Bremen Bremen: Transocean erfüllt Fernweh-Träume
Bremen/dpa. - Die ersten Passagiere sahen ihre Heimat nie wieder. Was für den Bremer Kreuzfahrt-Spezialisten Transocean Tours heute einer Katastrophe gleich käme, war vor einem halben Jahrhundert geradezu Unternehmenszweck.
«Angefangen hat unsere Geschichte 1954 mit dem Auswandererboom», erzählt Unternehmenssprecher John Will. «Viele Leute machten sich auf in eine bessere Welt - in die USA, nach Kanada, Südamerika und Australien.»
Um sie ans Ziel ihrer Träume zu bringen, wurde vor 50 Jahren der «Transocean Passagierdienst» gegründet. Er fertigte Emigranten in Bremerhaven ab - auf dem Höhepunkt Ende der fünfziger Jahre bis zu 1000 wöchentlich - und trat für andere Reedereien als Agent auf. Als der Strom der Auswanderer abebbte, musste eine andere Geschäftsidee her. «Man ging dazu über, Kreuzfahrten zu den Kanaren aufzulegen», sagt Will. Für Transocean war das ein völlig neues Geschäftsfeld, für die Wirtschaftswunder-Deutschen eine völlig neue Urlaubsform.
Heute erfüllt das Bremer Unternehmen ganz andere Fernweh-Träume. Seine beiden Luxusliner «Astor» und «Astoria» kreuzen in der Karibik, im Mittelmeer und in der Ostsee, vor den Küsten Afrikas, Asiens und Europas. Hinzu kommen sieben Schiffe für Flusskreuzfahrten. Insgesamt 29 296 Passagiere sorgten 2003 für einen Umsatz von 74,3 Millionen Euro - gemessen am Rekordjahr 2002 ein Minus von 3 Millionen Euro.
Die Terroranschläge in den USA vom 11. September, der Irak-Krieg, die Lungenkrankheit Sars und die schlechte Konjunktur in Deutschland haben auch bei Transocean Tours ihre Spuren hinterlassen. «Solche Geschichten machen es nicht leichter, Menschen für Fernreisen zu begeistern», räumt Sprecher Will ein. Das gelte vor allem für Neu- Kunden. Da freut sich ein Unternehmen über einen Stammkundenanteil von 50 Prozent. «Die sind einem auch in schwierigen Zeiten treuer.»
Doch der Kreuzfahrtbereich hat sich deutlich besser gehalten als die krisengeschüttelte Tourismusbranche insgesamt. Das bestätigt Christian Boergen, Leiter Kommunikation beim Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verband in Berlin: «Irak-Krieg und Sars haben wehgetan. Aber die Kreuzfahrtbranche hatte immer Wachstum.» 2003 seien im deutschen Markt mit Hochseekreuzfahrten erstmals mehr als 1 Milliarde Euro umgesetzt worden. Das war im Vergleich zu 2002 ein Plus von 22 Prozent.
Mit Platz für maximal 590 und 500 Passagiere sind die Transocean-Schiffe «Astor» und «Astoria» relativ klein. Moderne Luxusliner befördern mehr als 2000 Gäste. Trotzdem ist das Bremer Unternehmen nach Boergens Einschätzung absolut konkurrenzfähig. «Da werden unterschiedliche Märkte angesprochen.» So wollten ältere Leute nicht unbedingt auf die modernen «schwimmenden Städte» und bevorzugten die eher klassischen Schiffe. «In der Regel sind bei unseren Gästen die die Kinder längst aus dem Haus», sagt denn auch Transocean-Sprecher Will.
Anders als vor 50 Jahren kommen heute alle Passagiere wieder nach Hause. Bei manchen dauert es jedoch etwas länger. Denn das Interesse an Weltreisen wächst laut Will stetig. «Bei der jüngsten Astor- Weltreise hatten wir fast 90 Passagiere, die nicht nur Teiletappen, sondern die ganze Route mitgefahren sind.» Das waren 118 Tage an Bord.