Boxen Boxen: «Karl der Flache» wird 65

Kaiserslautern/dpa. - 10. September 1966: Europameister Karl Mildenberger boxt unter freiem Himmel im Frankfurter Waldstadion als Herausforderer gegen Titelverteidiger Muhammad Ali um die Krone des Schwergewichts-Weltmeisters. Nach zwölf faszinierenden Runden verliert «Karl der Flache» vor 30 000 Zuschauern den Kampf seines Lebens durch Technischen K.o. Freunde fürs Leben aber sind die beiden Boxer geblieben. Diese Niederlage feierte der Profi aus Kaiserslautern wie einen Sieg. Sie brachte dem Pfälzer mehr Ruhm und Ehre, Anerkennung und Sympathie ein, als seine EM-Kämpfe und Siege zuvor. Der Rechtsausleger stand damals im Zenit seiner Popularität. Am Samstag feiert der damalige Publikumsliebling - wie zumeist fern der Heimat - seinen 65. Geburtstag.
Mildenberger hat nicht nur wegen des Kampfes gegen Ali alias Cassius Clay Boxgeschichte geschrieben. Von 1964 bis 1968 war er ununterbrochen Europameister im Schwergewicht, nachdem er als 26- Jähriger diesen Titel durch einen K.o.-Sieg über den Italiener Sante Amonti gewonnen hatte. Sechs Mal verteidigte der Pfälzer die EM- Krone, ehe er 1968 in London gegen den Engländer Henry Cooper verlor. Es war der letzte Kampf in seiner glanzvollen Karriere.
Der untadelige Sportsmann, von seinen Freunden «Karl der Große» genannt, stand als Profiboxer insgesamt 62 Mal im Ring. Nur sechs Kämpfe verlor Mildenberger - darunter gegen seinen Freund Ali. Schon als Jugend- und Amateurboxer des 1. FC Kaiserslautern gehörte Mildenberger zu den Großen seiner Sportart. 64 Amateurkämpfe stehen in seinem Rekordbuch. 52 von 59 gewann er vorzeitig. Den ersten großen Sieg feierte er 1958, als der 21-Jährige in Dortmund zum einzigen Mal deutscher Amateurmeister im Halbschwergewicht wurde.
«Milde» gehörte zum Boxcamp von Bruno Müller in Bad Soden. Im Vortaunus bereitete er sich unter bescheidenen Verhältnissen im schmucklosen Saal einer Gaststätte gewissenhaft auf seine Kämpfe vor. Nach einer komplizierten Meniskusoperation ist der Profi von damals nicht mehr ganz fit. Das Knie schmerzt und deshalb ist er nicht mehr im Dienst als Bademeister der Stadt Kaiserslautern.
In zweiter Ehe ist der Meisterboxer von einst mit Miriam verheiratet, die auch noch heute seine «Managerin» ist. Aber von den großen Gagen ist Mildenberger nicht viel geblieben. Falsche Freunde waren wohl die Ursache. Das Geld zerrann dem Pfälzer zwischen den Fingern. Der Träger de Goldenen Ehrenrings des 1. FC Kaiserslautern sollte ein weiteres Mal geehrt werden. Doch Mildenberger «flüchtet» an seinem Geburtstag lieber und entgeht so dem Trubel.