Deutscher Fußballbund Deutscher Fußballbund: DFB-Spitze verhandelt mit Rehhagel

Frankfurt/Main/dpa. - Der deutsche Fußball steht vor einemWochenende der Entscheidungen. Einen Tag nach dem Beschluss derFührung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in die nächsten zweiJahre mit einer Doppel-Präsidentschaft Gerhard Mayer-Vorfelder/TheoZwanziger gehen zu wollen, verhandelt die DFB-Findungskommission andiesem Samstag mit Otto Rehhagel. Dies erklärte DFB-VizepräsidentEngelbert Nelle übereinstimmend der dpa und dem NDR. Nach einemBericht der «Bild»-Zeitung soll dem Trainer von EuropameisterGriechenland ein Gehalt von 5 Millionen Euro bis zur WM 2006angeboten werden. Zugleich wolle der DFB versuchen, den 65-jährigenFußball-Lehrer mit einer Summe von 1 Million Euro beim griechischenVerband auszulösen.
Rehhagel steht beim Europameister noch für zwei Jahre unterVetrag. Der griechische Verbandschef Vassilis Gagatsis hatte erklärt,man könne Rehhagel nicht halten, falls dieser sich für die deutscheNationalmannschaft entscheiden würde. Der ehemalige Meistertrainervon Werder Bremen und des 1. FC Kaiserslautern ist nach dem Rücktrittvon Rudi Völler als Teamchef die zweite Option als Bundestrainer.Münchens ehemaliger Trainer Ottmar Hitzfeld hatte dem DFB nacherfolgreichen Vertragsverhandlungen vor neun Tagen überraschend eineAbsage erteilt.
Einen Tag nach dem Kompromiss, den DFB bis zur WM 2006 mit derDoppelspitze Gerhard Mayer-Vorfelder als bisherigem DFB-Präsidentenund Theo Zwanziger als Geschäftsführenden Präsidenten antreten zulassen, wies DFB-Vize Engelbert Nelle auf die Schwierigkeit derUmsetzung hin. Beim Bundestag am 22./23. Oktober in Osnabrück ist zurAnnahme der Satzungsänderung eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig.Mit den Präsidenten des Bayerischen und des Süddeutschen Verbandes,Heinrich Schmidhuber und Rolf Hocke, signalisierten am Samstagallerdings zwei von fünf Regional-«Fürsten» ihre Zustimmung.
«Das war auf alle Fälle eine Entscheidung, die Allen gerechtgeworden ist. Es steht fest, dass die Zeit von Mayer-Vorfelder 2006endgültig zu Ende geht», sagte Schmidhuber. Hocke meinte: «DieRegional- und Landesverbände waren angetreten, Theo Zwanziger zurKandidatur zu drängen, und das Ziel haben wir geschafft. Unter demAspekt, dass wir im DFB die WM 2006 vor der Brust haben, ist dieDoppelspitze die beste Lösung.» Die endgültige Ablösung von Mayer-Vorfelder durch Zwanziger soll bei einem Bundestag im September 2006erfolgen.
Der 71-jährige Mayer Vorfelder versuchte, seinen Machtverlust alsErfolg darzustellen. «Mit Sicherheit hätte man auch vorher daraufkommen können. Wenn man darauf gekommen wäre, wäre es gut gewesen»,sagte Mayer-Vorfelder. Bei einem Auftritt am Samstag vor demVerbandstag des Südwestdeutschen Fußball-Verbandes (SWFV) inEdenkoben sprach er von einem «Kompromiss der Vernunft». MitZwanziger sei er «in der Regel einer Meinung». Der bisherigeSchatzmeister sieht die Doppelspitze allerdings nicht als Modell fürdie Zukunft. «Ich glaube nicht, dass es sie länger als zwei Jahregeben wird», erklärte der 59-Jährige. Mayer-Vorfelder bestätigte:«Es ist klar abgesprochen, dass ich nach der WM aus dem Amt scheide.»
Der wegen seiner Selbstherrlichkeit teilentmachtete DFB-Chefsagte: «Ich sehe dies nicht als Entmachtung.» Er darf weiterrepräsentieren und den DFB im Fußball-Weltverband FIFA und im Europa-Verband UEFA vertreten. Allerdings ist seine Mitgliedschaft in derenSpitzengremien durch eine Persönlichkeitswahl erfolgt, an der einvollkommener Sturz als DFB-Präsident nichts geändert hätte. Zudembleibt Mayer-Vorfelder Chef des Aufsichtsrats des WM-Organisationskomitees. Zwanziger soll sich um das Tagesgeschäftkümmern. Was das zu bedeuten hat, soll demnächst in einer Art«Arbeitsplatzbeschreibung» festgelegt werden.
Da der Aufgabenbereich von Generalsekretär Horst R. Schmidt, derim DFB als der Macher gilt, von der Doppelspitze unberührt bleibensoll, ist Zwanzigers künftige Rolle vorerst unklar. «Wir wollen infairer Partnerschaft zusammenarbeiten. Das Grundvertrauen ist trotzder zuletzt aufgetretenen Differenzen nie verloren gegangen», sagteZwanziger.
