Boxen Boxen: «Die Probe ist manipuliert worden»
Halle/MZ. - Links! Rechts! Links! Kraftvoll schlägt Timo Hoffmann seine Geraden. In jeder Faust hat der Boxer eine Kurzhantel. Das tägliche Schattenboxen mit Gewichten im halleschen Gym soll seine Kraft und Ausdauer schulen. Er will fit sein für seinen nächsten Kampf. "Die deutsche Eiche ist noch längst nicht gefällt", knurrt der Schwergewichtler in Anspielung auf seinen Kampfnamen. Seitdem er unter Dopingverdacht steht, hat er sich in der Öffentlichkeit zurückgehalten. Keine Interviews. Doch jetzt wehrt er sich.
Klar ist: Hoffmanns A-Probe nach dem Kampf gegen Sascha Dimitrenko am 17. November in Magdeburg war positiv (MZ berichtete). Der Urin enthielt das anabole Steroid Metandienon. Hoffmanns Magdeburger Anwalt Henning Bartels stellt nun klar: "Das zweifeln wir gar nicht an. Aber wir zweifeln an, dass es sich um Hoffmanns Urin handelt." Er ist überzeugt: "Die Probe ist manipuliert worden." Und weiter: Die Umstände, unter denen Hoffmann die Probe abgegeben hätte, seien "äußerst fragwürdig" gewesen.
Gegen 3 Uhr nachts an der Bar des Magdeburger Hotels Plaza habe der Boxer einen Becher mit Urin füllen müssen. Vom Kampf schwer gezeichnet sei er nicht mehr in der Lage gewesen, die Behälter selbst zu versiegeln. Bartels versichert zudem, er könne "einen Augenzeugen benennen, der bestätigt, dass manipuliert worden ist". Namen nannte er indes nicht.
Der Veranstalter des Kampfabends, der Hamburger Boxstall Universum, hatte für die Durchführung der Dopingprobe das Münchner Unternehmen PWC beauftragt. Auf MZ-Anfrage wollte sich die Firma zu den Vorwürfen nicht äußern. "Das ist ein schwebendes Verfahren. Wir sind an die Schweigepflicht gebunden", erklärte PWC-Chef Helmut Pabst.
Doch inzwischen hat der Fall auch die Chefetage des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) erreicht. BDB-Präsident Bodo Eckmann verweist darauf, dass Hoffmann das Protokoll zur Abgabe der Dopingprobe unterschrieben habe, doch er räumt auch Gesprächsbedarf ein. "Es gibt einige Ungereimtheiten. Wir haben den Sportler und seinen Anwalt zwecks Klärung eingeladen." Bartels bestätigt, am Dienstag das Schreiben bekommen zu haben. Eckmann warnt vor einer voreiligen Öffnung der B-Probe. "Wir müssen in Ruhe überlegen, wie wir diese zur Aufklärung einsetzen."
Timo Hoffmann selbst hat klare Vorstellungen. Er strebt einen genetischen Abgleich der B-Probe an, um sicherzustellen, dass der Urin nicht von ihm stammt. Am 22. Januar hatte er einen solchen DNA-Vergleich auch mit der A-Probe vornehmen lassen und dafür selbst 1 500 Euro gezahlt. Im März übermittelte ihm das beauftragte Labor der Sporthochschule in Köln, das auch alle vorangegangenen Untersuchungen vorgenommen hatte, dass die A-Probe "nicht genug DNA von Herrn Hoffmann enthalte".
Das Labor, das wie PWC mit der Nationalen Anti-Doping-Behörde NADA zusammenarbeitet, kommentierte den Fall auf Anfrage der MZ nicht. Laborleiter Hans Geyer verwies auf das "laufende Verfahren".