1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Boxen: Boxen: Eckhard Dagge beigesetzt

Boxen Boxen: Eckhard Dagge beigesetzt

Von Gert Glaner 12.04.2006, 17:00
Der deutsche Boxer Eckhard Dagge (r.) landet im Weltmeisterschaftskampf gegen Elisha Obed von den Bahamas einen Körpertreffer (Archivfoto vom 18.06.1976). (Foto: dpa)
Der deutsche Boxer Eckhard Dagge (r.) landet im Weltmeisterschaftskampf gegen Elisha Obed von den Bahamas einen Körpertreffer (Archivfoto vom 18.06.1976). (Foto: dpa) UPI

Hamburg/dpa. - «Eckhard war ein Mann mit Ecken undKanten. Die werden heute immer seltener. Ich verneige mich vor seinersportlichen Leistung», sagte Trauerredner Bodo Eckmann, Präsident desBundes Deutscher Berufsboxer (BDB).

Sein ehemaliger Schützling Dariusz Michalczewski begleitete Daggeauf dessen letzten Weg ebenso wie die Weltmeister-Kollegen Gracianound Ralf Rocchigiani, Universum-Chef Klaus-Peter Kohl und Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering. «Ich habe viel bei ihm gelernt. Wirhatten viel Spaß miteinander und haben auch mal kräftig einengezischt», sagte der «Tiger». Zu den Trauergästen zählte neben Daggesengsten Angehörigen auch Hans-Joachim «Hanne» Kleine. Der Chef desSzene-Lokals «Ritze» auf St. Pauli hatte dem Boxer über lange Jahrein allen Lebenslagen zur Seite gestanden.

Die Box-Gemeinde hielt auch in der traurigen Stunde zusammen.Kohl, Sauerland, Michalczewski, der ehemalige Universum-Geschäftsführer Peter Hanraths und der Lübecker Box-Mäzen Hans-PeterSiemons übernehmen alle Kosten für das Begräbnis. Denn Dagge war vonden Börsen seiner großen Kämpfe nichts mehr geblieben. Er starbmittellos im Hospiz Leuchtfeuer auf St. Pauli, nur 500 Meter entferntvon der Boxhalle auf dem Kiez, in der er lange Zeit trainiert undgekämpft hatte.

Der in Probsteierhagen bei Kiel geborene Dagge war am 4. April imAlter von nur 58 Jahren in Hamburg einem Krebsleiden erlegen. DerBoxer hatte sich den WBC-WM-Titel im Junior-Mittelgewicht am 17. Juni1976 in der Berliner Deutschlandhalle durch einen technischen K.o.-Sieg in der zehnten Runde gegen Titelverteidiger Elisha Obed von denBahamas geholt, ihn aber im Jahr darauf wieder verloren.

Dagge bestritt in seiner Profi-Karriere zwischen 1973 und 1981insgesamt 32 Kämpfe, von denen er 26 gewann. Zwischen 1975 und 1976hatte der gebürtige Holsteiner auch den EM-Titel im Junior-Mittelgewicht inne. Der Boxer galt in den 70er Jahren als das enfantterrible des deutschen Boxsports. Er machte nicht nur im Ringskandalträchtige Schlagzeilen, sondern auch außerhalb. Der Spruch«Viele Weltmeister sind Alkoholiker geworden, aber ich bin der ersteAlkoholiker, der Weltmeister wurde» machte Dagge mindestens ebensoberühmt wie seine boxerischen Leistungen.

Nach seinem Karriereende blieb Dagge dem Boxen treu und wechselteins Trainer-Lager. In der Zeit von 1991 bis Anfang 1994 war «Ekke»Chefcoach von Michalczewski, ehe er vom Hamburger Universum-Stallwegen seiner neuerlichen Alkohol-Eskapaden entlassen wurde.