Darf's ein bisschen weniger sein? Günstige Notebooks
Hannover/dpa. - Leicht und bezahlbar: Was bei Notebooks bisher ein unauflösbarer Widerspruch zu sein schien, erhebt die CeBIT (4.bis 9. März) in Hannover zu einem neuen Trend.
Nicht jeder Nutzer braucht Highend-Komponenten, Prozessorleistung und Speicher, die für eine Mars-Mission ausreichen würden - vor allem, wenn unter dem Schreibtisch schon ein leistungsstarker PC steht. Die Hersteller haben das erkannt und bieten jetzt abgespeckte mobile Rechner an. Für recht wenig Geld haben die ultramobilen Notebooks genug Reserven für Office-Arbeiten oder das Internetsurfen zwischen Tür und Angel.
Mit dem EeePC als Vorreiter dieser neuen Klasse erzielte Asus zu Jahresanfang einen überraschenden Verkaufserfolg. Deshalb zog das Unternehmen auf der Computermesse schnell noch ein weißes Kaninchen aus dem Zylinder: einen angepassten EeePC-Nachfolger mit größerem 9-Zoll-Display und optionalem Windows XP statt Linux. Denn trotz der großen Nachfrage war der EeePC wegen seines recht kleinen Displays kritisiert worden. «Wenn wir einen Bildschirm mit 9 Zoll haben, haben wir mehr zufriedene Kunden», schlussfolgert Asus-Chef Jerry Chen.
Allerdings wird der vom Sommer an erhältliche EeePC 900 gegenüber seinem 900 Gramm leichten und 22,5 mal 16,5 mal 3,5 Zentimeter großen Vorgänger etwas mehr auftragen. Während WLAN und Webcam zum Konzept gehören, verzichtet Asus weiter auf Bluetooth. Das 7-Zoll-Modell 701 mit 900 Megahertz schnellem Intel Celeron-Prozessor ist für rund 300 Euro zu haben. Der größere EeePC 900 mit einem von vier auf zwölf Gigabyte (GB) erweiterten Festspeicher und einem von 512 Megabyte auf 1 GB gewachsenen Arbeitsspeicher wird rund 100 Euro mehr kosten.
Ein hochmobiles, aber erschwingliches 7-Zoll-Notebook bietet auch Packard Bell an. Das Easy Note XS20 kostet bei einem Gewicht von 950 Gramm rund 500 Euro. Der Hersteller setzt nicht wie Asus auf eine Solid State Disk (SSD) ohne mechanische Bauteile, sondern integriert eine herkömmliche Festplatte mit 30 Gigabyte.
Als Betriebssystem herrscht Windows XP Home über 1 GB Arbeitsspeicher und einen 1,2 Gigahertz schnellen Prozessor von VIA. «Wir kommen auf eine Akkulaufzeit von dreieinhalb Stunden», sagt Frank Driessen von Packard Bell. Auch WLAN, Bluetooth, Webcam und Kartenleser fehlen nicht. Die interne Grafik kann über den digitalen DVI-Port aber nur eine Auflösung von bis zu 1024 mal 768 Bildpunkten ausgeben.
Unter dem Namen Belinea s.book 1 hat Maxdata ein fast baugleiches Gerät ins Rennen geschickt. Für gut 600 Euro bekommt der Käufer eine Konfiguration mit 80 GB großer Festplatte, Windows XP Professional und Touchpad. Den Platz im Gehäuserahmen, den das 7 Zoll große Display beim Packard Bell nicht ganz ausfüllt, belegt bei Maxdatas Version ein herausnehmbares VoIP-Telefon im Scheckkartenformat, das via Bluetooth die Verbindung zum Rechner herstellt.
Für den Markt der ultramobilen Internet-Geräte hat Intel auf der Messe seine neuen Atom-Prozessoren vorgestellt. Die Top-Modelle - Codename Silverthorne - des bisher kleinsten Chips des Herstellers nehmen nur noch maximal 2,5 Watt Leistung auf und sollen so für längere Akkulaufzeiten sorgen. Im neuen Marktsegment der günstigen Mini-Notebooks dürfte aber eher die etwas energiehungrige, günstigere Version - Codename Diamondville - zum Einsatz kommen.
Ein 7-Zoll-Mini-Notebook mit Silverthorne-Prozessor ist auf der CeBIT beim taiwanesischen Auftragsfertigerer Clevo zu begutachten. Das Display des TN70M ist frei dreh- und umklappbar, so dass das Gerät eigentlich ein Tablet-PC ist. Viele Ausstattungsmerkmale wie Speicher, Touchpad-Funktion, SSD- oder gewöhnliche Festplatte sind frei konfigurierbar. Unter welcher Marke und zu welchem Preis das 990 Gramm leichte Gerät in Deutschland erhältlich sein könnte, war bei Clevo nicht zu erfahren.
Auf den Erfolgszug der günstigen Mini-Notebooks wollen nun auch viele andere Hersteller aufspringen. In die Karten schauen lassen sie sich aber noch nicht. So arbeitet Branchenriese Acer nach eigenem Bekunden an «diversen Produkten», die noch dieses Jahr auf den Markt kommen sollen: «Wir sehen diese anderen Produkte eher als ergänzend», formulierte Deutschland-Geschäftsführer Stefan Engel vorsichtig.
Deutlicher kündigte Emma Lin von Gigabyte eine Neuheit ihres Unternehmens an: «Wir entwickeln ein Low-Cost-Notebook, das wir in diesem Jahr vorstellen werden.» Auch von MSI dürfte bald ein leichtes und günstiges Notebook zwischen 7 und 9 Zoll auf den Markt kommen. «Wir werden dieses Segment besetzen», sagte ein Sprecher.
Auf der Messe präsentiert auch der eigentliche Vorreiter des neuen Notebook-Segments - die Initiative One Laptop Per Child (OLPC) - ihr sogenanntes 100-Dollar-Laptop. Das 7,5-Zoll-Linux-Gerät, das tatsächlich rund 130 Euro kostet, blieb aber bisher - dem Ziel der Initiative folgend - in der Regel Schülern, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, vorbehalten.