Bundesliga Bundesliga: Ralf Rangnick ist neuer Trainer beim FC Schalke 04
Gelsenkirchen/dpa. - Als 50. Trainer der 100-jährigenClubgeschichte soll Ralf Rangnick die Talfahrt des FC Schalke 04stoppen und die Mannschaft im Jubiläumsjahr zurück in die Spitzeführen. Der 46 Jahre alte Schwabe wurde am Dienstag beim Fußball-Bundesligisten in der Arena AufSchalke als Nachfolger des vor 13Tagen entlassenen Chefcoaches Jupp Heynckes vorgestellt. «Ich freuemich wahnsinnig auf die Aufgabe und bin auch ein wenig stolz. Ichhabe schon nach meiner Zeit in Hannover gesagt, dass ich als nächsteStation bei einem Verein mit größerer Perspektive arbeiten will. Unddas ist hier mit diesen Fans und dem Umfeld gegeben, auch wenn eszurzeit sportlich nicht so gut läuft», sagte Rangnick, der im Märzbei Hannover 96 entlassen worden war und zuvor beim Konkurrenten VfBStuttgart arbeitete. Rangnick unterschrieb einen Vertrag bis 2006.
Seit dem Ausscheiden von Huub Stevens (2002), der als Kandidat füreine Rückkehr nach Schalke galt, ist Rangnick beim Traditionsclubbereits der fünfte Coach. Er war laut Teammanager Andreas Müller dereinzige Kandidat. Manager Rudi Assauer lobte den einstigen «Shooting-Star» unter den Trainern, der ihn im abschließenden Gespräch amMontag restlos überzeugte. «Da hat er mit dem Skalpell die Stärkenund Schwächen jedes Spielers seziert. Das war eine hundertprozentigeÜbereinstimmung. Wir gehen davon aus, dass er das Riesenpotenzial derMannschaft ausschöpfen kann.»
Rangnicks erste Aufgabe ist es, die «Königsblauen» im UEFA-Cup-Rückspiel an diesem Donnerstag (16.00 Uhr/DSF) bei FHK LiepajasMetalurgs in Lettland in die finanziell eminent wichtige Gruppenphasedes Wettbewerbs zu führen. Angesichts des 5:1-Polsters aus demHinspiel dürfte das kein Problem sein. Der erste echte Prüfsteindagegen wird das heiße Revierderby gegen den VfL Bochum am kommendenSonntag in der ausverkauften Arena. «Das wird etwas ganz Besonderes»,sagte Rangnick, der als Verfechter des risikofreudigenOffensivfußballs gilt und dies auch auf Schalke umsetzen will: «Ichwill ein Team, das Spaß hat und begeisternd nach vorne spielt.»
Viel Zeit, aus einer Ansammlung von erstklassigen Individualistenund teuren Stars wie Sand, Ailton, Bordon, Krstajic oder Lincoln einefunktionierende Einheit zu formen, bleibt ihm nicht. Die Zielvorgabelautet, in der Liga noch Platz fünf zu schaffen und im Europacup soweit zu kommen wie möglich. Personell und taktisch plant Rangnickzunächst keine großen Veränderungen: «Das wird keine Totaloperation.»
Der seit der Heynckes-Demission vorübergehend verantwortliche Co-Trainer Eddy Achterberg rückt beim derzeitigen Bundesliga-14. wiederins zweite Glied. «Damit habe ich kein Problem», sagte derNiederländer, der bis zur 0:1-Niederlage in Hannover am vergangenenSamstag immerhin drei Pflichtspielsiege in Serie vorweisen konnte.
Rangnick war am 7. März dieses Jahres in Hannover entlassenworden, hatte danach mehrere Angebote abgelehnt. Unter anderem war erals Nachfolger von Teamchef Rudi Völler im Gespräch, der nach der EMin Portugal zurücktrat. Als der später installierte Jürgen Klinsmannihn als Assistenten vorschlug, lehnte Rangnick ab. «Als Co-Trainerstehe ich nicht zur Verfügung», begründete der ehrgeizige Schwabeseine Absage an den Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Auf der Bundesliga-Bühne tauchte Rangnick erstmals am 3. Mai 1999auf. Den VfB Stuttgart bewahrte er noch vor dem drohenden Sturz indie Zweitklassigkeit. Gut einen Monat zuvor war er als Trainer beimdamaligen Zweitligisten SSV Ulm 1846 ausgeschieden, den er 1998sensationell in die 2. Liga geführt hatte.
Der in Backnang geborene Rangnick gilt als ein akribischerArbeiter, guter Analytiker und hervorragender Taktiker. Wegen seinesäußeren Erscheinungsbildes (randlose Brille), seines intellektuellenHabitus und «missionarischen Eifers» haftete ihm während seiner Zeitbeim VfB das Negativimage eines «Professors» und «Oberlehrers» an.Erfolg besteht für ihn «aus vielen Mosaiksteinchen». Dazu gehörengeschickte Mannschaftsführung, abwechslungsreiches Training undmoderne Trainingssteuerung. Seine Vorstellungen verwirklicht erkonsequent, setzt dabei auch auf Disziplin und Ordnung. Gleichwohlbemüht er sich um eine «optimale Mischung aus Vertrauen undKontrolle». In einem Interview mit der «Frankfurter AllgemeinenZeitung» stellte er einst klar: «Man muss im Profisport nichtübertrieben autoritär sein.»