagern missglückte Ausbruchsversuche hintersich hatte. Mit seinen steil abfallenden Felsen, Stacheldraht,Wachposten und Scheinwerferbestrahlung galt es als ausbruchssicher.Das hinderte die Offiziere jedoch nicht. «Escape University» - die«Fluchtuniversität» wurde das mehr als 500 Jahre als Schloss genannt.Rund 300 Ausbruchsversuche soll es gegeben haben, 31 alliiertenOffizieren gelang die Flucht.
Bei den Führungen durch das Schloss erfahren Besucher von densagenumwobenen Geschichten. So sollen Gefangene neun Monate langeinen Tunnel vom Glockenturm zum Burggarten gegraben. Dessen innerenEingang suchte die Wehrmacht wochenlang erfolglos, nachdemGrabungsgeräusche bemerkt worden waren. Im Schlossmuseum werden dieAusbruchsversuche heute präsentiert. Zu sehen sind unter anderemmühselig gefertigte Strickleitern und von den Häftlingen zurTäuschung der Aufseher nachgeschneiderte deutsche Uniformen.
Informationen: Gesellschaft Schloss Colditz, Schlossgasse 1, 04680Colditz (Tel.: 034381/437 77, Internet: www.schloss-colditz.com). DasSchloss ist täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet, von April bisOktober bis 17.00 Uhr mit je nach Wochentag verschiedenen Startzeitenam Morgen. Der Eintritt mit Führung kostet 6 Euro. Ermäßigungen gibtes für Schüler, Studenten, Schwerbehinderte, Familien und Gruppen.
