Charlottenhöhle: Mystisches Naturwunder bei Giengen
Giengen/dpa. - Es ist kühl, feucht und dunkel. Nur einige Glühbirnen spenden Licht. Ab und zu fallen Wassertropfen leise von der Decke. Über eine Länge von 587 Meter schlängelt sich die Charlottenhöhle bei Giengen (Kreis Heidenheim) durch das Kalkgestein der Schwäbischen Alb.
Sie ist damit eine der längsten begehbaren Schauhöhlen Süddeutschlands. Jetzt ist um sie herum eine moderne Erlebniswelt entstanden. «Die Höhle hat etwas Mystisches. Sie ist ein Naturwunder», schwärmt Höhlenführer Eduard Geisser, der vor seinem Ruhestand als Maschinenbauingenieur gearbeitet hat. Jeder Höhlenraum hat für ihn eine besondere Bedeutung. Da gibt es den «Speiseraum der Mönche», in dem ihn die Felsbrocken an Äbte erinnern. Oder die Schatzkammer, in der alles so schön glitzert, wenn das Licht auf die feuchten Steine fällt.
Der Höhlenführer lotste im vergangenen Jahr gemeinsam mit seinen Kollegen rund 45 000 Besucher durch die teils sehr schmalen Höhlengänge, die durch Wasser ausgespült worden sind. «Die ist ganz arg toll», schwärmt der achtjährige Tim, der mit seiner Klasse die Höhle durchkämmte. «Mir ist sogar was auf den Kopf getropft», erzählt seine gleichaltrige Klassenkameradin Karoline mit glänzenden Augen.
Seit ihrem Entdeckungsjahr 1893 können Besucher die Tropfsteinhöhle erforschen. Selbst ihre berühmte Namensgeberin, die württembergische Königin Charlotte, soll ihr einen Besuch abgestattet haben, weiß Geisser. Damals konnte die Königin auch eine weitere Besonderheit in der Höhle bestaunen. Für 15 000 Mark war dort elektrisches Licht eingebaut worden. «Das war die erste öffentliche elektrische Installation im Kreis», sagt Geisser.
Strömen gerade einmal keine Besucher durch die vor rund drei Millionen Jahren entstandene Höhle, ist sie Heimat für zahlreiche Fledermausarten, die in den Wintermonaten dort ihren Winterschlaf halten. Ansonsten lebt so gut wie nichts in dieser abgeschotteten Dunkelkammer. Nur einige Höhlenkreuzspinnen und Käfer krabbeln an den Felsen entlang. Wegen der absoluten Dunkelheit wächst auch kaum eine Pflanze im Inneren der Höhle. Nur rund um die Beleuchtung hat sich Moos angesiedelt. «Das ist unsere Lampenflora», scherzt der Vorstandsvorsitzende des Höhlenvereins Geisser.
Innerhalb von drei Jahren hat die Stadt Giengen nun rund um die Höhle eine Erlebniswelt mit Ausstellung, Abenteuerspielplatz und Zeitreisepfad errichtet. Insgesamt hat dies nach Angaben der Stadt etwa 1,8 Millionen Euro gekostet, die Europäische Union und das Land haben das Projekt mit rund 1,2 Millionen Euro gefördert. Mit der Höhlenerlebniswelt sollen noch mehr Touristen in die Arbeiterstadt auf der Schwäbischen Alb gelockt werden, erklärt Stadtsprecher Franz Becker.
Vor etwa einer Woche ist das HöhlenSchauLand fertig geworden. Dort wird den Besuchern in verschiedenen Themenbereichen wissenschaftlich, aber auch unterhaltsam die Geschichte und Geologie der Höhle vermittelt. Kinder können sich von sprechenden Steinen Alter und Herkunft erklären lassen. An einem Modell werden in Quer- und Längsschnitt die verschiedenen Gesteins- und Erdschichten der Alb beleuchtet.
«Wir haben immer den regionalen Bezug zur Ostalb gesucht», erklärt der Landespfleger Uwe Hiller, der das Konzept der Ausstellung entwickelt hat. Das nächste große Ziel der Initiatoren ist: «Wir wollen die Originale des Mammuts und des Vogelherdpferdchens herholen», kündigt Geisser an. Diese 35 000 Jahre alten Kunstwerke aus Elfenbein wurden in der Gegend rund um die Höhle gefunden.
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