Boxen Boxen: Klitschko kämpft in Breslau gegen Adamek
Breslau/SID. - Das Psycho-Duell hat Witali Klitschko gegen Tomasz Adamek schon mal klar gewonnen. Beim obligatorischen "staredown" Anfang der Woche schaute der Box-Weltmeister seinem Herausforderer so tief und selbstbewusst in die Augen, dass dieser seinem Blick nach nur wenigen Sekunden auswich. Zwei Tage später narrte Klitschko seinen Widersacher, als er mitten im öffentlichen Training von Adamek in einem Einkaufszentrum die Rolltreppe runterkam und grinsend alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
2:0 für Klitschko - doch so einfach wird es ihm Adamek am Samstag (ab 22.10 Uhr/RTL) im ersten Schwergewichts-WM-Kampf auf polnischem Boden nicht machen. Der WBC-Champ aus der Ukraine ist zwar für Experten und Wettanbieter klarer Favorit, doch der schnelle und technisch starke Adamek ist alles andere als Fallobst. Vor allem die Unterstützung von knapp 44.000 Fans in der neuen Fußball-EM-Arena von Breslau macht den Lokamatadoren gefährlich.
"Das wird eine Schlacht mit zwei Helden. Tomasz ist nach meinem Bruder und mir der zurzeit beste Schwergewichtsboxer", sagte Klitschko, der keine Angst vor dem "Auswärtsspiel" hat: "Ich fühle mich in der Höhle des Löwen wohl."
Wenn es nach den Wettquoten geht, wird Klitschko diese Höhle unbeschadet wieder verlassen. Sollte "Dr. Eisenfaust" gewinnen, erhalten Zocker bei bwin bei einem Einsatz von zehn Euro gerade mal zwölf Euro zurück. Für den Fall eines Adamek-Sieges liegt die Quote bei 4,75.
Auch Klitschko-Trainer Fritz Sdunek hat keine Zweifel am 43. Sieg im 45. Profikampf seines Schützlings. Klitschkos beste Waffe im Ring sei sein Charakter, sagte Sdunek und schwärmte im Interview mit der Tageszeitung Die Welt: "Für mich ist er ein Jahrhundertmensch."
Von solchen Lobeshymnen ist Adamek weit entfernt. Erst seit zwei Jahren boxt der frühere Halbschwer- und Cruisergewichts-Weltmeister gegen die "schweren Jungs", musste sich dafür erst viele Kilos anfuttern. Trotzdem wirkt der 34-Jährige neben Klitschko wie ein kleiner Schuljunge, der im falschen Klassenzimmer gelandet ist. Das machte auch das obligatorische letzte Wiegen am Freitagnachmittag in den Räumen einer TV-Produktionsfirma in Breslau deutlich. Klitschko brachte satte 110,1 kg auf die Waage, Adamek gerade mal 98,0 kg.
Anders als zum Beispiel der Brite David Haye, der mit geschmacklosen Attacken gegen die Klitschko-Brüder für Aufsehen gesorgt und dafür im Ring von Wladimir Prügel bezogen hatte, kommt Adamek eher bieder daher. Selbst für einen angsteinflößenden Kampfnamen hat es nicht gereicht: "Goral" - Bergbewohner - nennt sich der in einfachen Verhältnissen im Bergdorf Gilowitz aufgewachsene Pole.
Und dennoch: Nicht nur in seiner Heimat, auch in den USA ist der Kampf "Klitschko vs. Adamek" eine größere Nummer als es "Klitschko vs. Haye" war. Adamek lebt und trainiert im US-Bundesstaat New Jersey. Auch wegen seiner Popularität überträgt der US-Fernsehsender HBO den Fight in Amerika live.
Die Zuschauer werden auf ihre Kosten kommen, glaubt der ehemalige Halbschwergewichts-Weltmeister Dariusz Michalczewski. Für den "Tiger", der in seinem Geburtsland Polen noch immer verehrt wird, ist Adamek Klitschkos stärkster Gegner seit Lennox Lewis. Gegen den Briten kassierte der WBC-Champ im Juni 2003 eine seiner beiden bisher einzigen Niederlagen. Adamek soll nicht die Nummer drei werden, sondern die Nummer 40 auf der K.o.-Liste. "Das kann man nicht planen, aber ich bin bereit, Adamek vorzeitig zu stoppen", sagte Klitschko.