Champions League Champions League: Interview mit Uli Hoeneß (FC Bayern München)
Madrid/dpa. - . Aber esist natürlich ein großer Unterschied, ob ich jetzt Manager beim FCBayern bin, wo die TV-Einnahmen zehn Prozent ausmachen, oder ob ichManager von Cottbus bin, wo sie 60 oder 70 Prozent des Etatsausmachen. Die Abhängigkeit ist nicht ganz so groß wie bei manchenkleinen Vereinen. Aber ohne Fernseh-Einnahmen kann auch der FC Bayernauf Dauer nicht leben.»
dpa: TV-Einnahmen aus der Bundesliga sind eine Sache, die anderesind Fernseh-Gelder aus dem Europacup.
Hoeneß: «Der Betrag, den wir durch die Champions League in denletzten Jahren im Schnitt erhalten haben, ist wesentlich höher alsdie Einnahmen aus dem Fernsehbereich der Bundesliga.»
dpa: Am Wochenende hatten Sie angekündigt, der FC Bayern könnteauch fünf Jahre im UEFA-Cup überleben.
Hoeneß: «Theoretisch, klar. Wir würden dadurch finanziell inkeinerlei Komplikationen kommen. Wenn Sie mir sagen, dass wir imUEFA-Cup das Finale erreichen, dann können wir auch so viel Geldeinnehmen wie in der Champions League. Aber wenn wir in der erstenRunde rausfliegen, dann haben wir natürlich ein Problem.»
dpa: Macht es für Ihre langfristigen Planungen wie derTransfer-Politik einen Unterschied, ob Sie mit der Champions Leagueplanen können oder nicht?
Hoeneß: «In einem Jahr spielt das keine Rolle. Wenn es zwei, dreiJahre hintereinander wäre, wäre es was anderes. Ein Jahr ist für unsnicht mal einen Gedanken wert, unsere Politik zu verändern.»
dpa: Der FC Bayern hat das Stadionprojekt. Kommt die Diskussion umdie TV-Situation nicht gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt?
Hoeneß: «Wenn wir nicht den neuen Telekom-Vertrag hätten, wenn wirnicht den adidas-Deal vorher gemacht hätten, den Audi-Deal, wenn ichda jetzt inmitten der Verhandlungen wäre, und dann kommt so eineUnsicherheit mit der Kirch-Problematik, dann wäre ich auch unruhig.Aber nachdem wir jetzt sechs Jahre Telekom, sechs Jahre Audi haben,nicht. Wir haben auch noch ein paar andere Verträge, die wirdemnächst bekannt geben - die zwar nicht so groß sind, aber auchstabile Preise beinhalten. Das lässt mich schon ruhig schlafen. Vorallem, weil ich nach wie vor der Meinung bin, dass es, wenn Kirchnicht total in Konkurs geht, am Ende für die Bundesliga-Vereine inder Gesamtsumme nicht viel weniger Geld geben wird.»
dpa: Können die Debatten Sponsoren verschrecken? Hoeneß: «So viel wurde noch nie über Fußball gesprochen. Ich habegestern mit einem wichtigen Mann gesprochen, der sagt: Es ist jaWahnsinn, wir reden hier über die Insolvenz einer Riesenfirma, und imPrinzip wird dabei nur über Fußball gesprochen. Der Fußball istüberhaupt nicht verantwortlich für die Insolvenz. Man sieht dieWertigkeit. Wir spüren, dass die Weltkonzerne langsam merken: Hoppla,was ist da los im Fußball? Da müssen wir dabei sein. Wir stellenfest,dass immer mehr Weltkonzerne sich teilweise abwenden von der Formel 1und wieder hinwenden zum Fußball, weil der viel interessanter ist.»
dpa: Glauben Sie auch, dass die Gehaltsentwicklung zurück geht?
Hoeneß: «Ich habe das seit vielen Jahren prophezeit. Ich möchtedie Antwort nicht geben. Ich warte ab. Wir sind die ersten, diebereit sind, sich anzupassen. Nur - auch Sie werden nicht zufriedensein, wenn wir kampflos Ze Roberto irgendeinem Italiener oder Spanierlassen. Nur weil die so viel mehr Geld bezahlen. Es wird auch inZukunft Angebot und Nachfrage geben. Ich hoffe sehr, dass dieVereine, die bisher in die Kreditinstitute gegangen sind, um Spielerzu transferieren, in Zukunft weniger Banker finden, die ihnen denganzen Schmarren finanzieren. Und dann werden wir zum Zuge kommen.»