Boxen Boxen: «Phantom» Ottke für Tate erneut zu schnell

Nürnberg/dpa. - Ich bin froh, ihm heute gezeigt zuhaben, wo der Hammer hängt», konstatierte Ottke nach seiner 14.Titelverteidigung überaus locker und gelöst.
Der gebürtige Berliner hatte allen Grund dazu. Auf flinken Füßentrieb er seinen Kontrahenten durch den Ring, so dass dieser nie dazukam, seine im ersten Vergleich im September 1999 demonstrierteSchlagstärke auszuspielen. «Sven hat das taktische Konzeptmeisterhaft umgesetzt und die Stärken von Tate mit einfachen Mittelnaufgehoben», analysierte Trainer Uli Wegner weit nach Mitternacht. Dawar der 36-jährige Tate bereits im Krankenhaus zur Behandlung seinesgeplatzten Trommelfells. «Ich glaube, das war sein letzter Kampf. Zueinem neuerlichen Titelkampf wäre der Weg zu weit», meinte TrainerWilly Hayes angesichts des fortgeschrittenen Alters seinesSchützlings tief enttäuscht.
Ein ähnliches Szenario wäre auch im Fall einer Niederlage vonOttke ziemlich sicher gewesen. «Ich hätte mich nicht noch einmalhintenan gestellt», gestand der Champion unumwunden ein. Angesichtsseiner zweiten Glanzvorstellung in diesem Jahr wurden beinahe alleGerüchte über das bevorstehende Karriereende vorerst ad acta gelegtund Zukunftspläne geschmiedet. «Der Substanzverlust war heute wohlnicht zu hoch. Ich denke, wir können den nächsten Kampf wie geplantam 24. August in Leipzig bestreiten», kündigte Manager WilfriedSauerland an.
Der Gegner steht noch nicht fest, aber der WBO-Weltmeister imHalbschwergewicht, Dariusz Michalczewski (Hamburg) von derkonkurrierenden Universum-Promotion, wird es mit Sicherheit nichtsein. «Ein solcher Fight ist immer von Interesse. Wir haben auf unserAngebot aber noch keine Antwort erhalten», erläuterte Sauerland. Erhatte vorgeschlagen, das Wiegen auf den Kampftag zu verschieben, umso Gewichtsunterschiede zwischen beiden Kontrahenten einigermaßenauszugleichen.
Im Glanz von Ottke verblasste Timo Hoffmann (Frankfurt/Oder),obwohl der 2,02-Mann seinen Stallgefährten um mehr als 24 Zentimeterüberragt und auch noch über 40 Kilo mehr auf die Waage bringt. Aberimmerhin konnte der 27-jährige IBF-Continental-Champion imSchwergewicht bei seinem einstimmigen Punktsieg über Ross Puritty(USA), den bisher einzigen Bezwinger von Weltmeister WladimirKlitschko, weitere Fortschritte nachweisen.
«Ich habe mich besonders darüber gefreut, dass Timo über die zwölfRunden hinweg diszipliniert durchgeboxt hat», befand Trainer ManfredWolke nach dem völlig unspektakulären Vergleich. Die Emotionen auchunter den Zuschauern kochten erst hoch, als Puritty vonSchauspielerin Christine Neubauer irrtümlicherweise zum Siegererklärt wurde und nach der Richtigstellung des Urteils seinem Unmutmit wilden Gesten freien Lauf ließ.