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Brasilien Brasilien: WM-Kader fährt ohne Romario los

Von Emilio Rappold 07.05.2002, 17:02
Brasiliens Fußball Idol Romario (Foto: MZ-Archiv)
Brasiliens Fußball Idol Romario (Foto: MZ-Archiv) Empics sports photo agency

Rio de Janeiro/dpa. - Bei einer Umfrage des TV-Senders ESPN Brasil meinten 56 Prozentam Abend, die «Selecao» habe ohne den 36-Jährigen keine Titelchance.

«Romario hat sich über mich lustig gemacht, aber selbst so hätteich ihn berufen», kritisierte auch Ex-Nationalcoach Mario Zagallo(70). Die Zeit der Kritik sei aber nun vorbei, die 170 MillionenBrasilianer müssten wie ein Mann hinter dem Team stehen, forderte er.«Romario muss zur WM», hatte sogar Präsident Fernando Cardoso vor einpaar Wochen gesagt. Und die Zeitung «Jornal do Brasil» schrieb nunresignierend: «Das Team steht, jetzt hilft nur noch beten.»

Der «Kleine», wie Romario gerufen wird, war der große Star beimWM-Gewinn 1994. Erst vor einigen Tagen hatte er einePressekonferenz gegeben, um weinend um eine WM-Chance zu bitten.

Scolari berief nur einen Bundesliga-Profi: Abwehrmann Lucio vonChampions-League-Finalist Leverkusen. Giovane Elber (Bayern München),Ze Roberto (Bayer 04 Leverkusen), Marcelinho (Hertha BSC) und MarcioAmoroso (Borussia Dortmund) erhielten wie erwartet von Scolari einenKorb. Dagegen wurden die Stars Ronaldo (Inter Mailand), Rivaldo (FCBarcelona), Roberto Carlos (Real Madrid) und Cafu (AS Rom) nominiert.Stürmer Denilson (Betis Sevilla) ist der fünfte «Überlebende» derFinal-Pleite von 1998 gegen Gastgeber Frankreich (0:3).

Nach Meinung der Medien gab es bei der Berufung «keine größereÜberraschung». Die Medien in Rio und Sao Paulo erinnerten aber daran,dass Scolari die «Tormaschine» Jardel, die 2001/2002 in Portugal über40 Mal ins Schwarze traf, sowie Amoroso und Elber «vergessen» habe.Dafür nominierte er 11 andere Europa-Legionäre und 12 in Brasilientätige Profis.

«Der Titelgewinn ist bei der WM Pflicht, das hat mir sogar meinkleiner Sohn klargemacht», betonte Scolari. Der Coach, wegen seinerVorliebe für bedingungslose Disziplin und harten Fußball «Feldwebel»genannt, will den Spielern bei der WM unter anderem die Benutzung vonHandys auf 60 Minuten nach dem Abendessen beschränken und empfehlen,dass die Angehörigen zu Hause bleiben sollen. Er bestritt aberBerichte, dass er seinen Schützlingen ein Sex-Verbot erteilen wolle.An freien Tagen könnten die Jungs «tun und lassen, was sie wollen».

«Scolari hat bei der Berufung der Spieler nicht nur auf diefußballerischen Qualitäten geschaut, sondern auch darauf, ob dieBerufenen menschlich in seine Gruppe passen», urteilte der frühereMittelfeldstar und heutige TV-Kommentator Paulo Roberto Falcao. NachAsien fliege nicht ein Nationalteam, sondern die «Familie Scolari».