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Bundesliga Bundesliga: Karlsruhe steigt tief enttäuscht ab

Von Michael Becker und Nils B. Bohl 13.05.2009, 15:07

Karlsruhe/dpa. - Frustrierte Fans blockierten eine Stunde langdie Ausfahrt der Mannschaftsbusse, Manager Rolf Dohmen zeichnetedüstere Zukunftsszenarien, Kapitän Maik Franz spürte nur noch eine«extreme Leere»: Die Zeit des Träumens war beim Karlsruher SC nachder unnötigen 2:3 (2:2)-Heimniederlage am Dienstagabend gegenHannover 96 endgültig vorbei. Für Franz steht der sechste Abstieg ausder Fußball-Bundesliga ungeachtet der Ergebnisse der Konkurrenz fest:«Unsere Chancen sind gleich Null, wir sind ja keine Fantasten. Dasist brutal enttäuschend, eine extreme Leere.»

Spieler, Manager und Trainer Edmund Becker («Das ist ein ganzbitterer Tag») wirkten wie gelähmt, etwa 200 Karlsruher Anhängermachten dagegen ihrer Wut nach der 21. Saisonpleite mächtig Luft.Schon in den letzten Spielminuten hatten Rauchbomben dasWildparkstadion in dichten Nebel gehüllt, nach der Partie hindertendie Fans unter «Becker raus!» und «Dohmen raus!»-Rufen das eigeneTeam und den Mannschaftsbus der Hannoveraner Gäste am Verlassen desStadiongeländes.

Kapitän Franz, Vize-Präsident Michael Steidl und weitere KSC-Spieler stellten sich der für die oft so idyllischen KarlsruherVerhältnisse ungewöhnlichen Situation und diskutierten mit denaufgebrachten Fans. Coach Becker war sichtlich betroffen. «Solchemassiven Unmutsäußerungen gegen die eigene Person gehen nicht spurlosan einem vorüber», sagte der 52-Jährige leise, nachdem die Fensterdes Stadion-Presseraums wegen der Schreie geschlossen worden waren.

Auf dem Platz hatten die 23 930 Zuschauer wie im Zeitraffer nocheinmal ein Spiegelbild der für den KSC so bitteren Saison gesehen.Unbeeindruckt vom 0:4-Debakel in Dortmund begannen die Gastgeber zwardruckvoll und konnten ihr Engagement dank der Tore von AlexanderIaschwili (10.) und Lars Stindl (32.) ausnahmsweise sogar in einescheinbar beruhigende Führung ummünzen. Doch dann griff KSC-KeeperMarkus Miller bei einem 25-Meter-Schuss von Sergio Pinto (42.) wieschon häufiger in dieser Saison kurios daneben und am Ende stand seinTeam wieder mit leeren Händen da. Denn noch vor der Pause glichMikael Forssell (45.) aus, den K.o. besorgte Hanno Balitsch (64.).

«Wir haben Hannover an die Wand geklatscht. Dann kriegen wir soein dummes Tor und der Doppelschlag ist in so einer Situation derabsolute Genickbruch», meinte Franz, der sich dennoch vor seinenSchlussmann stellte. «Wir dürfen Markus jetzt nicht ans Brett nageln.Er hat oft genug überragend für den KSC gespielt.»

Während die Gäste nach ihrem zweiten Auswärtssieg tröstende Wortefanden (Hecking: «Es tut mir leid für den KSC, weil hier fantastischeArbeit geleistet wird»), sahen sich die Hausherren am Anfang einerlangen Zweitliga-Zukunft. «Wir sind nicht so vermessen zu sagen: Wirsteigen sofort wieder auf», sagte Manager Dohmen. Bevor steht eineHalbierung des 17-Millionen-Etats und eine Reduzierung des Kaders auf17 bis 18 Profis. Dennoch will Dohmen der Philosophie des Vereinstreu bleiben. Statt mit großem finanziellen Aufwand kurzfristigenErfolg zu erzwingen zu wollen, soll mit dem Einbau junger Spielereine neue Mannschaft mit Perspektive geformt werden. Dohmen: «Wirwerden kein Risiko eingehen.»