Deutscher Fußball-Bund Deutscher Fußball-Bund: DFB ermittelt wegen Rassismus-Rufen

Frankfurt/Main/dpa. - Der DFB-Kontrollausschuss will die Vorfälle untersuchen,bei denen am Samstag zunächst der Gladbacher Kahe und später neuenErkenntnissen zufolge auch der Aachener Moses Sichone von Zuschauernbeleidigt worden waren. Das teilte der DFB am Montag mit.
DFB-Chef Theo Zwanziger forderte von den deutschen Vereinen einhärteres Durchgreifen im Kampf gegen Rassismus, nachdem bereits eineWoche zuvor in Rostock der Schalker Stürmer Gerald Asamoah beschimpftworden war. «Wir erwarten wesentlich stärkere Maßnahmen», sagteZwanziger der «Leipziger Volkszeitung» (Montag-Ausgabe).
Bei der Partie in Aachen hatten Zuschauer aus dem Fanblock derGastgeber den Brasilianer Kahe als «Asylant» beleidigt.Schiedsrichter Michael Weiner drohte mit einer Spiel-Unterbrechungund schrieb nach der Partie einen Sonderbericht für den DFB. In dervergangenen Woche hatten sich die DFB-Referees darauf geeinigt,sofort auf rassistische Schmähungen zu reagieren und imWiederholungsfall beide Mannschaften vom Platz zu führen oder sogardas Spiel abzubrechen.
Der DFB berichtete am Montag, auch der aus Sambia stammendeAachener Abwehrspieler Sichone sei beim West-Derby beschimpft worden.Die Rufe seien aus dem Gladbacher Fanblock gekommen. Der Verbandforderte «zeitnahe Stellungnahmen» von beiden Vereinen an. NachAuswertung der Berichte will der DFB über den weiteren Fortgang desVerfahrens entscheiden.
Der jüngste DFB-Bundestag hatte beschlossen, entsprechend derRichtlinien des Weltverbands FIFA «diskriminierenden undmenschenverachtenden Verhaltensweisen» stärker entgegen zu treten.Spielern und Offiziellen drohen Sperren und Geldstrafen, Vereinekönnen für Fehlverhalten ihrer Fans mit Punktabzug und sogarAusschluss aus dem Wettbewerb bestraft werden.
«Wir bedauern die Vorkommnisse sehr», sagte Alemannia AachensGeschäftsführer Bernd Maas am Montagabend. «Solche Äußerungen habenin unserer Gesellschaft nichts zu suchen. Jeder, der diese oderähnliche Schmährufe verbreitet gegen wen auch immer ist bei unsund unseren Fans unerwünscht.»
In der vergangenen Woche war Zweitligist FC Hansa Rostock nachRassismus-Rufen gegen Fußball-Nationalspieler Asamoah beim DFB-Pokalspiel der zweiten Rostocker Mannschaft gegen den FC Schalke 04zu einer Geldstrafe von 20 000 Euro verurteilt worden. Zudem muss dieHansa-Reserve ein Oberliga-Spiel ohne Zuschauer bestreiten.
Trotz der Vorfälle im Rostocker Ostseestadion sprach sich DFB-Präsident Zwanziger gegen eine Absage des Länderspiels am 7. Oktobergegen Georgien an selber Stelle aus. «Ganz ehrlich, zwei Sekundenlang habe ich darüber nachgedacht. Aber dann muss man auch bedenken:Wen triffst du mit dieser Entscheidung? Wir hätten viele getroffen,die mit Rechtsradikalismus nun gar nichts am Hut haben», sagteZwanziger der «Leipziger Volkszeitung».
Zugleich forderte der DFB-Chef die Clubs zum Handeln auf: «DieVereine müssen auf solche Elemente aufpassen. Sie müssen die Damenund Herren beim Schlafittchen packen und raus.»
DFB und Deutsche Fußball Liga (DFL) riefen zudem im Vorfeld desFair-Play-Tages des Weltverbands FIFA an diesem Donnerstag zubundesweiten Aktionen auf. Spieler, Schiedsrichter, Fans undOffizielle sollten sich für den Fair-Play-Gedanken einsetzen,forderten Zwanziger und DFL-Präsident Werner Hackmann in einergemeinsamen Erklärung.