Biathlon Biathlon: Wilhelm will den Weltcup

Halle/Östersund/MZ. - Kati Wilhelm sagt, etwas anderes glaube ihr doch keiner. Also spricht sie es ohne Drumherumreden aus: "Ich will in diesem Winter um den Weltcup kämpfen und zähle mich zu den vier, fünf Favoritinnen. Nach den beiden Olympiasiegen von Salt Lake City und dem Weltmeistertitel 2001 bleibt mir kein anderes Ziel." Damit wäre das Eine geklärt, bevor morgen im schwedischen Östersund der scharfe Start in die Weltcup-Saison erfolgt.
Bliebe noch die zweite und fast entscheidende Frage, die nach den ersten Nacktfotos - beim Zeitgeist des Spitzensports fast schon zwingend gestellt. Im gewagten Abendkleid hat sich die Thüringerin mit der auffallend feuerrot gefärbten Frisur schon in Pose geworfen, "so reicht das jedoch völlig". Die blanke Haut für ein Zipfelchen mehr Popularität zu Markte zu tragen, "ist nicht drin, eher schon mein loses Mundwerk".
Kess, unverblümt, fröhlich und aufreizend erfolgreich - die Olympiatage in Salt Lake City haben einen neuen deutschen Sportstar hervorgezaubert. Zwar gab es nach der olympischen Goldgräberei zunächst etwas Ladehemmung, aber dann hat sich die Angelegenheit mit zwei neuen Sponsoren zu ihrer Zufriedenheit geklärt. "Warum soll mich nicht auch der Blick auf den Kontoauszug erfreuen", fragt sich die hoch gewachsene Biathletin aus Zella-Mehlis bei Suhl. Doch der Lorbeer von gestern welkt schnell. Da macht sich Kati Wilhelm nichts vor. "Die Gesellschaft will nur Sieger sehen. Ich spüre schon, wie der Druck bei mir wächst vor diesem nacholympischen Winter." So spricht die 26-Jährige schon mal vorsorglich davon, dass sie sich ärgern werde, wenn sie bei einem zweiten Platz als Verliererin hingestellt werden sollte.
Aber die Zeichen stehen gut für das Vorhaben mit dem Weltcup-Triumph. Denn zwei der größten Konkurrentinnen haben für Kati Wilhelm den Platz geräumt. Magdalena Forsberg, die sechsfache Gewinnerin im Gesamt-Weltcup aus Schweden, beendete ihre Karriere unvollendet, denn bei den Olympischen Spielen im Februar in den USA machten ihr die Nerven einen Strich durch die Sieges-Rechnung. Die vierfache Weltmeisterin Liv Grete Poiree aus Norwegen legt wegen ihrer Schwangerschaft eine freudbetonte Pause ein. Bleiben noch Olympiasiegerin Olga Pylewa aus Russland, vielleicht die Ukrainerin Olena Zubrilowa und natürlich Uschi Disl.
Die 32 Jahre alte Bayerin Disl sagt sich: "Jetzt oder nie." Acht Mal hat sie bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften in Einzel-Wettbewerben Silbermedaillen gewonnen und meint nach ihren beiden Staffel-Olympiasiegen 1998 und 2002, dass sie jetzt auch mit dem Gesamt-Weltcup dran sei. 23 Tages-Siege im Weltpokal stempeln die mit ihrem Freund im Tiroler Zillertal lebende Sportsoldatin zur zweiterfolgreichsten Skijägerin im Weltpokal nach Forsberg. Dagegen nimmt sich der einzige Weltcup-Einzelerfolg von Kati Wilhelm beim Sprintrennen 2001 in Lake Placid bescheiden aus.
Aber die Thüringerin, die bis vor vier Jahren Langläuferin war, hat durch ihre verbesserten Leistungen beim Schießen und den ohnehin überragenden Auftritten in der Loipe ideale Voraussetzungen. "Ich schieße stabiler und hoffe, dass die Zittereinlagen der vergangenen Jahre seltener werden", erzählt Kati Wilhelm von ihren Fortschritten beim Training im Sommer und dem Herbst. Die deutschen Frauen haben sich da bei guter Stimmung im Team vorangetrieben. Kein Wunder bei den Aussichten.
