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Das Haus unter Wasser

Von Sylke Hermann 29.06.2004, 10:34

Halle/AHA. - Für David Butterling ist Tauchen ein Segen.„Es ist das einzige Hobby, bei dem defi nitivkein Handy klingeln kann“, lacht er. Erholungpur also.

Tiefe Finsternis, kuriose Funde, skurrile Geschichten– all das hat mit Tauchen nichtviel gemein. Zumindest nicht in den Beschreibungendes 30-jährigen Hallensers.„Na klar gibt es diese abenteuerlichen Erzählungenvon dubiosen Entdeckungen inder Tiefe, Hauptsache gruselig. So ein Blödsinn.“Butterling, der beim TauchertreffHalle angestellt ist und gelehrigen Schülerndort die Technik des Tauchens vermittelt,hat andere Erfahrungen gemacht. „BeimTauchen fasziniert mich vor allem dieseeinzigartige Unterwasserwelt. Es gibt zu jederJahreszeit etwas zu entdecken.“

Und Butterling ist einer, der jede Gelegenheitnutzt, um abzutauchen. Die Seen inund um Halle sind für ihn beliebtes Terrain.Mehr noch: „Wir haben hier mit diebesten Bedingungen in ganz Deutschland.“Reizvoll vor allem der Hufeisensee. Dasehemalige Tagebaurestloch hat nach seinen Berichten mehrere große Plateaus infünf bis zehn Metern Tiefe, und dann einenGraben, der bis maximal 28 Meter in dieTiefe reicht.

Das Spannende am Hufeisensee, und dasist wahrlich keine Legende: Auf dem Grunddes Sees steht ein Haus. Ein Dach hat eswohl nicht mehr, dafür sollen die Grundmauernbis zu zwei bis drei Metern Höhenoch gut zu erkennen sein. Und natürlichweiß Butterling, worum es sich bei diesemHaus in ungewöhnlicher Lage handelt: umdas einstige Domizil des Wasserski-Klubs.Nachdem Mitte der 50er Jahre der Grundwasserspiegelbeträchtlich angestiegen war,sei es einfach abgesoffen. Seit 15 Jahrentaucht der Hallenser, und von diesem Haushabe man ihm gleich zu Beginn berichtet. Kurioses kann er daran nicht fi nden. Aberals kurios wird diese Geschichte vom Hufeisenseeeben immer wieder verkauft – undso weitergetragen.

Seine Faszination wird dieses bei Hallensernso beliebte Badegewässer wohl auchfür Tauchsportler wie Butterling nicht soschnell verlieren. „Man entdeckt bei jedemTauchgang etwas Neues, egal wo mantaucht.“ Mit offenen Augen nimmt er dennatürlichen Kreislauf unter Wasser wahr.Und dabei sei es eine von so vielen Legenden,dass man in Süßwasserseen schlechteSicht habe. „Es ist nicht dunkel“, betont er.Dass zum Beispiel der Hufeisensee, die AngersdorferTeiche oder der Kulkwitzer Seein der Nähe von Leipzig nicht mit der Unterwasser-Farbenpracht der Malediven oderThailands konkurrieren können, erspart sichDavid Butterling weiter auszuführen. „Deshalbist es aber nicht dunkel in unserenSeen.“ Grün bestimme die Unterwasser-Farbskala.

Wenn der Tauchlehrer Butterling seine 20-Kilo-Ausrüstung anlegt und in die Tiefesteigt, dann um zu schweben. Schwebenund die Augen offen halten, die Eindrückeaufsaugen. So ungefähr muss es sich anfühlen,schwerelos durchs Weltall zu gleiten.Vermutet er.