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Bundesliga Bundesliga: Schiedsrichter-Chef kritisiert Klopp

Von Jan Christian Müller 25.11.2012, 21:25

Mainz/MZ. - Thomas Tuchel hat am Spielfeldrand die letzten Reserven aus seinem zusehends schmaleren Körper geholt, aber am Ende hat es nicht ganz gereicht. Tuchel ist 39 Jahre alt und im vierten Jahr Trainer der Mainzer Profimannschaft. Noch nie sah er so ausgezehrt aus wie am Samstagabend nach dem 1:2 von Mainz 05 gegen Borussia Dortmund. Die Tretmühle Bundesliga fordert ihren Tribut von einem, der immer alles gibt.

Auch sein sechs Jahre älterer Vorvorgänger Jürgen Klopp ist stets mit vollem Einsatz dabei. Er verarbeitet den Stress aber auf eine andere Art, auf eine Art, die ihm weniger zusetzt. Nach dem Sieg in Mainz jedoch sah Klopp überhaupt nicht wie ein Sieger aus. Sicher auch, weil der Tag nicht gut begonnen hatte. Denn dem zweifachen Meistertrainer war zugetragen worden, dass Lutz-Michael Fröhlich, der DFB-Abteilungsleiter für die Schiedsrichter, in einem Beitrag für das Deutschlandradio Kritik an seiner Person geübt hatte.

Fröhlich, ein zurückhaltender Mensch, der gewiss nicht zu Übertreibungen neigt, war in der Reportage "Beschimpft und bedroht. Deutschlands Fußballschiedsrichter - die Pfeifen der Nation?" mit den Worten zitiert worden: "Auch wenn der Trainer Klopp sich hinterher immer hinstellt und sagt: ,Tut mir Leid', und ,Ich habe mich total daneben benommen, wenn ich die Bilder sehe, kann ich gar nicht verstehen und sorry noch mal für alles', am Ende ist es so: Es bleibt immer irgendetwas hängen", so Fröhlich. Und er präzisierte: "Das Verhalten, was da zum Teil an den Tag gelegt wird, hat so ein aggressives Potenzial, das daraus gewaltsame Exzesse an der Basis durchaus erwachsen können."

Die Zitate waren medial verbreitet worden, worauf Klopps Vorgesetzter Hans-Joachim Watzke die Vorhaltungen reflexartig zurückgewiesen hatte: "Starker Tobak und in meinen Augen völlig daneben. Herr Fröhlich soll sich mal ansehen, dass wir seit Jahren die Fairness-Tabelle anführen, auch in dieser Saison stehen wir ganz oben."

Auch wenn es Fröhlich darum ja gar nicht gegangen war - Klopp nahm sich, domestiziert womöglich von Fröhlichs Kritik und von der mit vorbildlicher Gelassenheit agierenden Vierten Unparteiischen Bibiana Steinhaus, sichtbar zurück. Nur ein einziges Mal - bei einer Attacke des Mainzers Adam Szalai gegen Verteidiger Neven Subotic - geriet er kurz in Krawall mit dem Kollegen Tuchel.

Derweil gerieten sich seine Spieler in die Haare. Robert Lewandowski kämpfte um seinen vierten Doppelpack in Serie. "Es war mein Tor", sagte der Dortmunder Stürmerstar. Die Diskussion über den Schützen des Ausgleichstreffers der Gäste (11.) beschäftigte Lewandowski weitaus mehr, als den eigentlichen Torschützen Marco Reus. "Ich habe keine Ahnung, und es ist mir auch scheißegal", sagte der Nationalspieler zum Tor-Streit. Ob Lewandowski bei der scharfen Hereingabe von Reus noch am Ball war, ließ sich auch mit Hilfe der TV-Bilder nicht klären. Allerdings: Der Pole Lewandowski unterstrich mit einem Lupfer zum Endstand (43.) seine Qualitäten ohnehin auch so eindrucksvoll. Am Ende gab die Deutsche Fußball Liga Lewandowski den Treffer zum 1:1.

Keinen Zweifel gab es indes an der Bewertung des Dortmunder Auftritts - drei Tage nach der Gala in der Champions League bei Ajax Amsterdam (4:1). "Es war ein Mentalitätsspiel, und wir haben die Prüfung bestanden", meinte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Es galt auch für ihn selbst.