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Bob Bob: «Das ist Gold wert»

Von Ines Reichelt 17.12.2001, 15:37
Das Archivbild zeigt die Bobfahrerin Susi Erdmann, aufgenommen am 11.11.2001 im sauerländischen Winterberg beim Weltcup-Rennen. Als erste deutsche Bob-Pilotin hat die 33-Jährige am Sonntag (16.12.2001) das Weltcup-Finale in Calgary gewonnen. Für die dreimalige Rodelweltmeisterin hat mit ihrem Einstieg in den Bob eine neue Zeitrechnung begonnen. Mit ihrem Sieg in Calgary steht der Nominierung von Susi Erdmann für die Olympia-Premiere im Frauenbob nichts mehr im Wege. dpa/lbn (zum Korr.-Bericht dpa 0213 am 17.12.2001)
Das Archivbild zeigt die Bobfahrerin Susi Erdmann, aufgenommen am 11.11.2001 im sauerländischen Winterberg beim Weltcup-Rennen. Als erste deutsche Bob-Pilotin hat die 33-Jährige am Sonntag (16.12.2001) das Weltcup-Finale in Calgary gewonnen. Für die dreimalige Rodelweltmeisterin hat mit ihrem Einstieg in den Bob eine neue Zeitrechnung begonnen. Mit ihrem Sieg in Calgary steht der Nominierung von Susi Erdmann für die Olympia-Premiere im Frauenbob nichts mehr im Wege. dpa/lbn (zum Korr.-Bericht dpa 0213 am 17.12.2001) ZB

Leipzig/dpa. - Ausgerechnet auf der Olympia-Bahn von 1988, wo sie als Rodlerinstets vom gefürchteten Chinook-Wind «verblasen» wurde, machte sienach WM-Bronze in der vergangenen Saison ihren größten Erfolg alsBob-Steuerfrau perfekt. «Ich habe bewiesen, dass noch was geht, auchwenn eine Frau nicht mehr ganz so jung ist», sagte die ausBlankenburg im Harz stammende Erdmann nach ihrer «Reifeprüfung»voller Genugtuung. Die dreimalige Rodel-Weltmeisterin wurmt bisheute, dass ihr auf dem Rennschlitten vor zwei Jahren keinePerspektive mehr in Aussicht gestellt worden war.

Doch mit ihrem Einstieg in den Bob hat für sie eine neueZeitrechnung begonnen. Ihre herausragenden Fähigkeiten als Steuerfrausind unbestritten. Und die attraktive Blondine legte sich auchmächtig ins Zeug, um ihre athletischen Defizite am Start aufzuholen.Mit Bundestrainer Raimund Bethge, der ihr die Trainingspläneschreibt, hat sie einen Erfolgscoach an ihrer Seite, bei dem sie auchmal ihr Herz ausschütten kann. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie sichins neue Metier einfuchste, nötigte den anfangs skeptischen Männernim Bob-Lager Respekt ab. «Hut ab, was die Frauen leisten», verteiltVierer-Weltcupsieger Andre Lange Komplimente. Mit ihrem früherenLebensgefährten Christoph Langen hat Susi Erdmann im Sommer einenneuen Bob gebaut.

Dass sie nicht nur mit dem Material des Doppel-Weltmeistersschnell ist, bewies sie in Calgary, als sie einen eigenen Satz Kufenaus dem Ärmel zauberte. «Ich hatte die Kufen schon lange. Es warpurer Zufall, dass ich sie jetzt mal ausprobiert habe.» Testhalberwird sie zwischen Weihnachten und Neujahr einen nagelneuen FES-Schlitten fahren. «Doch mein Herz hängt an dem selbst gebauten Bob.»

Ihr Herz hängt auch an ihren Anschieberinnen Birgit Brodbeck,Tanja Hees und Annegret Dietrich. Doch die besten Startleistungenbrachte sie in Calgary mit der von Sandra Prokoff ausgeborgten NicoleHerschmann. Dass die deutsche Dreisprung-Meisterin aus Berlin bei ihrauch in Park City an der Bremse sitzt, ist gut möglich. Anfang Januarwerden die stärksten Frauen das letzte Olympia-Ticket ausschieben.Fest steht bisher nur, dass Ulrike Holzner mit Sandra Prokoff an denStart gehen wird. «Die schnellsten fahren, wir brauchen eineschlagkräftige Truppe», kündigt Susi Erdmann eine Entscheidung ohneGefühls-Duselei an und hält bewusst den Ball flach: «Ich verfallenach dem Weltcup-Sieg nicht in Mords-Euphorie. Das große Ziel, aufdas ich hinarbeite, bleibt eine Olympia-Medaille.» Und vielleichtklappt es ja doch mit dem fehlenden Gold in der Sammlung.