Brasilien - Portugal Brasilien - Portugal: Magerkost statt Feinschmecker-Menü
Durban/dpa. - Diebrasilianischen Ball-Zauberer und Portugals Fußball-Künstler haben imBruderduell enttäuscht und ihre hoffnungsvollen Fans mit einertristen Nullnummer abgespeist. Mit dem 0:0 gegen Ronaldo und Co. amFreitag in Durban konnte der fünfmalige Weltmeister den Angriff derPortugiesen jedoch abwehren und zieht als Sieger der Gruppe G insAchtelfinale ein. Vor 62 712 Zuschauern im Moses Mabhida-Stadiondominierten im Favoritenduell lange Zeit nur die Abwehrreihen. Erstim zweiten Durchgang drängten Cristiano Ronaldo und Co. mit mehrEngagement auf die Entscheidung, doch zu einem Treffer reichte esnicht. Als Gruppen-Zweitem droht Portugal nun im Achtelfinale ein«Bruder-Duell» gegen Europameister Spanien.
Das mit Spannung erwartete Duell zwischen dem fünffachenWeltmeister und den «Brasilianern Europas» konnte die hohenErwartungen zu keiner Phase erfüllen. Ohne den gesperrten Kaka undden gegen die Elfenbeinküste verletzten Elano bot die «Seleção» diemeiste Zeit Rasen-Schach statt Samba-Fußball und ließ nur ganz seltenihre große spielerische Klasse aufblitzen. Die Portugiesen, die inden letzten 26 Länderspielen zum 22. Mal ohne Gegentor blieben, zogensich weit zurück und versuchten ihr Glück mit Kontern vornehmlichüber die linke Seite mit Fabio Coentrao.
Erst nach einer halben Stunde nahm die Partie allmählich Fahrtauf. Eine Unaufmerksamkeit von Ricardo Costa bescherte dem Rekord-Champion prompt die erste Möglichkeit, doch Torhüter Eduardo lenkteden aus kurzer Distanz abgegebenen Schuss von Nilmar gedankenschnellan die Latte (30.). Trainer Carlos Dunga hatte dem Angreifer vom FCVillarreal den Vorzug vor dem zuletzt nicht überzeugenden Robinhogegeben. Neun Minuten später fühlte sich kein Portugiese für LuisFabiano zuständig, dessen Kopfball knapp neben dem Tor landete.
So richtig Farbe ins Spiel brachte einzig Schiedsrichter BenitoArchundia. Dem Mexikaner gelang das Kunststück, allein in der erstenHalbzeit sieben Akteuren die Gelbe Karte zu zeigen, obwohl dieBegegnung keinesfalls überhart war. Dunga reagierte noch vor derPause auf das «Kartenspiel» und ersetzte den gelb-rot-gefährdetenFelipe Melo durch den Wolfsburger Josue.
Die Portugiesen enttäuschten in der Offensive zunächst auf ganzerLinie. Weder 94-Millionen-Euro-Stürmer Cristiano Ronaldo noch derlaufstarke Tiago konnten sich gegen Lucio und Co. durchsetzen. Schonmit seiner defensiven Aufstellung hatte Carlos Queiroz signalisiert,dass ihm eigentlich ein Punkt genug sei. Denn trotz der beruhigendenSieben-Tore-Vorlage im Spiel gegen Nordkorea hatte der Trainer seine«Selecção» auf vier Positionen verändert und nicht weniger als sechsgelernte Abwehrspieler aufs Feld geschickt.
Erst nach dem Seitenwechsel gaben die Portugiesen ihre stureDefensivhaltung auf und ließen so etwas wie Siegeswillen erkennen.Auch Ronaldo taute endlich auf: Mit einem Sprint auf der rechtenSeite bereitete der frühere Weltfußballer in der 60. Minute die bisdahin beste Chance für sein Team vor, doch Raul Meireles brachte denBall aus wenigen Metern nicht an Julio Cesar vorbei. BrasiliensKeeper verletzte sich bei seiner Rettungstat am Rücken. Auf derGegenseite konnte Julio Baptista Superstar Kaka nicht gleichwertigersetzen. Das Spiel der Brasilianer wurde mit fortschreitenderSpielzeit immer uninspirierter. Doch in der Nachspielzeit mussteEduardo bei einem Schuss von Ramires noch einmal alles aufbieten.