Bundesliga Bundesliga: Sieben Sekunden zwischen Frust und Freude
Düsseldorf/dpa. - Während den Bayern am 34. Spieltag schon ein Unentschieden beim Hamburger SV zum dritten Meisterschafts-Hattrick nach 1972-1974 und 1985-1987 genügt, müssen die Schalker ihren Traum vom ersten Titel nach 43 Jahren wohl begraben. Im letzten Heimspiel im Parkstadion gegen die SpVgg Unterhaching kann die Elf von Trainer Huub Stevensdie Meisterschale, deren Original am Samstag ins Volksparkstadion wandert, nicht mehr aus eigener Kraft holen. Die Knappen sind - einen eigenen Sieg vorausgesetzt - auf eine Niederlage der Münchner in Hamburg angewiesen.
«Wir haben alles in der Hand, aber wir haben noch nichts gewonnen. Wir hoffen, dass Hamburg nicht unser Unterhaching wird», erinnert Thomas Linke an die Vorjahres-Konstellation, als Bayer Leverkusen am letzten Spieltag in Haching ebenfalls nur einen Punkt zum Titelgewinn benötigte, mit 0:2 verlor und die Bayern das Rennen machten. Trainer Ottmar Hitzfeld zerstreut solche Gedanken: «Leverkusen kann man mit uns nicht vergleichen. Wir sind der FC Bayern», meinte Hitzfeld. Manager Uli Hoeneß versprach den Fans das «Double»: «Erst wollen wirMeister werden und dann die Champions League gewinnen.»
Das vom Rekordmeister zur Schau getragene Selbstbewusstsein macht wohl den Unterschied zum FC Schalke aus, der für den ganz großen Coup offenbar doch noch nicht reif ist. Die Elf wirkte in Stuttgart wie gelähmt und nach Balakows «Last-Minute-Tor» völlig gefrustet. «Wirsind alle am Boden», gestand Gerald Asamoah. Andreas Möller räumte enttäuscht ein: «Wir haben nicht auf Sieg gespielt.» Nur Manager Rudi Assauer und Trainer Stevens machen ihren Mannen trotz des herben Rückschlags Mut. «Wir werden am Samstag voll rangehen, um zu schaffen, was möglich ist. Und es ist noch viel möglich», sagte Stevens. Assauer nahm die Elf in Schutz: «Sie hat über die ganze Saison sensationell gute Leistungen geboten. So ist eben Fußball. Manchmal kann er grausam sein.»
Angesichts des dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennens gingen die Entscheidungen am 33. Spieltag fast unter: Eintracht Frankfurt steht nach dem 0:3 beim VfL Wolfsburg neben dem VfL Bochum (1:3 gegen den SC Freiburg) als zweiter Absteiger fest. «Ich konnte meine Mission nicht erfüllen», stellte Trainer Friedel Rausch nach dem zweitenAbstieg der Eintracht nach 1996 fest. Völlig konträr war dieGemütsverfassung bei Borussia Dortmund. Der BVB sicherte sich mit dem 4:1 in Unterhaching vorzeitig den Qualifikations-Platz zur Champions League, könnte den Rivalen Schalke sogar noch von Rang zwei verdrängen. In der Stunde des Sieges vergaß BVB-Coach Matthias Sammer aber nicht, dass die SpVgg als Tabellen-16. mit einem Punkt Rückstand auf Energie Cottbus (4:1 über den HSV) vor der Rückkehr in die 2. Liga steht: «Es tut mir Leid für Haching.»
Nicht rundum zufrieden, aber etwas versöhnt und erleichtert waren die Verantwortlichen bei Vizemeister Bayer Leverkusen nach dem 1:1 bei Hertha BSC Berlin. «Der UI-Cup droht nicht mehr, der UEFA-Cup ist sicher, die Champions League zu 60 bis 70 Prozent möglich. Und dasnach der Gurkensaison mit all den Aufs uns Abs», stöhnte Bayer-Manager Reiner Calmund vor dem letzten Heimspiel gegen Bochum. Bei den enttäuschten Berlinern (Platz fünf/53 Punkte) geht vor dem Abschluss-Match in Kaiserslautern die Angst vor dem «Super-Gau» um. Denn die UEFA-Cup-Teilnahme ist bei einer Niederlage in Gefahr, falls der SC Freiburg (6./52) gegen Wolfsburg und Werder Bremen (7./50) gegen Hansa Rostock ihre Heimspiele gewinnen. «Wir haben erstmals in dieser Saison die Situation geschaffen, dass wir den UEFA-Cup-Platz aus eigener Kraft sichern können», sagte Freiburgs Trainer Volker Finke überglücklich.