Brandenburg Brandenburg: Biotürme locken nach Lauchhammer
Halle/MZ. - Und sie befinden sich fast vor der Haustür. Die sogenannten Biotürme stehen in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) und sind für Besucher zugänglich. Als Relikte eines großen Industriekomplexes können sie bei Führungen an Wochenenden oder feiertags von 10 bis 18 Uhr und werktags nach Absprache erkundet werden. Der Eintritt kostet drei Euro pro Person, ermäßigt 1,50 Euro.
Die vor 50 Jahren errichteten Türme dienten bis 1990 als biologische Kläranlage für die phenolhaltigen Industrieabwässer der Großkokerei Lauchhammer. Dort wurde aus dem "Schwarzen Gold" der Lausitz jahrzehntelang Braunkohle-Hochtemperaturkoks für die Produktion von Eisen erzeugt. In zweijähriger Arbeit sind die sechs leer stehenden Turmgruppen saniert und mit neuen Mauerkronen versehen worden. Zudem erhielt eine begehbare Turmgruppe zwei markante Glaskanzeln, die nun als Besucherplattform dienen. "Mit den Biotürmen wollen wir Einblicke in die Industriegeschichte der Region geben", sagt Wilken Straatmann, Vorsitzender der Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer. Das knapp 22 Meter hohe Ensemble werde künftig in die Europäische Route der Industriekultur eingegliedert. "Außerdem wollen wir die Türme als Veranstaltungsort entwickeln", so Straatmann.
Für die Türme formulierte der Beirat der Internationalen Bauausstellung (IBA) den Begriff "Castell del Monte". "So sollten die Biotürme als einzig erhaltene Teile der früheren Großkokerei klanglich umschrieben werden", begründet IBA-Projektleiterin Brigitte Scholz die Namenswahl. Vorausgegangen war ein jahrelanges Ringen um den Erhalt der denkmalgeschützten Türme, an dessen erfolgreichem Ausgang die IBA Fürst-Pückler Land großen Anteil hat.
Die Backsteintürme in Lauchhammer gehörten einst der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) und sollten eigentlich abgerissen werden. Sie standen jedoch seit 1996 wegen ihrer herausragenden Bedeutung als Industriekulturerbe unter Denkmalschutz. "Wir suchten seit 2002 nach einem Nachnutzer für das IBA-Projekt Biotürme", erinnert sich Scholz. Die Stadt Lauchhammer lehnte eine Übernahme der Türme ab. "Der Abriss stand kurz bevor, weil die LMBV ihrer gesetzlich festgelegten Aufgabe zur Sanierung der Bergbaufolgelandschaft nachzukommen hatte", berichtet Scholz.
Unzählige Gespräche und Abriss-Aufschübe begleiteten die intensive Suche nach einem neuen Träger. Gemeinsam mit dem Brandenburger Kulturministerium entstand dann die Idee, die in Lauchhammer bereits tätige Stiftung Kunstgussmuseum mit ins Boot zu holen. Kräftig unterstützt hat das Vorhaben der Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer. Die Experten, von denen die meisten selbst in der Großkokerei gearbeitet hatten, übernehmen nun die Führungen der Gäste.
Auskünfte unter:
Tel. 035747 / 87 04 73 (wochentags 8 bis 14 Uhr)