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Bundesliga-Transfers Bundesliga-Transfers: Bundesliga investiert 62 Millionen Euro

Von Ulli Brünger und Morten Ritter 14.07.2004, 15:08
Das nötige Kleingeld in Höhe von 62 Millionen Euro halten die Profi-Clubs für die Tranfers der kommenden Saison bereit. Trotz leichten Anstiegs wird die Rekordsumme von 150 Millionen Euro auf dem Transfermarkt wohl nicht mehr so schnell erreicht werden. (Foto: dpa).
Das nötige Kleingeld in Höhe von 62 Millionen Euro halten die Profi-Clubs für die Tranfers der kommenden Saison bereit. Trotz leichten Anstiegs wird die Rekordsumme von 150 Millionen Euro auf dem Transfermarkt wohl nicht mehr so schnell erreicht werden. (Foto: dpa). ZB

Düsseldorf/dpa. - Das Transferkarussell dreht sich mit Schwindelerregender Geschwindigkeit, doch die Verantwortlichen der Bundesliga-Vereine behalten einen klaren Kopf. Insgesamt gaben die 18 Eliteclubsbis zum Mittwoch 62,13 Millionen Euro für 115 neue Spieler aus. Zwarstiegen die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr (57 Mio Euro biszum Ende der Transferperiode am 31. August 2003) leicht an, doch dieRekord-Saison 2001/2002 (150 Mio Euro) bleibt unerreicht. Wie diedpa-Erhebung weiter ergab, stehen den Ausgaben diesmal Einnahmen von38,8 Millionen Euro für 147 aussortierte Profis gegenüber.

Unter dem Strich steht zwar eine negative Gesamt-Transferbilanzvon 23,33 Millionen Euro, dennoch kann festgestellt werden: Der seitdrei Jahren zu beobachtende Trend, die aufgeblähten und teuren Kaderzu verkleinern und die Kosten zu reduzieren, setzt sich inwirtschaftlich schwierigen Zeiten fort. Von den 115 Einkäufen warennur 29 Spieler (25 Prozent) ablösepflichtig.

Allerdings ist die Quote derjenigen, die den Clubs ein paar Euroin die Kasse bringen, mit 10,2 Prozent noch geringer. «Dass sich derteilweise überhitze Markt auf ein gesundes Maß abgekühlt hat, ist zubegrüßen», sagte Christian Müller, Finanz-Geschäftsführer derDeutschen Fußball Liga (DFL). «Aber man muss auch sehen, dassTransferentschädigungen auch einen Finanzausgleich innerhalb der Ligasowie zwischen Profi- und Amateurligen darstellen.»

Anders als in Italien, Spanien und vor allem England, wo nochimmer Unsummen für einzelne Stars ausgegeben werden, regiert inDeutschland die Vernunft. Viele Manager haben aus der«Kapitalvernichtung» früherer Jahre gelernt. Gefragt sind fast nurablösefreie Spieler, billige Leihkräfte und Schnäppchen aus demAusland. Auch in den eigenen Jugendabteilungen sehen sich die Scoutsund Trainer gezwungenermaßen vermehrt um. «Negative» Folge ist, dassdie Fans in der 42. Bundesliga-Saison vergeblich nach hochkarätigenAusnahmefußballern aus dem Ausland Ausschau halten werden.

Topstar und bislang teuerster Transfer ist Lucio. Derbrasilianische Weltmeister wechselte für 12 Millionen Euro von BayerLeverkusen zu Bayern München. Der Rekordmeister leistete sich mitNationalspieler Torsten Frings von Borussia Dortmund (9,0) auch denzweitteuersten Profi und schwimmt dank weiterer Investitionen fürVahid Hashemian (2,0/VfL Bochum) und Talent Andreas Görlitz (2,5) vomabgestiegenen Lokalrivalen 1860 München gegen den Trend. Insgesamtgehen mit 25,5 Millionen Euro mehr als 40 Prozent der gesamten Liga-Investitionen auf das Konto der Münchner. Auf der Einnahmenseitesteht eine Null.

Hinter dem Branchenführer machen vor allem die «Nordlichter»Hamburger SV (10,5) und VfL Wolfsburg (6,0) dank finanzkräftigerPartner mobil. Ob sich die Investitionen des HSV für den auf Schalkeausgemusterten Stürmer Emile Mpenza, Ex-«Löwe» Benjamin Lauth undDaniel van Buyten (Olympique Marseille) und der «Wölfe» für vierablösepflichtige Neulinge lohnen, wird sich zeigen.

Neben den Bayern hat sich der FC Schalke 04 möglicherweise ambesten verstärkt: Immerhin gelang es den Knappen, die zuletzt vorallem «in die Breite» investiert hatten, mit Toptorjäger Ailton vonMeister Werder Bremen, den beiden Abwehr-Assen Marcelo Bordon(Stuttgart) und Mladen Krstajic (Bremen) sowie Lincoln(Kaiserslautern) der Konkurrenz vier gestandene Profis auszuspannenund ins Revier zu lotsen. Von diesem Quartett musste nur Bordon fürrund 4,0 Millionen Euro aus einem laufenden Vertrag gekauft werden.Werder gab für den Ex-Pfälzer Miroslav Klose 5,0 Millionen aus.

Allerdings ist es längst kein Geheimnis mehr, dass von dermunteren Wechselei vor allem die Berater und die Spieler profitieren.Sie lassen sich ihr Ja-Wort mit zum Teil deftigen Handgeldernvergüten. So erlauben die gezahlten Ablösesummen nur bedingt einenRückschluss auf die tatsächlich umgewälzten Millionen in der höchstendeutschen Spielklasse.

Offiziell keinen Cent gaben nur vier Vereine für neue Kräfte aus,neun Clubs erzielten keine Einnahmen. Neben dem SC Freiburg, dem 1.FC Kaiserslautern und Aufsteiger Mainz 05 öffnete auch der einstigeGroß-Investor Borussia Dortmund seine Schatulle nicht, musste Fringsnach München ziehen lassen, um Geld in die leere Kasse zu spülen. DieKosten wurden - wie bei vielen anderen Clubs - bereits im Vorjahrdurch verschiedene Einsparmaßnahmen drastisch gesenkt.

Vor der neuen Saison haben viele ihre Kader kräftig durchforstet.Den größten Schnitt machte Aufsteiger 1. FC Nürnberg, der 11 Neueholte und 15 Spieler ziehen ließ. Schalke tauschte 10 Spieler aus,bei Leverkusen stehen 12 Abgängen 9 Zugänge gegenüber. Die geringsteFluktuation gibt es in Freiburg (2/4). Bayer holte mit dembrasilianischen Weltmeister Roque Junior vom AC Mailand den wohlinteressantesten und namhaftesten Star aus dem Ausland - natürlichzum Nulltarif.