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Borussia Dortmund Borussia Dortmund: Niebaum gibt Rücktritt vom Vereinsvorsitz bekannt

Von Wolfgang Müller und Dietmar Fuchs 17.10.2004, 14:40
Borussen-Präsident Gerd Niebaum in Dortmund auf der Bilanzpressekonferenz von Borussia Dortmund (Archivfoto vom 08.10.2004). Der Präsident des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, Gerd Niebaum, hat sich in einem Schreiben des neuen BVB-Großaktionärs Florian Homm verpflichtet, spätestens zum Jahre 2006 sein Amt zur Verfügung zu stellen. Dies bestätigte der Clubchef am Donnerstag (14.10.2004) in einer Erklärung. Zuvor hatte Niebaum die Existenz eines solchen Papiers dementiert. (Foto: dpa)
Borussen-Präsident Gerd Niebaum in Dortmund auf der Bilanzpressekonferenz von Borussia Dortmund (Archivfoto vom 08.10.2004). Der Präsident des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, Gerd Niebaum, hat sich in einem Schreiben des neuen BVB-Großaktionärs Florian Homm verpflichtet, spätestens zum Jahre 2006 sein Amt zur Verfügung zu stellen. Dies bestätigte der Clubchef am Donnerstag (14.10.2004) in einer Erklärung. Zuvor hatte Niebaum die Existenz eines solchen Papiers dementiert. (Foto: dpa) dpa

Dortmund/Düsseldorf/dpa. - Gerd Niebaum tritt als Präsident beiBorussia Dortmund zurück - bleibt aber Geschäftsführer der BorussiaDortmund GmbH & Co. KGaA. Unter massivem Druck von allen Seiten räumteiner der mächtigsten Männer des deutschen Bundesliga-Fußballs zurJahreshauptversammlung am 14. November nach 18 Jahren seinenPräsidenten-Stuhl, was einer Teilentmachtung gleich kommt. Diedramatische Last von mehr als 118 Millionen Euro Schulden, immer neueVorwürfe an seiner Amtsführung und die sich verschärfende sportlicheKrise zwingen Niebaum zum Teilrückzug. Winfried Materna nahm amSonntag als Vorsitzender des Aufsichtsrats sofort seinen Hut.

Niebaums Nachfolger wird ein alter BVB-Bekannter. «Ich freue mich,dass Reinhard Rauball kandidiert. Es ist ein schönes Gefühl, dassmein Vorgänger auch mein Nachfolger wird», sagte Niebaum nach einerSitzung der wichtigsten Vereinsgremien vor rund 40 Medienvertretern.Rauball wird von sofort an für den kompletten Profibereich zuständigsein. «Ich hatte eine andere Form der Lebensplanung. Ich habe abernach kurzer Bedenkzeit zugesagt», so Rauball. Die Übernahme desLizenzspielerbereichs sei «natürlich ein harter Brocken». Aber imZusammenhang mit Borussia Dortmund müsse wieder mehr über Fußballgesprochen werden.

Im Zuge des Niebaum-Rücktritts geht auch Winfried Materna alsVorsitzender des Aufsichtsrats. «Wir haben eine Konstruktiongefunden, die eine große Veränderung bedeutet, aber auchzukunftsweisend ist. Wir sind alle mit dem Ergebnis zufrieden. Ichunterstütze diese Lösung aus vollem Herzen», sagte er. Ihm soll derUnternehmer Gerd Pieper folgen.

«Wir wollen gemeinsam das Konsolidierungsprogramm vorantreiben.Hier ist viel zu tun», zeigte sich Niebaum trotz seinerbevorstehenden Demission als Präsident optimistisch. Ebenfalls im Amtals zweiter Geschäftsführer und Profi-Manager bleibt Michael Meier.«In Zukunft kann man uns daran messen, ob es uns gelingt, das Schiffwieder auf Kurs zu bringen», kündigte Meier an.

Niebaum war zuletzt immer mehr in Bedrängnis geraten und hattesich in starke Widersprüche verstrickt. Florian Homm, neuerGroßaktionär des börsennotierten Clubs, hatte in der «Bild amSonntag» seine Kritik an dem 55 Jahre alten Juristen verschärft.«Herr Dr. Niebaum gerät fast täglich durch die Veröffentlichung neuerEnthüllungen unter Druck. Unabhängig davon, ob diese alle derWahrheit entsprechen, sage ich: Diese Vielzahl an Enthüllungenschadet dem Unternehmen Borussia Dortmund.»

Das Magazin «Der Spiegel» (Montag-Ausgabe) erhebt gegen Niebaumden Vorwurf, «in die eigene Tasche» gewirtschaftet zu haben. Längstmüsse sich Niebaum «nicht nur vorhalten lassen, seit dem Champions-League-Sieg 1997 dem Größenwahn anheim gefallen zu sein und dieBorussia dank einer riskanten Ausgabenpolitik zum Pleitekandidatenmit 119 Millionen Euro Schulden gemacht zu haben». Erstmals gebe esIndizien dafür, «dass er sein Amt nutzen wollte, um in die eigeneTasche zu wirtschaften».

Meier sagte zu diesen Vorwürfen: «Es gibt keine Bereicherung vonDr. Niebaum.» Dem «Spiegel» ist nach Meiers Worten Einblick in dieUnterlagen angeboten worden: «So weit sind wir schon gesunken», soMeier. An der Sache sei «absolut nichts dran».

Niebaum sei unter anderem beim Transfer von Karlheinz Riedle vonLazio Rom zu Borussia Dortmund vor der Bundesliga-Saison 1993/1994 inErklärungsnot, so das Magazin. Eine Rückerstattung von rund 1,1Millionen Mark der beim Riedle-Wechsel angefallenen Umsatzsteuerdurch die italienischen Finanzbehörden sei nie in der Vereinskasseder Dortmunder angekommen. Eine italienische Bank habe «Kontoauszügeund sonstige Schreiben» jahrelang an eine private Adresse Niebaumsgeschickt.

Niebaum, in dessen Amtszeit glanzvolle sportliche Höhepunkte wiedrei deutsche Meisterschaften, das Double aus dem Gewinn derChampions League und des Weltpokals (1997) und auch der vielbeachtete Börsengang im Jahr 2000 fielen, soll von seinem Vorgängerbeerbt werden. Rauball, Jurist wie Niebaum, war schon von 1979 bis1982 sowie von 1984 bis 1986 BVB-Präsident.