Das Bewerbungsfoto wird oft unterschätzt
Norderstedt/Köln/dpa. - Ungekämmte Haare, Lichtreflexionen auf der Brille und fettige Haut: Wer ein solches Foto auf eine Bewerbung kleben will, kann sich das Porto gleich sparen.
«Ein schlechtes Foto bringt Sie um die Chance auf ein Vorstellungsgespräch», sagt Alexander Büsing, Geschäftsführer des Berufszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen. Eine Studie der Einrichtung habe gezeigt, dass etwa 50 Prozent aller Jobsuchenden auf Grund eines schlechten Fotos bei der Vorauswahl ausgeschieden sind.
«Bei uns in Deutschland hat das Bewerbungsfoto einen hohen Stellenwert», sagt Ursula Kinski von «Bewerbung kreativ» in Norderstedt bei Hamburg. Daran ändere auch nicht die mit Blick auf das Antidiskriminierungsgesetz immer häufiger erhobene Empfehlung an Unternehmen, auf Fotos von Bewerbern zu verzichten.
In einigen Branchen und bei bestimmten Berufen ist ein aussagekräftiges Foto besonders wichtig: Für jemanden, der etwa im Vertrieb arbeiten will, ist es laut Büsing «sehr, sehr wichtig», bereits auf dem Bewerbungsfoto ein gutes Image auszustrahlen. In diesem Bereich sei es sogar üblich, dass die Fotos aus den Bewerbungsmappen herausgenommen und anonymisiert einem Gutachter vorgelegt werden, der sich nur auf die Wirkung des Porträtierten konzentriert. Wer sich in einem solchen Fall mit strubbeligen Haaren oder einem alten Foto bewirbt, kann diesen Patzer nicht einmal mit einem brillanten Lebenslauf ausbügeln.
Gepflegt sollen die Bewerber auf den Fotos aussehen und auch das Bild muss von guter Qualität sein. Damit sind Automatenfotos tabu. «Ein billig wirkendes Foto zerstört den ersten Eindruck selbst des besten Bewerbers», sagt Ursula Kinski. Darüber hinaus sind der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt, und die Geschmäcker gehen durchaus auseinander. In diversen Internetforen diskutieren Bewerber darüber, ob ein Foto im Freien gemacht werden darf oder zwingend ein Studiohintergrund erforderlich ist. Ob das Motiv sie bei der Arbeit darstellen darf oder immer ein Porträt gewünscht ist. Ob ein Foto schwarz/weiß oder farbig sein soll.
Ein guter Hinweis darauf, ob ein «Experiment» angebracht oder eher auf das klassische Porträt zurückgegriffen werden sollte, gibt die Gestaltung des Internetauftrittes der Unternehmen. Vor allem im Mittelstand seien die Arbeitgeber eher konservativ und erwarteten auch entsprechende Fotos, sagt Büsing. Sich in einer Arbeitssituation oder mit einem gewagteren Outfit fotografieren lassen sollten daher nur «gute und sehr gute Bewerber.» Denn jede Abweichung von der Norm bringe in vielen Branchen eher Minuspunkte.
«Es gibt aber kein Standardbewerbungsfoto, das nie schief gehen kann», sagt Bernd Löber, ein auf Bewerbungsbilder spezialisierter Fotograf aus Köln. Vor allem wenn man sich auf höhere Positionen bewirbt, reiche es nicht aus, freundlich in die Kamera zu lächeln und gepflegt angezogen zu sein. Ein angemessenes Erscheinungsbild werde sowieso vorausgesetzt. «Das Foto soll eher die Persönlichkeit widerspiegeln.» Diese könne dann aber durchaus von der passenden und manchmal auch ungewöhnlichen Kleidung unterstrichen werden.
So hat Löber einmal einen jungen Mann, der sich als Zweiradmechaniker bewerben wollte, in seiner «allerdings sehr gut sitzenden» Motorradjacke fotografiert. Zunächst habe er ihn klassisch im feinen Anzug fotografiert, aber «ich sah den andauernd in irgendeiner Werkstatt stehen», erinnert sich Löber. In so einem Beruf könne es durchaus von Vorteil sein, wenn der Chef direkt auf dem Foto sieht, dass der Bewerber sich auch privat mit seinem Beruf identifiziert.
Bewerbungsexpertin Kinski empfiehlt, für einen Fototermin ausreichend Zeit einzuplanen und sich tendenziell etwas schicker anzuziehen, als man es in seinem Beruf normalerweise macht. Löber rät sogar, mehrere Sätze Kleidung zum Fototermin mitzunehmen. Rund drei Stunden nimmt er sich für jeden Kunden Zeit.
Wer das perfekte Foto in der Tasche hat, muss sich noch Gedanken über die Befestigung am Lebenslauf machen - denn das schönste Foto nützt nichts, wenn es unprofessionell und lieblos befestigt ist. So sollte das Bild oben rechts auf den Lebenslauf geklebt werden, rät das Berufszentrum in NRW. «Briefklammern sollten vermieden werden», sagt Büsing.
Das Foto könnte anderenfalls verkratzt werden oder sich vom Lebenslauf lösen. Heftklammern sind lieber zu vermeiden. Bevor das Bild befestigt wird, sollte auf die Rückseite mit einem wasserfesten Stift der volle Name geschrieben werden. Das hat den Vorteil, dass das Bild dem Lebenslauf wieder zugeordnet werden kann, falls es sich zufällig gelöst hat oder extra begutachtet wurde.
Tipps für das Bewerbungsbild: www.bewerben.de/informationen/lichtbild.htm