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Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg: Fuldaer Stammhaus stellt Insolvenzantrag

Von Hendrik Kranert 07.08.2001, 14:42

Fulda/Quedlinburg/MZ. - Das Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege Fulda (ZHD) hat Insolvenz angemeldet. Die renommierte Einrichtung, zu der auch das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg als Außenstelle gehört, ist überschuldet und zahlungsunfähig. Während in der Propstei Johannesberg in Fulda an einem Konzept gearbeitet wird, wie der hessische Kernbereich weitergeführt werden kann, herrscht über die Zukunft der Außenstellen - neben der erst vor drei Jahren in Quedlinburg gegründeten gibt es diese noch in Gernewitz (Thüringen), Potsdam und Schweidnitz (Polen) - noch Ungewissheit.

Wie der Vorstandsvorsitzende des Fuldaer Zentrums, Klaus Schuchhardt, gegenüber der MZ erklärte, sei die Propstei bereits im Januar 1999 in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Dennoch sei es nicht gelungen, dem drastischen Rückgang der Aufträge so schnell gegenzusteuern, wie dies notwendig gewesen wäre. Inzwischen wurden 25 Mitarbeiter entlassen, 70 werden derzeit im ZHD und seinen Außenstellen beschäftigt. Doch auch diese Zahl wird wohl nicht zu halten sein, wie die Sprecherin des dreiköpfigen Leitungsteams des ZHD, Hella Ruebesam, andeutete. "Wir müssen in Hessen rationalisieren und es wird sicher Personalabbau geben, doch davon sind die Außenstellen nicht betroffen", so Ruebesam. Schuchhardt äußerte sich nur sehr global zu den zwingend notwendigen Veränderungen: "Wir werden unwirtschaftliche Aufgabenfelder nicht mehr bearbeiten", sagte er, ohne auf Details einzugehen.

Dies werde derzeit in Workshops diskutiert, die Ergebnisse der Diskussionen sollen der Mitgliederversammlung des von einem Trägerverein betriebenen ZHD am 31. August vorgestellt werden. Deutlich wurde sowohl in den Äußerungen Schuchhardts als auch Ruebesams, dass die gesamte - sehr zentralistische - Struktur zwischen Stammhaus und Dependancen wohl keine Zukunft haben wird: "Ich schließe derzeit gar nichts aus", sagte Hella Ruebesam auf die Frage, ob das Deutsche Fachwerkzentrum den Verband gänzlich verlassen könnte, "die Einrichtungen könnten auch stärker an die Regionen gebunden werden". Klaus Schuchhardt will das Konzept der Außenstellen überprüfen und kann sich eine föderalistische Struktur zwischen den - selbständigen - Einrichtungen durchaus vorstellen. Finanziell sollen sich die Außenstellen künftig selber tragen, zentrale Ressourcen, wie Rechnungswesen und Gehaltsabrechnungen, aber weiter von Fulda aus bearbeitet werden. Die Außenstände des ZHD dürften sich nach vorsichtigen Schätzungen in Millionenhöhe bewegen.

Zahlen wollte Klaus Schuchhardt nicht nennen. Hella Ruebesam sprach von einem andauernden Rechtsstreit mit dem Finanzamt Kassel über Mehrwertsteuer-Nachzahlungen in Höhe von 550 000 Mark sowie "temporären Außenständen" aufgrund mangelnder Aufträge. Trotz der finanziellen Misere ist Vorstandsvorsitzender Schuchhardt davon überzeugt, dass es mit dem Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege - womöglich als gemeinnützige GmbH - weitergehen wird. Gleiches gelte auch für die Außenstellen, insbesondere das Deutsche Fachwerkzentrum in Quedlinburg "wird seinen Weg machen, da ist ein starkes Team und eine ganz stabile Basis", betonte Sprecherin Ruebesam.