Biathlon Biathlon: Kati Wilhelm feiert zweiten Platz in Ruhpolding
Ruhpolding/dpa. - «Dank an unseren Bundestrainer, der uns heute Morgen die Leviten gelesen hat. In Oberhof drei Russen vorn, hier drei Norweger. Da verdient man schon einen Arschtritt», berichtete der Altenberger Michael Rösch, der als Fünfter bester Deutscher war, von einer lautstarken Mannschaftssitzung. Vor der Ruhpoldinger Weltcup-Rekordkulisse von insgesamt 87 000 Zuschauern blieben die deutschen Skijäger beim «Björndalen-Festival» jedoch ohne Tagessieg und mussten die Gelben Trikots an Anna Carin Olofsson (Schweden) und Ole Einar Björndalen (Norwegen) abgeben.
«Biathlon-König» Ole Einar Björndalen deklassierte bei seinen Weltcupsiegen Nummer 70 im Sprint und 71 beim Massenstart die gesamte Konkurrenz. Mit 388 Punkten führt er wieder das Weltcupklassement vor Michael Greis (Nesselwang/349) an und ist WM-Favorit. Björndalen traf als einziger im Chiemgau bei allen 40 Wettkampfschüssen ins Schwarze.
Nach dem materialbedingten Einbruch im Sprint reichte es für die deutschen Männer zu den Plätzen 5 für Michael Rösch (Altenberg), 9 für Michael Greis (Nesselwang), 11 für Lokalmatador Ricco Groß, dem beim letzten Auftritt in seinem «Wohnzimmer» die Tränen der Rührung in den Augen standen, und 15 für Andreas Birnbacher (Schleching).
«Bis zur WM haben wir aber noch viel zu tun, bei der Laufarbeit, beim Material und am Schießstand», zeigte Bundestrainer Frank Ullrich Reserven in allen Bereichen auf. «So richtig passt's noch nicht, auch wenn wir heute den gestrigen Einbruch ausgebügelt haben. Leider haben wir durch die Schießfehler von 'Ebs' Rösch, Michi Greis, Ricco Groß und Andi Birnbacher beim letzten Anschlag den Podestplatz vergeben», bedauerte Ullrich.
Die schwedische Olympiasiegerin Olofsson übernahm das Gelbe Trikot durch den Erfolg in ihrer Lieblingsdisziplin Massenstart über 12,5 km vor Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) mit 382 Punkten von der erkrankt fehlenden Andrea Henkel (Großbreitenbach/371). Dritte ist Wilhelm (367). Kathrin Hitzer (Gosheim) wurde Siebte, Pechvogel Magdalena Neuner nach fünf «Fahrkarten» beim letzten Schießen 15.
Die Entscheidung im Damen-Krimi fiel beim vierten und letzten Schießen, als Olofsson, Wilhelm und Magdalena Neuner (Wallgau) nebeneinander standen. Der 19-jährigin Bayerin zitterten die Knie, spielten die Nerven einen Streich. Keine Scheibe fiel, sie musste fünf Mal in die Strafrunde. Dagegen verfehlten die beiden Routiniers jeweils nur ein Mal das Schwarze.
«Fünf Fehler sind mir noch nie passiert. Ich hatte eine totale 'Nähmaschine'. Die Knie zitterten, der ganze Körper bebte», versuchte Neuner ihren «Blackout» zu erklären, durch den sie noch auf den 15. Platz zurückfiel. «Einen Knacks gibt mir das aber jetzt nicht», sagte sie.
Verfolgungs-Olympiasiegerin Kati Wilhelm stürmte vier Sekunden vor Olofsson auf die letzten 2,5 km. «Dass ich 'Aco' auf der letzten Runde nicht halten konnte, ist nicht so tragisch. Mir fehlt noch ein bissel das Durchhaltevermögen», sagte die Thüringerin. «Ich freue mich aber tierisch über meinen ersten Podestplatz in diesem Jahr. Darauf habe ich so lange gewartet.»