Borussia Dortmund Borussia Dortmund: Bert van Marwijk kämpft gegen den Abstieg

Dortmund/dpa. - Das versprochene Fünf-Sterne-Haus in schönsterLage entpuppte sich als einsturzgefährdete Unterkunft mit hohemRenovierungsbedarf. Wie einem betrogenen Touristen, urteilte die«Süddeutsche Zeitung», sei es Bert van Marwijk in den vergangenenWochen bei Borussia Dortmund ergangen. Die fast täglichenHiobsbotschaften über die marode Statik des Clubs und die bedenklicheArbeitsmoral seiner kickenden Angestellten haben bei ihm fürErnüchterung gesorgt. Statt um die Europacup-Plätze muss er gegen denAbstieg kämpfen. «Diese Situation kann in kurzer Zeit nur einZauberer lösen. Ich bin es nicht», bekannte der BVB-Trainer.
Wie sehr das finanzielle Tohuwabohu der vergangenen Monate seineMannschaft beeinflusst hat, bekam van Marwijk an den vergangenenbeiden Spieltagen zu spüren. Sowohl in Stuttgart als auch gegen denHamburger SV präsentierte sich der Revierclub in einem Besorgniserregenden Zustand. Mit jedem Negativ-Erlebnis verstärkt sich derDruck auf den Niederländer. Zwar stellte sich der designierte BVB-Präsident Reinhard Rauball nach dem 0:2 gegen den HSV hinter denTrainer («Das Vertrauen ist vorhanden»), sprach aber im gleichenAtemzug von «Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts».
Aus Verärgerung über den tiefen Fall des einstigen Erfolgsclubsgingen die Fans am Samstag auf die Barrikaden. Den Coach stellten siedabei jedoch nicht in Frage. Auch sie spüren, dass van MarwijkLeidtragender einer gescheiterten Geschäftspolitik ist. Und zum Teilmit hoch bezahlten Legionären zusammenarbeiten muss, die mit demVerein innerlich bereits abgeschlossen haben. Mit Spielern wie demBrasilianer Leonardo Dede, der seit Wochen weniger durch sportlicheLeistungen als vielmehr durch angebliche Angebote anderer Vereine vonsich reden macht.
Auf einem am Montag beim Training ausgerollten Transparent mit derAufschrift «Niet opgeven, Bert» («Nicht aufgeben, Bert») bezeugteneinige Anhänger dem Coach Solidarität. Doch ans Aufgeben hat vanMarwijk bisher noch nicht gedacht: Ein kurzfristig anberaumtesTrainingslager im Westerwald, das die Borussia vor dem Heimspiel amSamstag gegen Bayer Leverkusen bezieht, soll die Mannschaft auf denbevorstehenden Existenzkampf einschwören. «Ich will Ruhe haben»,sagte van Marwijk, «das ist jetzt das Wichtigste.»
Gelingt jedoch auch im sechsten Heimspiel der Saison am Samstagkein Sieg, dürfte der Gegenwind für van Marwijk stärker werden.Angriffsflächen sind vorhanden: Schon stand zu lesen, dass er seinenProfis ein zu großes Freizeitangebot gewähre und zu zögerlich ein-und auswechsle. Doch anders als der scheidende Vereinspräsident GerdNiebaum ist van Marwijk kein Mensch, der an seinem Stuhl klebt. Solange, bis sein guter Ruf ruiniert ist, will er nicht warten. «Manbraucht mich nicht zu entlassen. Ich fühle selbst, ob noch Vertrauenda ist.»