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Boxen Boxen: Klitschko schlug gegen Johnson auch Zweifel K.o.

Von Gunnar Meinhardt 08.12.2003, 15:43
Schwergewichtler Vitali Klitschko wird nächstes Jahr wieder um die Weltmeisterschaft des World Boxing Councils (WBC) kämpfen. Der Profi aus dem Hamburger Universum Boxstall gewann in der Nacht zum Sonntag im New Yorker Madison Square Garden den WM- Ausscheidungskampf gegen Kirk Johnson (Kanada) durch K.o. in der 2. Runde. (Foto: dpa)
Schwergewichtler Vitali Klitschko wird nächstes Jahr wieder um die Weltmeisterschaft des World Boxing Councils (WBC) kämpfen. Der Profi aus dem Hamburger Universum Boxstall gewann in der Nacht zum Sonntag im New Yorker Madison Square Garden den WM- Ausscheidungskampf gegen Kirk Johnson (Kanada) durch K.o. in der 2. Runde. (Foto: dpa) EPA

New York/dpa. - Seine Frau Natalie verabschiedete er nach Los Angeles, seinen Bruder Wladimir nach Hamburg. Ursprünglich wollte Vitali Klitschko auch gleich nach Deutschland zurückfliegen, um in der letzten Phase von Wladimirs Vorbereitung auf den Kampf am 20. Dezember in Kiel gegen den Amerikaner Danell Nicholson von Anbeginn mit dabei zu sein. Doch die neue Schwergewichts-Attraktion im Profiboxen, wie die US-Medien den Ukrainer nach seinem Sieg gegen Kirk Johnson bejubelten, verweilte noch einen Tag im «Big Apple».

Nach dem Trubel der vorhergehenden Nacht sehnte sich Vitali Klitschko nach Ruhe und Erholung. Bis weit in den Morgen hatte er nach seinem technischen K.o.-Sieg in der 2. Runde im WM- Ausscheidungskampf gegen seinen dickbäuchigen Gegner aus Kanada zu tun, um im Madison Square Garden allen Interview-Wünschen gerecht zu werden.

Die zentrale Frage dabei war: Wird es bis Juni zur WM-Revanche gegen Lennox Lewis, den Weltmeister des World Boxing Councils (WBC), kommen? Lewis' Trainer Emanuel Stewart glaubt daran. «Ich habe Lennox zu einem Rematch geraten, denn er ist diesen Kampf der Öffentlichkeit schuldig. Ich glaube, Lennox wird kämpfen», sagte Stewart in einem Interview mit dem Internet-Anbieter Sport1.de.

Lewis müsse sich jetzt bewegen, schreibt die New York Times: «Erscheint er zum zweitgrößten Zahltag seiner Karriere, der ihm etwa 20 Millionen Dollar bescheren würde, oder aber bleibt er am Strand in Jamaica liegen?» Klitschko jedenfalls habe seinen Job überzeugend erledigt. Die «New York Post» titelte: «Klitschko: Hallo Lennox - Vitali fordert, nachdem er Johnson verprügelt hat, den Champ heraus.»

Der 32 Jahre alte Profi aus dem Hamburger Universum Boxstall habe bei seinem ungeduldigen Warten auf ein erneutes Duell mit Lewis keine Zeit verschwendet, bemerkte die «Los Angeles Times»: «In Kurzarbeit setzte Klitschko sein Zeichen fürs Rematch.» «Klitschko schlägt Kirk und alle Zweifel K.o.», titelte indes die «New York Daily News» und prophezeite: «Wir haben in Klitschko den kommenden Schwergewichts- Champion gesehen. Er verdient unsere Aufmerksamkeit».

Auch in Großbritannien befürchten die Medien Schlimmes für ihren Landsmann. «Lennox Lewis könnte einen Rücktritt als weise Entscheidung betrachten, nachdem er zuschauen musste, wie sein Rivale Vitali Klitschko in New York Kirk Johnson demolierte», heißt es im «Daily Mirror». Die angesehene Tageszeitung «The Guardian» stellt fest: «Klitschko sieht wie ein Champion aus.»

Auch für den so unerschütterlich wirkenden Vitali sind solche Formulierungen Balsam für die Seele. «Nicht nur die amerikanischen Fans haben nach dem Fight gegen Chris Byrd gesagt, dass ich ein Weichei sei, kein Herz für einen Boxer habe. Nach dem Lewis-Kampf hat sich das jedoch total verkehrt. Viele Leute sind zu mir gekommen, haben sich entschuldigt, ihre Worte zurückgenommen und glauben seitdem an mich. Mit dem Sieg gegen Johnson habe ich sicher noch mehr Vertrauen gewonnen», sagte der 2,02 Meter große Hüne. Sollte Lewis nicht zum zweiten Mal gegen ihn antreten wollen und seine Karriere beenden, würde Vitali gegen den WBC-Weltranglisten-Zweiten Corrie Sanders (Südafrika) um den dann vakanten WM-Gürtel boxen.

Anerkennung zollten die US-Medien auch Klitschkos Promotor Klaus- Peter Kohl. Wie der Hamburger Geschäftsmann die promovierten Sportwissenschaftler über so viele Jahre geduldig und mit Sachverstand aufgebaut und auch in weniger guten Phasen zu ihnen gehalten hat, sei für die Brüder von unschätzbarem Wert. Kein anderer Promotor hätte sich so viel Zeit genommen, um seine Klienten an die Spitze der Weltranglisten zu führen. HBO-Sportchef Kerrie Davis meinte, Kohls Hartnäckigkeit zahle sich jetzt aus. «Seine Philosophie von der Langfristigkeit ist bespielhaft», sagte Davis, der alsbald mit Kohl die ersten konkreten Verhandlungen über den WM-Kampf von Vitali führen wird. Bange ist ihm dabei nicht, «denn die Zusammenarbeit mit Peter hat immer bestens geklappt.»