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Boxen Boxen: Klitschkos Gedächtnislücken verärgern Amerikaner

11.07.2008, 14:58

Hamburg/dpa. - Herausforderer Tony Thompson hat bei Box-Weltmeister Wladimir Klitschko offenbar keinen bleibenden Eindruckhinterlassen. Jedenfalls kann sich der weltbeste Schwergewichtlernicht erinnern, schon vor dem Duell an diesem Samstag (22.10 Uhr/RTL)in Hamburg mit dem Amerikaner jemals im Ring gestanden zu haben. Hater aber, und zwar im Februar 2003, als er sich im Sparring auf dasDuell mit dem Südafrikaner Corrie Sanders vorbereitete. «Ich erinneremich nicht daran, aber ich freue mich, ihn noch mal zu treffen», sagtKlitschko. Thompson (32 Kämpfe, 31 Siege) nimmt das lückenhafteGedächtnis des Ukrainers gleichgültig zur Kenntnis. «Ich werde ihn imRing daran erinnern. Ich bin 100-mal besser als damals», droht der36-jährige Amerikaner.

An Klitschko perlen die Worte des Rivalen ab wie Wassertropfen aneiner Glasscheibe. «Ich bin mir sicher zu gewinnen», verkündet derTitelverteidiger. «Ich habe genug Erfahrungen gesammelt, um zuwissen, wie man einen Gegner auseinandernimmt.» 50-mal ist ihm das in53 Kämpfen schon gelungen. Zur Zeremonie des Auseinandernehmensgehört beim Doppel-Weltmeister, dem Widerpart mit stechend-bösartigemBlick tief in die Augen zu schauen, bis der der visuellen Attackenicht mehr standhalten kann. Für Klitschko ist das «mentaleVorbereitung».

Thompson wird zwar Tiger genannt und von seinem Trainer mit einemTsunami verglichen, doch große Meriten eilen ihm nicht voraus.Meister im Bundesstaat Maryland war er einst, auch kontinentalerAmerika-Champion. Wahrscheinlich wäre er den Box-Fans in Deutschlandnie aufgefallen, hätte er nicht vor einem Jahr den völligindisponierten Ex-Europameister Luan Krasniqi (Rottweil) im einem WM-Ausscheid durch den Ring geprügelt. «Dieser Kampf war kein Maßstabfür nichts», urteilt Krasniqi heute und rätselt über die Ursachen:«Ich war ja völlig hilflos.» Dass es Thompson dennoch nicht gelungensei, ihn «richtig k.o.» zu schlagen, wertet Krasniqi als eklatanteSchwäche des Amerikaners. «Ich will den Thompson nicht schlechtreden,aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie der denWladimir weghauen will.»

Auch Jean-Marcel Nartz, Technischer Leiter im Hamburger Universum-Boxstall und exzellenter Kenner der Szene, bezeichnet Thompson als«maßgeschneidert für Wladimir». Die ersten drei Runden müsseKlitschko aufpassen, «dann wird er ihn aber souverän erledigen»,orakelt Nartz und erhält Zustimmung von Vitali Klitschko. Wladimirsknapp fünf Jahre älterer Bruder verspricht: «Ab der fünften Rundegeht Thompson zu Boden.»

Den größten Respekt hat Klitschko nicht vor der Linken des Gegnersoder dessen Aufwärtshaken, sondern vor dessen Selbstbewusstsein.«Wenn man Vater von sieben Kindern ist, dann muss man schon sehrselbstbewusst sein», staunt der 32-jährige Junggeselle und«bekennende Romantiker» aus Kiew.

1,96-Meter-Mann Thompson erhält für seinen WM-Einsatz am Samstagnur einen Bruchteil dessen, was der jüngere der Klitschko-Brüdereinstecken darf. Börse und zusätzliche Einnahmen für den IBF- undWBO-Champion werden auf acht Millionen Euro taxiert. Das Salär fürThompson reicht kaum an die Millionen-Marke heran. Dennoch ist dieseSumme mit Abstand das meiste Geld, was der Amerikaner für einen Ring-Auftritt je erhalten hat.