Chemiepark Chemiepark: Schöpferisch unruhiges Team
Bitterfeld/MZ. - Die Wand hinter RüdigerNewes Schreibtisch schmückt seit einigen Tageneine besondere Urkunde. Die Inhaber der FirmaBitterfelder New Tin Chemicals GmbH (Bnt)- Dr. Rüdiger Newe, Daniel Newe und JoachimMackowiak - sind Gründerchampion 2001 vonSachsen-Anhalt. Während der Deutschen Existenz-Gründer-Tageim Mai wurden sie dazu von StaatsministerRolf Schwanitz gekürt. Die Produzenten vonzinnbasierten Spezialchemikalien hatten einesder besten Unternehmens-Konzepte vorzuweisen."Außerdem haben wir nachgewiesen, dass mandamit recht schnell und erfolgreich am Marktsein kann", sagt Newe. Seit dem vergangenenJahr produziert das Unternehmen in drei Schichtensieben Tage die Woche. Derzeit sind in derAnlage 45 Leute beschäftigt.
Die gerahmte Urkunde hängt gleich neben einergroßen Weltkarte, auf der die Länder markiertsind, in die Bnt seine Produkte liefert. DieKunden sind in 35 Ländern überall in der Weltzu finden. Der Kreis erweitert sich kontinuierlich.In diesem Jahr rechnet das junge Unternehmenmit einem Umsatz von 18 bis 20 Millionen Mark.
Seit kurzem hat Bnt mit Reagens spa (Italien)einen Partner, der einer der weltweit bedeutendstenHersteller von Kunststoffverarbeitungsmittelnist. "Man muss immer an die Zukunft denken",sagt Newe und zwinkert listig. "Zusammen sindwir fast unschlagbar." Gemeinsam, meint er,hätten sie jetzt schon ernsthafte weitereProjekte im Blick. "Schöpferisch unruhig sein"nennt er das. Dabei gehe es darum, Markt undAnwendungsbereiche mit neuen Produkten zuerweitern.
Mit seiner Entscheidung für die Zinnchemiehatte Newe von Anfang an auf die richtigeKarte gesetzt. "Unsere Spezialchemikalienund die Katalysatoren sind sehr lukrativ",sagt er. "Und wir sind präsent auf einem gigantischenWachstumsmarkt." Zinnkatalysatoren, meinter, seien heute nicht mehr wegzudenken. AufJahre hinaus. Die Anwendungsmöglichkeitender von Bnt hergestellten Zinn-Spezialchemikaliensind enorm. Sie reichen von der Glasbeschichtungüber Pharmazie, Auto- und Gummiindustrie,Galvanik bis hin zu Zwischenprodukten zurKunststoffverarbeitung.
Als der Werkstoffkundler Rüdiger Newe 1979im ehemaligen Chemiekombinat Bitterfeld begann,hat er sich wohl kaum eine solche Karrierevorgestellt. Sein erster Job, blickt er zurück,ist im Bereich Anwendungstechnik für PVC-Herstellunggewesen. "Dann übernahm ich als Leiter einePilotanlage für strahlenchemische PVC-Chlorierung.Die funktionierte nicht. Es ist uns dann dochgelungen, die zum Laufen zu bringen", berichteter. "Und dann bin ich immer weiter in solchenAnlagen gelandet. In der Chlorierungs-, Hydrierungs-,Organozinnchemie." Sein damaliger VorgesetzterProf. Werner Kochan habe ihm da immer wiederauf die Füße getreten. "Das war eine guteLern-Küche", meint er heute. Und so sei ihmdas leicht gefallen mit dem Bnt-Projekt. "Dasist ja immerhin 'ne Menge Holz, das wir daverbauen. Die Anlage ist 30 bis 40 MillionenMark wert. Die Größe ist enorm. Und dann istda noch die Verantwortung für 45 Beschäftigte,die ja auch jeden Monat ihren Lohn verdienenmüssen."
Das Bnt-Projekt hat er zusammen mit seinenGeschäftspartnern in Angriff genommen, alses merkte, dass das ähnlich gelagerte Projekteines malaiischen Konzerns im Chemiepark aufSand gebaut war. Sein Gefühl gab ihm Recht:Heute gibt es dieses Unternehmen nicht mehr.Wohl aber Bitterfelder New Tin Chemicals,die Bitterfelder Neue Zinn-Chemie (Bnt).