Das Meer in mir
Hamburg/dpa. - Keine Antworten, wohl aber einen bemerkenswerten Beitrag zur kontroversen Diskussion über Sterbehilfe liefert das Drama «Das Meer in mir» («Mar adentro»), der am Dienstag um 23 Uhr im NDR läuft.
Die Geschichte des spanischen Regisseurs Alejandro Amenàbar erzählt den authentischen Fall des Spaniers Ramón Sampedro, der nach einem Badeunfall im Alter von 25 Jahren vom Hals abwärts gelähmt ist. Nur den Kopf, die Augen und den Mund kann er noch bewegen.
Der Querschnittgelähmte, herausragend gespielt von Javier Bardem, empfindet sein Leben in vollständiger Abhängigkeit von seinen Mitmenschen als würdelos und strebt nach nichts anderem als dem Tod. Fast 30 Jahre führt er einen couragierten Feldzug gegen die spanische Justiz, um nach eigenen Vorstellungen sterben zu dürfen.
«In diesem Moment hätte ich sterben sollen», erinnert sich Ramón in einer der bewegendsten Szenen des Films, als dem Zuschauer der Unfall - ein Kopfsprung von den Klippen ins flache Meer - vor Augen geführt wird. Unterstützung in seinem Kampf erfährt der charmante und selbstironische Mann von Frauen, die ihn pflegen und lieben: Seine Schwägerin Manuela (Mabel Rivera), Gené (Clara Segura) von der «Gesellschaft für würdiges Sterben», die Anwältin Julia (Belén Rueda) und Rosa (Lola Dueñas), die Ramón die Freude am Leben zurückgeben will und schließlich zur Schlüsselfigur für ihn wird.
Zum Meisterstück wird die Geschichte um Ramón nicht zuletzt durch den charismatischen Hauptdarsteller Javier Bardem, der zuvor durch seine Darstellung des kubanischen Schriftstellers und Homosexuellen Reinaldo Arenas in «Before Night Falls» (2000) bekannt wurde. «Das Meer in mir» ist eine Geschichte über Liebe und die Fähigkeit, das aufzugeben, was wir zu besitzen wünschen», sagte der 36-Jährige über seine Rolle. «Der Film wendet sich als Warnung an viele Menschen, die Ramóns Kampf, solange er ihn führte, nicht verstanden.»
Wie schon in seinen anderen Filmen zeigt Amenàbar, Wunderkind der spanischen Filmindustrie, auch hier sein Faible für Metaphern. Das Meer steht für die Freiheit, die Ramón verloren ging und für die Unendlichkeit, die ihm der Tod verspricht. Neben den Meeresbildern sind es Landschaftsaufnahmen Galiziens (Kamera: Javier Aguirresarobe), die von einer beeindruckenden Symbolik sind. Der Film, der schon zahlreiche Auszeichnungen erhielt, ist Gefühlskino ohne Kitsch und Pathos. Amenàbar liefert kein Plädoyer für Euthanasie, sondern beleuchtet das Thema Sterbehilfe in packender Weise von vielen Seiten.