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Der Große Preis der Türkei

03.04.2007, 13:53

In der vergangenen Saison endete der Große Preis der Türkei in Istanbul mit einem politischen Eklat: Als der Brasilianer Felipe Massa am 27. August 2006 bei der Siegerehrung den Pokal für seinen ersten Grand-Prix-Erfolg überreicht bekam, erhielt der Ferrari-Pilot die Trophäe aus den Händen von Mehmet Ali Talat. Talat ist der Präsident der türkischen Republik Nordzypern, die von keinem Staat außer der Türkei offiziell anerkannt wird ? es folgte ein Protest der Regierung der international anerkannten Republik Zypern beim Motorsport-Weltverband.

Die FIA ahndete den Missbrauch der Veranstaltung als politische Bühne rigide und verhängte eine Geldstrafe von fünf Millionen Dollar, umgerechnet knapp 3,8 Millionen Euro. Bis zum Jahresende 2006 war erst die Hälfte des Betrages von der Betreibergesellschaft überwiesen, die nationale Motorsportbehörde TOSFED bat wegen Zahlungsschwierigkeiten um einen Aufschub. Ende März konnte dann in Istanbul aufgeatmet werden: Die FIA erließ den Organisatoren des Grand Prix die zweite Hälfte der Strafe.

Dabei hatte alles so gut angefangen für das jüngste Rennen im Formel 1-Kalender. Bernie Ecclestone pries das im asiatischen Teil von Istanbul gebaute «Istanbul Otodrom» als beste Strecke weltweit. Und auch die Piloten zeigten sich von dem 114 Millionen Euro teuren Parcours am Bosporus angetan. Ecclestones Aachener Stammarchitekt Hermann Tilke hat in der türkischen Metropole einen Kurs entworfen, dessen 14 bis 21,5 Meter breite Piste sich durch 14 Kurven und vier Geraden in die wellige Landschaft schmiegt. Tribünen und Gebäude sind im landestypischen orientalischen Stil gehalten und gefahren wird gegen den Uhrzeigersinn. Aufgrund der beachtlichen Breite der Strecke bieten sich gute Gelegenheiten für spektakuläre Überholmanöver für die bis zu 155 000 Zuschauern.

Der Istanbul-Kurs ist der einzige im aktuellen Formel 1-Betrieb, auf dem Rekord-Weltmeister Michael Schumacher keinen Sieg feiern konnte, lässt man einmal die Strecke in Fuji/Japan außer Acht, die erst nach seinem Rücktritt wieder aufgenommen wurde. Auch in der Türkei wurden allerdings in Schumachers aktiver Zeit lediglich zwei Rennen gefahren, die Premiere war 2005. Und vielleicht kann Schumachers Ex-Fahrerkollege Felipe Massa ja mit seinem zweiten Erfolg den Grand Prix am Bosporus auch ohne den bisherigen Vorzeige-Ferraristi zu einem Triumph für die «Roten» werden lassen.

(Stand: Februar 2007)